Arnsberg. Warum sich Wagyu-Rinder auf den Weiden rund um Wennigloh so wohl fühlen - und wie weitere heimische Landwirte von dieser Geschäftsidee profitieren könnten.

Wer die schmale Straße hinauf zum Hof „Bönkhausen 1“ nahe Wennigloh entlang fährt, findet die angrenzenden Weiden derzeit verweist vor. Die einsetzende winterliche Witterung hat die sonst dort grasenden Rinder in den Stall gezwungen. „Wir haben sie zu Wochenbeginn reingeholt“, sagt Christoph Willeke.

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Seine wuscheligen Schützlinge lassen es sich derweil bei schmackhaftem Futter gut gehen - es sind Wagyus; und es werden immer mehr: 105 Tiere zählt die stattliche Herde aktuell, die Zahl hat sich in den vergangenen vier Jahren mehr als verdoppelt. „Die Nachfrage ist weiterhin hoch“, freut sich Willekes Partnerin Katrin Schütz über reges Kundeninteresse am schmackhaften, allerdings teuren Fleisch der Tiere. Das Paar führt das Unternehmen „Wagyu Sauerland“ - hat sich in wenigen Jahren eine Spitzenposition in der deutschen Züchter-Szene erarbeitet. Jüngster Beweis: Platz eins beim „Deutschen Wagyu Fleisch Contest“ 2024:

Wagyu Sauerland in Wennigloh gewinnt Preis 2024
Preisverleihung beim Wagyu Fleisch Contest, dabei auch der Vorsitzende des Wagyuverbandes Deutschland, Uwe Jerathe (rechts).  © WP | Privat

In einem spannenden Wettbewerb, der die besten Wagyu-Züchter des Landes vereint, überzeugten die Wennigloher Züchter mit herausragender Fleischqualität, intensiver Marmorierung und unverwechselbarem Geschmack. Die Jury aus renommierten Fleisch-Sommeliers und Gourmet-Experten lobte besonders die zarte Textur und das aromatische Profil der präsentierten Wagyu-Produkte.

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Christoph Willeke: „Dieser Sieg ist ein Verdienst unseres gesamten Teams. Wir legen enormen Wert auf artgerechte Haltung und eine optimale Fütterung der Tiere. Nur so können wir Fleisch in dieser Qualität produzieren.“

Wagyu Sauerland in Wennigloh wächst weiter
Katrin und Christoph präsentieren ihre große Auswahl an Premium-Steaks. © WP | Torsten Koch

Sein Team (Katrin - sowie inzwischen zwei Angestellte) und er haben in den vergangenen Jahren schon mehrere Auszeichnungen erhalten, doch der diesjährige Triumph sei für das Unternehmen besonders bedeutend: „Der Wettbewerb wird jedes Jahr intensiver, die Konkurrenz schläft nicht“, so der Geschäftsführer von Wagyu Sauerland.

Sauerländer Gräser als „Geheimrezept“

Was macht Sauerländer Wagyu-Fleisch unverwechselbar? Die Tiere des Betriebs werden in einer natürlichen Umgebung mit viel Auslauf gehalten - und: „Der besondere Geschmack unseres Fleisches ist auf die Vielfalt der Sauerländer Gräser und Kräuter zurückzuführen. Wir säen eine ganz spezielle Kräutermischung auf unseren Wiesen aus, die den außergewöhnlichen Geschmack prägt“, so Willeke.

Wagyu Sauerland in Wennigloh gewinnt Preis 2024
Ein gefragtes Stück Fleisch: Fein marmoriertes Wagyu Steak, japanischer Teppanyaki Cut. © WP | Privat

Das schätzen mittlerweile Abnehmer aus ganz Deutschland - und weit darüber hinaus: Ihre große Auswahl an Premium-Steaks versenden Katrin und Christoph über ihren Online-Shop europaweit - per Express-Versand. In der Regel mittwochs gehen die nachhaltigen Isolierverpackungen (mit Kühlakkus und Trockeneis) auf die Reise - und kommen schnell ans Ziel: „Selbst der Wagyu-Liebhaber in Schweden erhält sein Fleisch am nächsten Tag“, versichert Katrin Schütz. Im Hofladen (freitags 15 bis 17, samstags 10 bis 14 Uhr geöffnet) sowie bei Fünf-Gänge-Tasting-Events am Hof (im Sommer) haben Interessierte zudem die Möglichkeit, das Unternehmerpaar persönlich kennenzulernen. Weitere Info zum Betrieb: www.wagyu-sauerland.de/ Die Homepage „verrät“ auch die Preise - ein Beispiel: Das 300 Gramm Wagyu-Rumpsteak kostet knapp 80 Euro.

Wagyu-Zucht statt Milchvieh-Haltung?

Eine Erfolgsgeschichte, an der schon bald weitere heimische Landwirte mitschreiben könnten: „Unser Geschäftsmodell läuft - aber am Standort Wennigloh sind unsere Kapazitäten mit der jetzt erreichten Herdengröße ausgeschöpft“, erklärt Christoph Willeke - und kann sich eine Kooperation mit anderen Landwirten sehr gut vorstellen. Vor allem für Milchviehbetriebe, die immer öfter die Segel streichen müssen - wie erst kürzlich wieder in Müschede - wäre das vielleicht eine Alternative. Mittelfristig plant der Wagyu-Experte einen „Franchise-Ansatz“, damit sein Unternehmen die wachsende Nachfrage auch künftig bewältigen kann.