Arnsberg. Drei Grundschulen aus Arnberg mit besonderen sozialen Herausforderungen formulieren klare Erwartungen an das Startchancen-Förderprogramm.

Seit Beginn des laufenden Schuljahres werden Schulen „mit besonders herausfordernden Lagen“ zukünftig durch einen „Startchancen-Programm“ von Bund und Ländern besonders unterstützt. Es gilt als das größte bildungspolitische Programm in der Geschichte des Landes, mit rund 4000 teilnehmende Schulen und einem Förderbetrag von gut 20 Milliarden Euro über einen Zeitraum von zehn Jahren. Alle drei ausgewählten Grundschulen im Hochsauerlandkreis sind in Trägerschaft der Stadt Arnsberg:

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Es handelt sich um die Grundschule Moosfelde, die Norbertusschule Arnsberg und die Rote Schule in Neheim. In einem nächsten Schritt hofft man, auch die Grimme-Hauptschule Neheim zu berücksichtigen. „Diese vier Arnsberger Schulen gezielt zu unterstützen und über die drei Säulen des Programms für einen längeren Zeitraum zu fördern und zu stärken, ist Ziel der Verwaltung“, heißt es in einem Bericht, der in dieser Woche dem Schulausschuss vorgelegt wird.

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Konkret handelt es sich bei den Säulen um ein Investitionsprogramm für Infrastruktur und Ausstattung „für eine zeitgemäße und förderliche Lernumgebung“ (40 Prozent), Chancenbudgets „bedarfsgerechte Lösungen zur Schul- und Unterrichtsentwicklung“ (30 Prozent) und Personal zur Stärkung multiprofessioneller Teams mit einer zusätzlichen Stelle (30 Prozent). Die Verwaltung kündigt auch an, dass es dem Bildungsbüro der Stadt Arnsberg „eine verstärkende und koordinierende Unterstützung“ geben soll. Hier wird auch der Bedarf einer zusätzlichen Projektstelle im Arnsberger Bildungsbüro angemeldet.

Die Norbertusschule im Stadtteil Arnsberg.
Die Norbertusschule im Stadtteil Arnsberg. © Ted Jones/WP | Ted Jones

Noch aber ist kein Geld bei den Schulen angekommen. Die Details des Startchancen-Programms werden in den Förderrichtlinien noch geregelt. Voraussichtlich sollen die Schulträger das Förderbudget bereitstellen. „Über die bedarfsgerechte Beantragung und Verwendung in den Startchancen-Schulen entscheidet der Schulträger“, teilt die Verwaltung mit. Lediglich die Säule 1 (Infrastruktur/Ausstattung) sieht einen Eigenanteil des Schulträgers von 30 Prozent vor.

Gefragt sind vor allem aber die Schulen, um kreativ und zielführend Antworten auf die Herausforderung der Arbeit in einem sozial benachteiligten Sozialraum zu finden. Eine der teilnehmenden Schulen ist die Arnsberger Norbertusschule mit derzeit 192 Lernenden und jahrgangsübergreifendem Lernen in der Schuleingangsphase. 120 Kinder besuchen den Offenen Ganztag, weitere 30 die Betreuung 8 bis 1 plus. Über 30 Prozent der Schüler haben eine Zuwanderungsgeschichte. Die Norbertusschule ist eine Schule des „Gemeinsamen Lernens“ mit derzeitigen Förderbereichen Lernen, Emotional-Soziale Entwicklung, Hören und Kommunikation, Sehen, geistige Entwicklung und Autismusspektrumsstörung.

Norbertusschule plant neue Lernlandschaften

Für die beiden kommenden Jahre wurden Schulentwicklungsvorhaben definiert. Darunter das von der Bezirksregierung moderierte Projekt „Vielfalt fördern“. Hierbei geht es darum, „den Bereich der individuellen Förderung einschließlich Teamarbeit zu evaluieren und qualitativ zu verbessern, damit alle Kinder mit ihren individuellen Stärken dort abgeholt werden, wo sie gerade stehen“. Das Vorhaben wurde bereits auf den Weg gebracht. Im Startchancen-Programm ist das Motto „Leben-Lernen-Lachen - Hand in Hand“ ausgeschrieben. Hier gibt es bereits Ideen zur Nutzung der finanziellen Mittel, wobei die Aussprache und Abstimmung in der nächsten Schulkonferenz erfolgen soll. Angedacht ist so zum Beispiel die Ausgestaltung von zwei Fluren zu Lernlandschaften, indem dort eine lernförderliche Umgebung eingerichtet wird. Gewünscht sind zudem Fortbildungsangebote zur Schul- und Unterrichtsentwicklung und die Erweiterung des multiprofessionellen Teams durch Stellenausschreibung für Schulsozialarbeit. „Für Angebote für Unterstützung und Beratung von Kindern, Eltern und Kollegium, für Maßnahmen zur sozialen und kulturellen Integration und Maßnahmen zur Verbesserung der sozialen Kompetenz sowie Elterncoaching oder Elterncafé“, teilen Claudia Schulte (Schulleiterin) und Frauke Schnittger (stellv. Schulleiterin) auf Nachfrage mit.

