Hochsauerlandkreis. Chef der Kreispolizeibehörde des HSK im Interview: Wie Thomas Vogt seinen Job macht, was ihn Nerven kostet - und was er von Landrat Dr. Schneider hält.

Ein interessanter Mann - beruflich wie privat, 42 Jahre jung und bereits Leiter einer Dienststelle mit mehr als 450 Mitarbeitenden: Kriminaloberrat Thomas Vogt ist unangenehm im Umgang mit Kriminellen, aber umso angenehmer als Gesprächspartner, wie unser Interview mit dem „obersten Ordnungshüter“ im HSK zeigt. Aber lesen Sie doch selbst:

Als neuer „Abteilungsleiter Polizei“ im HSK sind Sie nun ranghöchster Polizist – kann man das so sagen; und ist es ihr „Wunsch-Job“?

So kann man das sagen. Ich höre es allerdings nicht so gerne. Ich bin der Vorgesetzte von 457 Kolleginnen und Kollegen, trage die polizeifachliche Verantwortung im Hochsauerlandkreis. Erfolgreich sind wir aber nur, wenn das gesamte Team funktioniert. Und was die Polizei im Hochsauerlandkreis so besonders macht, ist die Stärke dieser Teamleistung. Wir haben hier top motivierte Polizistinnen und Polizisten, die für die Region - die meisten sind hier ja auch zu Hause - brennen. Was den „Wunsch-Job“ angeht: Natürlich habe ich mir die Position für meine Karriere irgendwann gewünscht. Dass mir so früh diese Möglichkeit gegeben wird, ich bin 42 Jahre alt, ist ungewöhnlich - und das hätte ich nicht gedacht. Eine tolle Chance, aber auch eine Herausforderung.

Leiter der Polizei ist der Landrat, kein „Profi“ in Sachen Polizeiarbeit – wie läuft die Zusammenarbeit?

Da unterschätzen Sie den Landrat aber komplett. Dr. Schneider ist jetzt fast 20 Jahre Landrat, hat auch in polizeilichen Themen viel erlebt und kennt sich aus. Meine Aufgabe ist es, ihn in polizeifachlichen und organisatorischen Fragen zu beraten, polizeiliche Einsätze zu leiten. Die Zusammenarbeit läuft wirklich gut und macht Spaß. Der Landrat respektiert und schätzt meine fachliche Beratung und Erfahrung und fordert sie auch regelmäßig ein. 

Thomas Vogt ist Abteilungsleiter der Polizei im Hochsauerlandkreis.
Thomas Vogt ist Abteilungsleiter der Polizei im Hochsauerlandkreis. © WP | Polizei HSK

Bis zur Übernahme der Abteilungsleitung haben Sie bereits die gesamte Kriminalpolizei sowie die Direktion Verkehr geleitet – sicher ein Vorteil – oder?

Natürlich. Das macht vieles einfacher. Ich habe nicht lange gebraucht, um mich zurechtzufinden. Allerdings ist auch ein unbefangener Blick von außen oft hilfreich, um andere Sichtweisen auf Themen zu bekommen. Daher ist mir die Zusammenarbeit im Team mit meinen Kolleginnen und Kollegen sehr wichtig. In unserer Führungscrew haben wir eine gute Mischung aus „Neuen“ und „Alten“.

Erklären Sie bitte unseren Lesern – was gehört alles zu ihrem Arbeitsalltag?

Ich fürchte, da muss ich Sie und Ihre Leser zunächst enttäuschen. Mit dem Bild, was sicher viele aus Krimis haben, hat mein Job nicht viel zu tun. Oder haben Sie schon einmal einen Krimi gesehen, in dem ein leitender Polizist Personalgespräche führt, Controlling-Besprechungen hat und sich über den Etat berät? In der Hauptsache also administrative Tätigkeiten. Natürlich kommt auch Polizeiarbeit hinzu, wenn wir über Ermittlungsschwerpunkte beraten - oder wenn ich besondere Einsätze als Polizeiführer leite. 

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Sie waren auch in einer Großstadt tätig, in Frankfurt/Main – jetzt auf dem Land, wo liegen Vor- und Nachteile?

Frankfurt mit dem HSK zu vergleichen, ist schwierig... Einerseits die Stadt mit einer der höchsten Verbrechensraten in Deutschland - und dann der Kreis mit einer der niedrigsten Verbrechensraten pro Kopf in NRW… Aber ich habe sehr viel gelernt in Frankfurt. Das hilft mir heute noch, manche Lagen besser einschätzen zu können. Was aus meiner Sicht die größten Unterschiede sind: Bei uns hier im Hochsauerlandkreis passen die Bürger noch mehr aufeinander auf als in der eher anonymen Stadt. Auch der Respekt vor der Polizei ist höher. Natürlich haben wir hier dafür andere Probleme als die Großstädte. Der Hochsauerlandkreis ist der Landkreis mit der größten Fläche in NRW - fast zehnmal so viel wie Frankfurt. Wir müssen hier mit weniger Personal Präsenz in jedem Ort zeigen. 

Welche Schwerpunkte haben Sie sich in ihrer neuen Position „ausgeguckt“?

Ich will, dass wir weiterhin eine der sichersten Regionen in Nordrhein-Westfalen im Bereich der Kriminalität sind und auf der Straße im Verkehr bleiben. Das ist mein Schwerpunkt, der allerdings viele Facetten hat: Polizeiliche Präsenz und Ansprechbarkeit, Ermittlungsarbeit und entsprechende Erfolge, Verkehrsüberwachung und Verkehrssicherheit und Prävention vor neuen und alten Kriminalitätsphänomenen. Unsere Personalressourcen müssen wir dafür klug einsetzen, möglichst viele Kolleginnen und Kollegen „auf die Straße bringen“ oder ermitteln lassen. Was mir zudem sehr wichtig ist: Wir müssen unsere Mitstreiter für Sicherheit im Hochsauerland mit ins Boot holen. Da haben die zehn Städte und zwei Gemeinden eine ganz wichtige Rolle. Wir können als Polizei nur schlagkräftig sein, wenn wir uns gut vernetzen.

Letzte Frage – Was macht ein leitender Polizeibeamter in seiner Freizeit – wenn er welche hat…?

Da kommt an erster Stelle natürlich die Familie. Ohne die entsprechende Unterstützung wäre so eine Aufgabe nicht möglich. Nebenbei bin ich, wie im Sauerland üblich, im Schützenwesen aktiv. Und wenn es die Zeit erlaubt, spiele ich Fußball in der Altliga des SV Heggen. Und ich versuche regelmäßig auf Schalke im Stadion zu sein. Diese Besuche erfordern leider in letzter Zeit das ein oder andere Mal starke Nerven.