Arnsberg/Sundern. Eltern gehen auf die Barrikaden: Wut, Verzweiflung und viele Fragen zur geplanten Schließung in Bruchhausen. Und in Sundern große Erleichterung.

An zwei Standorten der katholischen „Wir-Kindertagesstätten“ in Arnsberg sollen keine Neuaufnahmen mehr realisiert werden. Die Kita Maria Magdalena in Bruchhausen und die Kita St. Michael in Neheim werden auslaufen und daraufhin geschlossen. Ein Lichtblick: Der Caritasverband hat sich bereit erklärt, die Trägerschaft der Einrichtung St. Norbertus in Arnsberg zu übernehmen. Dort atmen Eltern und Mitarbeitende auf, denn an diesem Standort ändert sich nur der Träger.

Für Sunderns Dörfer gibt es ebenfalls Entwarnung. Stadtsprecherin Alicia Sommer erklärt: „Der katholische Träger hat auch mehrere Einrichtungen in unserem Stadtgebiet. Doch die Einschränkungen betreffen die Stadt Sundern aktuell nicht.“ Und Michael Stratmann, Geschäftsführer der Wir-Kitas betont diesbezüglich: „Unsere sieben Wir-Kitas in Sundern waren zu keinem Zeitpunkt in den Prozess im Stadtgebiet Arnsberg einbezogen.“

Auch interessant

In Bruchhausen hingegen ist in der Elternschaft bereits eine Diskussion entfacht. Wut, Verzweiflung und viele Fragen lassen die Emotionen hochkochen. Aber mittlerweile haben die Eltern eine Online-Petition gestartet. „Wie kann es sein, dass man den Kleinsten unserer Gesellschaft solche Steine in den Weg legt?“, fragt Hannah Gomes. Die junge Mutter hat die Entscheidung des Trägers doppelt getroffen. Sie hat einen zweijährigen Sohn, der bereits die katholische Kita in Bruchhausen besucht und eine zehn Monate alte Tochter, die dort angemeldet werden sollte.

Besonders Eltern mehrerer Kinder machen sich Sorgen

„Anstatt die Zeit mit unseren Kindern nun unbeschwert zu genießen, machen mein Mann und ich uns Gedanken darum, ob und wann ich als Mutter wieder ins Berufsleben einsteigen kann, ob unser Sohn noch drei Jahre in seiner Kita bleiben kann und in welche Kita unsere kleine Tochter gehen wird.“ Die Maria-Magdalena-Kita in Bruchhausen sollte erhalten bleiben, appelliert sie. „Ich hoffe, dass Stadt, Politik und kirchlicher Träger gemeinsam und offen kommunizieren, um eine Lösung zu finden.“

Darauf hofft auch Nina Borgs, die in einer ähnlichen Misere steckt. „Wir sind extra aus der Stadt ins Dorf gezogen, damit unsere Kinder hier unbeschwert aufwachsen und die Kindertagesstätte zu Fuß erreichen können“, erklärt sie. Ihr Sohn Aaron ist vier Jahre alt und soll möglichst noch zwei Jahre in der Kita Maria Magdalena bleiben. „Unsere Tochter Anna ist zwei Jahre alt und sie sollte eigentlich auch in die katholische Kindertagesstätte gehen.“

Sie weiß jetzt nicht, ob das noch möglich ist. „Wenn wir das zweite Kind jetzt anderswo unterbringen müssen, ist das natürlich mit viel mehr Aufwand verbunden“, sagt sie. Alles sei so ungewiss. Auch kleinere Probleme, wie St. Martins-Umzüge oder Sommerfeste im Kindergarten, müssten jetzt doppelt terminiert und in den Familienalltag integriert werden. „Und melde ich meinen Sohn in einen anderen Kindergarten um, muss er sich neue Freunde suchen. Das ist auch ein Problem.“

Auch interessant

Ein alleinerziehender Vater, der als Kind selber den katholischen Kindergarten besucht hat, findet es tragisch, dass mit der gut geführten Einrichtung zudem ein Stück Geschichte in Bruchhausen „zu Bruch geht.“ Außer nostalgischen Gründen führt er noch an: „Vielleicht sollte man sich mehr um bestehende Einrichtungen bemühen, als ständig neue Kindergärten zu eröffnen. Alte Besen kehren schließlich auch gut.“

Wir-Kita-Geschäftsführer Michael Stratmann hat auf alle die Sorgen und Nöte der Eltern noch keine konkreten Antworten und verweist darauf, dass die Rahmenbedingungen und die Gebäudesituation in enger Abstimmung mit der Stadt Arnsberg geprüft werden. „Erst nach dieser Überprüfung und Bewertung können die von Ihnen gestellten Fragen beantwortet werden. Insofern bitte ich um Verständnis“, heißt es in einer E-Mail an unsere Redaktion.

Für Frank Neuhaus hat das Thema eine hohe Priorität. Er will sich dafür einsetzen, dass auch in Zukunft in Bruchhausen für genügend Betreuungsplätze gesorgt wird.
Für Frank Neuhaus hat das Thema eine hohe Priorität. Er will sich dafür einsetzen, dass auch in Zukunft in Bruchhausen für genügend Betreuungsplätze gesorgt wird. © WP | Anja Jungvogel

Eine hoffnungsvolle Nachricht erfolgt hingegen vom Bezirksausschussvorsitzenden Frank Neuhaus, für den das Thema eine hohe Priorität hat: „Unser Bürgermeister hat gemeinsam mit der Dezernats- und Fachdienstleitung bereits mehrere Vorschläge erarbeitet, wie es auch in Zukunft gelingt, ausreichend Plätze in Bruchhausen anbieten zu können. Wir werden die Bedarfssituation verantwortungsvoll im Blick behalten.“