Die „Rote Schule“ in Neheim.
Die „Rote Schule“ in Neheim. © WP | Martin Haselhorst

Rote Schule: Besondere Herausforderung für Kinder und Lehrkräfte

An der Roten Schule in Neheim lernen derzeit 270 Schülerinnen und Schüler. Davon besuchen rund 150 Kinder unsere OGS und 30 die Betreuung (8 Uhr bis 13.20 Uhr). „Wir sind eine Schule des Gemeinsamen Lernens und unterrichten Kinder in verschiedenen Bildungsgängen und mit unterschiedlichen sonderpädagogischen Förderbedarfen“, stellt Schulleiterin Thekla Bock-Weitershagen die Schule vor. Dabei sind Schülerinnen und Schüler mit den verschiedensten Begabungen und den unterschiedlichsten Förderbedarfen und gesundheitlichen Einschränkungen. „Viele unserer Kinder kommen aus Familien, die von Armut bedroht sind. Ein weiterer Teil unserer Schülerschaft wird mehrsprachig groß“, so die Pädagogin. Dies sei auf der einen Seite ein Potenzial, das es zu nutzen gilt, „auf der anderen Seite stellt dies oft auch eine besondere Herausforderung für Kinder und Lehrkräfte dar“.

„Viele unserer Kinder kommen aus Familien, die von Armut bedroht sind. Ein weiterer Teil unserer Schülerschaft wird mehrsprachig groß.“

Thekla Bock-Weitershagen
Schulleiterin Rote Schule Neheim

An das Startchancen-Programm werden auch mit Blick auf den im Jahr 2027/28 geplanten Umzug in das bis dahin kernsanierte Gebäude der Grimmeschule Erwartungen gestellt. „Wir erhoffen uns über das Programm eine zusätzliche finanzielle Unterstützung bei der Ausstattung unserer Räumlichkeiten“, so die Schulleiterin. Die Stadt Arnsberg habe eine zeitgemäße Sanierung der Räume zugesagt. Mit der Teilnahme am Programm könnten zusätzliche Gelder in die weitere pädagogische Ausstattung und Gestaltung von Klassen-, Fach- und OGS-Räumen fließen können, um diese nach lernfördernden, an den Bedürfnissen der Kinder orientierten Maßstäben einzurichten. „Wir erhoffen uns Angebote, die uns in unserem Schulentwicklungsprozess zielgerichtet begleiten und unsere Unterrichtsgestaltung noch besser auf die Ausgangslagen unserer Schülerschaft abzustimmen helfen“, sagt Thekla Bock.-Weiterhagen. Auch hier besteht der Wunsch nach Schulsozialarbeit.

Grundschule Moosfelde will sich vernetzen

Die Grundschule Moosfelde weist anders als die beiden anderen Grundschulen (Sozialindex 6) sogar den Sozialindex 7 auf. „Einen großen Anteil unserer Schülerschaft kann man als sozioökonomisch benachteiligt bezeichnen“, sagt Schulleiterin Verena Backer. Von 200 Schülern besuchen 133 den Offenen Ganztag. „Dieser bunten Schülerschaft steht bereits jetzt eine bunte Vielfalt an Kolleginnen und Kollegen gegenüber“, so Verena Backer. So würden derzeit rund 50 Personen haupt- und ehrenamtlich in multiprofessionellen Team an der stark von Migrationshintergründen geprägten Schule.

Die Grundschule Moosfelde
Die Grundschule Moosfelde © FUNKE Foto Services | Hans Blossey www.luftbild-blossey.de

An der Grundschule Moosfelde gibt es verbunden mit dem Startchancen-Programm ambitionierte Ziele. So sollen die nächsten drei bis vier Monate im Team genutzt werden, um sich mit anderen Schulen mit ähnlichem Sozialindex zu vernetzen. „Dann wollen wir überlegen, was wir konkret an unserer Schule benötigen, um die Basiskompetenzen in Mathematik und Deutsch mit Blick auf Lesen, Schreiben, Alltagssprache und Bildungssprache noch besser fördern zu können“, erklärt Verena Backer im Namen ihres Teams. Das werde sich sowohl auf eine geeignete Lernumgebung sowie auf geeignetes Fördermaterial als auch geeignetes Diagnosewerkzeug beziehen. „Anschließend hoffen wir dann, dies zeitnah bestellen und in unserer Schule umsetzen zu können“, sagt die Schulleiterin. Ausgeschrieben werden solle eine zusätzliche Stelle - je nach ermitteltem Bedarf solle es sich um eine Erzieher- oder Sozialpädagogenstelle handeln. Hoffnung wird auch auf die im Programm verankerte wissenschaftliche Unterstützung gesetzt.

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