Arnsberg. Kommt neue Technologie auch bei Windenergie-Projekten in Arnsberg zum Einsatz? Und welche Rolle spielt der Rüstungskonzern bei der Entwicklung?

Stell Dir vor, Du bist ein Vogel - und die ständig wachsende Zahl von Windenergie-Anlagen (WEA) macht Dir richtig Sorgen. Schließlich sind die Dinger für einen gefiederten Luftverkehrs-Teilnehmer alles andere als ungefährlich. Was also tun? In die Eifel ausweichen? Keine schlechte Idee - denn dort „dreht sich was“ in Sachen Vogelschutz und WEA: Die Region der Windparks Dahlem IV und Dahlem V ist inzwischen eines der wohl bestuntersuchten Waldstücke Deutschlands. Seit 2015 wird das Gebiet teilweise jährlich untersucht, um die Flugbewegungen von Vögeln wie Rotmilan, Schwarzmilan oder Schwarzstorch zu erfassen.

Doch es kommt noch besser: In beiden Windparks werden zum Schutz von windkraftsensiblen Vogelarten Kameras eingesetzt, die den Luftraum um die WEA überwachen - und bei kritischer Annäherung die WEA abschalten, sodass ein gefahrloser Vorbeiflug gewährleistet werden kann. „So machen wir unsere Windparks sicher für die Tierwelt und schaffen einen Ausgleich zwischen Natur- und Klimaschutz“, erklärt Projektleiter Thilo Wemmer-Geist von der dort tätigen Firma DunoAir.

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Pech für heimische Vögel: Dieser Projektierer hat im Sauerland derzeit kein „Windpark.-Eisen“ im Feuer. Wohl aber das Unternehmen „JUWI“, das den Arnsberger Wald in den nächsten Jahren mit einer wahren Flut von Windrädern überziehen will. Wir erinnern uns: Geplant ist der Bau von bis zu 35 Windenergie-Anlagen der 7,5-Megawatt-Klasse im Nordwesten des Arnsberger Waldes (auf 1500 Hektar vorgeschädigter Forstfläche) – 15 dieser 270 Meter hohen „Windmühlen“ auf Arnsberger Stadtgebiet: Anfang Mai 2023 wurden diese Pläne öffentlich, das federführende Projektentwicklungsunternehmen JUWI kündigt an, die Einreichung der Genehmigungsanträge bei den zuständigen Behörden (die Kreisverwaltungen HSK und Soest) sei im vierten Quartal 2024 vorgesehen. Flächeneigentümerin ist die Kulturstiftung Schloss Herdringen, bereits Mitte Januar 2023 wurde ein Gestattungsvertrag mit der JUWI GmbH unterzeichnet. Mehr dazu lesen Sie hier:

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Doch zurück zum „Vogelschutz per Kamera“: „Ein interessantes Thema“, meint Marco Neef, zuständiger „Leiter Projektentwicklung“ bei JUWI. Sein Unternehmen beobachte die Entwicklung solcher kamerabasierten, KI-gestützten und bedarfsgerechten Abschaltungen von Windenergieanlagen zum Schutz von Vögeln schon seit einigen Jahren. „Wir hatten in einem eigenen Windpark im Saarland selbst eine Kamera installiert, um eines der Systeme bei der Entwicklung zu unterstützen“, so der Diplom-Geograf weiter. Dort wurden jedoch keine Abschaltungen umgesetzt, sondern die Datenbanken mit Aufnahmen gefüttert, um die Bilderkennung und die Unterscheidung verschiedener Vogelarten zu verbessern. Eine Option auch im Raum Arnsberg?

Noch in der Entwicklungsphase

„Aktuell sind die Systeme eher noch in der Entwicklungsphase oder verlässlich nur auf wenige Vogelarten trainiert, wie den Rotmilan, da dieser relativ leicht von anderen Vogelarten zu unterscheiden ist“, erläutert Neef. Der Rotmilan sei jedoch vor allem von Windenergieprojekten im „Offenland“ betroffen, da er meist am Waldrand brüte und von dort ins Offenland fliege. „Daher eignen sich kamerabasierte Abschaltungssysteme aktuell generell eher für Offenlandstandorte“, meint der Projektentwickler. Zum Standort im Raum Arnsberg sagt Neef:
„Im Projekt Herdringer Forst sind wir noch in einem frühen Stadium der Projektentwicklung. Die bisherigen Vogelgutachten zum Projekt Herdringer Forst zeigen, dass keine Konflikte mit windkraftsensiblen Arten zu erwarten sind. Daher ist auch der Einsatz einer entsprechenden Technik nicht geplant. Das Projekt Herdringer Forst ist ein Waldstandort, wodurch der Einsatz solcher Systeme unwahrscheinlich ist.“

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Letztere Aussage lässt ein wenig aufhorchen, denn die anfangs erwähnten Windparks der Eifelgemeinde Dahlem liegen in Waldgebieten! Außerdem dürfte ein Blick auf den Entwicklungsstand solcher Warnanlagen der heimischen Vogelwelt durchaus Mut machen. Mehr als nur ein wenig aufhorchen lässt der Name eines beteiligten Unternehmens: Rheinmetall schießt keineswegs mit Kanonen auf Spatzen; der Rüstungskonzern liefert Know-how aus dem Bereich der Flugabwehr zwecks Erkennung WEA-gefährdeter Vogelarten. Gemeinsam mit dem Entwickler „ProTecBird“ wolle man für den Schutz vor allem des Rotmilans an Windenergieanlagen sorgen und gleichzeitig einen Beitrag zur Energiewende leisten, so ein Unternehmenssprecher. Erst kürzlich verkündeten beide Partner „den erfolgreichen Nachweis der Wirksamkeit des Antikollisionssystems AVES Wind für den Schutz des Rotmilans an Windenergieanlagen“. Das junge deutsche Technologie-Startup aus Husum hat sich auf die Entwicklung und Herstellung wirtschaftlicher und artspezifischer Antikollisionssysteme konzentriert, mehr dazu online: www.protecbird.com/

„ProTecBird“-Geschäftsführer Thorsten Heinzen (links) und Schleswig-Holsteins Umweltminister Tobias Goldschmidt (mit einem Rotmilan) zeigen das Kamera-System für Windräder. Foto: Björn Hake/ProTecBird
„ProTecBird“-Geschäftsführer Thorsten Heinzen (links) und Schleswig-Holsteins Umweltminister Tobias Goldschmidt (mit einem Rotmilan) zeigen das Kamera-System für Windräder. Foto: Björn Hake/ProTecBird © Björn Hake | Björn Hake

Also, liebe gefiederte Mitbewohner des Hochsauerlandes - nicht gleich in die Eifel oder in den Norden „ausfliegen“, sondern noch ein wenig Geduld haben, dann klappt’s (hoffentlich) auch hier, euch zu schützen!