Arnsberg/Sundern. Redakteur Eric Claßen über den „Windrad-Wildwuchs“ in Arnsberg und Sundern. Nur die Kräfte des Marktes werden das Problem nicht beheben.

„Das Land der 1000 Windräder“, „die Verspargelung der Landschaft“ sind nur zwei der abgewandelten Redewendungen, die aktuell im Sauerland in Teilen der Bevölkerung gern genutzt werden. Das Thema Windkraft beschäftigt die Menschen. Dass die Transformation von fossilen hin zu regenerativen Energieträgern schmerzhaft, teuer und langwierig sein würde, war schon vor langem klar. Doch die Politik droht die Akzeptanz in der Bevölkerung bundesweit - und nicht nur im Sauerland - zu verlieren. Das liegt daran, dass ein Gesamtkonzept für die Energieplanung in Deutschland schlicht und einfach nicht erkennbar ist. Die Planungen erinnern bisweilen eher an Flickschusterei als an einen ausgeklügelten Fahrplan, an dem man sich orientieren kann.

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Die Folge ist ein regelrechtes Rattenrennen der Projektierer in Sachen Windkraftanlagenbau. Jedes der Unternehmen versucht noch ein Stück vom Kuchen abzubekommen, stellt Anträge für den Bau von Windrädern, um möglichst viel Geld zu verdienen. Spätestens seit dem letzten Urteil des Oberverwaltungsgerichts in Münster gleicht der Wettbewerb dem Wilden Westen. Den Firmen kann man das nur bedingt vorwerfen, denn die Politik wollte angesichts des Klimawandels und den Folgen des Ukraine-Kriegs eine noch schnellere Energiewende erzwingen und hat den Markt entfesselt. Offenbar sind Teile dieser Transformation jetzt außer Kontrolle geraten. Mit Folgen für die Bürger, die einen solchen Wandel auf ihre Kosten nicht mittragen möchten. Und auch die Umwelt wird darunter leiden, obwohl doch gerade sie dadurch geschützt werden sollte.

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Ganz aus der Verantwortung darf man uns Bürger jedoch auch nicht nehmen, bei dieser Thematik. Dass wir dauerhaft wegkommen müssen von Kohlekraftwerken, Gas aus Russland und Atomstrom ist offensichtlich und notwendig. Dazu müssen wir verstärkt auf Windkraft, Photovoltaik und andere natürliche Ressourcen setzen. Man kann nicht nur gegen alles und jeden sein. Deswegen müssen auch Windräder im Sauerland errichtet werden. Es kann nicht sein, dass man nach dem Sanktfloriansprinzip alles in die norddeutsche Tiefebene, an die Küsten und in die Weiten des Ostens verlagert und sich hier vor der Verantwortung drückt. Auch in Arnsberg und Sundern müssen wir Windkraftanlagen akzeptieren - aber in einem gesunden Maße und eben nicht in einer Masse, dass ganze Landstriche künftig möglicherweise zugepflastert werden. Hier ist vor allem die Bundespolitik gefragt zu handeln, um den Verwaltungen und der Lokalpolitik zu helfen.

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