Neheim. Spannendes Finale im Neheimer Vogelschießen: Nach Zweikampf unter der Vogelstange bilden die beiden Konkurrenten nun gemeinam das Königspaar.
Der Ausgang und Verlauf des Vogelschießens passte perfekt in das Drehbuch des Schützenfestes der Neheimer Bruderschaft St. Johannes Baptist. Ein Fest mit vielen Veränderungen fand unter der Vogelstange seinen Höhepunkt und wusste Geschichte zu schreiben: Erstmals nämlich bilden die beiden am Ende an den Gewehren verbliebenen Konkurenten nach ihrem spannenden Zweikampf zusammen das Königspaar.
Bilderstrecke: Vogelschießen der Schützen am Fresekenhof
Und fast hätte sich die 30-jährige Bezirksregierungs-Beamtin Larissa Geck sogar ganz alleine in die Geschichtsbücher des Neheimer Schützenwesens eintragen können, denn sie war bis zur letzten Patrone eine der verbliebenen ernsthaften Anwärterinnen auf die Königswürde. Den Vogel - oder besser gesagt die letzten Holzreste - schoss am Ende aber Markus Kapsch aus dem Kugelfang. Und schnell erklärten beide Rivalen, dass sie nun gemeinsam das Königspaar bilden wollen.
Dahinter steckte ein Plan. „Das haben wir uns vor drei Wochen so vorgenommen“, sagten beide nach dem Königsschuss. Sie wollten beide bis zum Ende unter der Vogelstange bleiben, sich einen fairen Wettbewerb liefern und dann - sofern sich kein Dritter einmischen würde - den jeweils anderen zum Mitregenten erklären. Der Plan ging auf.
Von Martin Haselhorst, Achim Benke und Thora Meißner
Auch in Neheim schossen aber zunächst auch andere. Nach den Ehrenschüssen standen noch gut zwei Dutzend andere Schützen in der Schlange. Von Beginn an darunter auch Larissa Geck, der anzumerken war, dass sie „durchziehen“ wollte. Die Insignien vorab holten sich andere: Oliver Beringhoff schoss das Zepter ab. „Das kommt irgendwo bei mir in der Bar an die Wand“, zeigt er stolz auf das Holzstück. Zuvor hatte Michael Kamphaus den Apfel zerschossen, aus dem ein grüner Gutschein für 30 Liter Bier heruntersegelte. Kamphaus ist ein versierter „Apfelpflücker“ - zum dritten Mal in Serie sicherte er sich die Trophäe. Nico Meyer zerfetzte die Krone.
Ab dann aber wurde es ernst an den von den Schießmeistern Klaus Visser und Frank Bartke in den frühen Morgenstunden vorbereiteten 16-Kaliber-Einlaufflinten. Vogelbauer Martin Kruse hatte 45 Arbeitsstunden in den Bau des silber glänzenden Aar gesteckt und durfte mit ansehen, wie das hölzerne Federvieh nach und nach zerfetzt wurde.
Es dauerte da nicht lange, dass nur noch Markus Kapsch und Larissa Geck zunächst fast gemeinsam, später abwechselnd schossen. Kurz zuvor hatten sich Scheffe Frank Berting und Vorstand Rolf Christoph Haase von den Gewehren verabschiedet. Es war also klar: Die Königswürde bleibt in der 3. Kompanie - für weitere zwei Jahre nach der am Montag beendeten Amtszeit von Susanne Ostermann und Marcus Reffelmann.
Das Duett Larissa Geck und Markus Kapsch hat übrigens schon einmal gemeinsame Sache gemacht - nämlich im Jahr 2022, als die junge Frau Kompaniekönigin geworden war und Markus Kapsch zu ihrem Prinzregenten ernannt hatte. Das eingespielte Team aber lieferte sich nun einen Zweikampf, der in Markus Kapsch den etwas besseren Schützen hatte. Er war es auch, der den Vogel dazu brachte, sich um die eigene Mitte zu drehen. Gleich mehrmals präsentierte er seiner Rivalin einen Matchball, den diese aber nicht verwandeln konnte. Der 31-jährige Versicherungsmathematiker holte mit dem 300. Schuss den Vogel schon runter, so dass der rappelvolle Fresekenhof jubelte, doch blieb noch ein Brett an der Schraube hängen. Larissa Geck schoss das dann „nur“ locker, Markus Kapsch vollendete mit dem 302. Schuss des Tages. Die erste Gratulantin nach dem obligatorischen Jubel auf den Schultern der Kompaniebrüdcer war dann Larissa, die den neuen König kräftig herzte. Da stand schon fest, dass die beiden, die im zivilen Leben kein Paar sind, nun aber das neue Königspaar sein werden.
Schützenoberst Christian Draeger war angetan. Passte dieses Vogelschießen mit seiner besonderen Geschichte doch so perfekt in das Fest. „Wir haben Maßstäbe gesetzt“, hatte er schon vor dem ersten Schuss gesagt und meinte damit den Festverlauf und die gut angenommenen Veränderungen wie den Prolog im Festzelt am Sonntagmorgen vor dem Festzug. „Man muss die Mischung für Jung und Alt finden“, sagte er, „und das ist uns gelungen.“ Das Neheimer Schützenfest zeige, wie sich eine Tradition zukunftsfähig aufstellen und auch verändern kann. Ein Vogelschießen mit einer Fast-Königin, die nun mitregiert, sei da eine symbolträchtige Geschichte.
Nachher waren alle von dem unterhaltsam von Jörg Gothe und Volker Schneider moderierten Wettbewerb auf dem Fresekenhof begeistert - so wie vom gesamten Fest. Pfarrer Stephan Jung schaute sichtlich zufrieden auf das Treiben. „Diese Schützenfeste wie wir sie jetzt erleben, sind wichtige Vitaminstöße für die Gesellschaft“, sagte er. Gemeinsinn und Werte seien wichtiger denn je mit Blick auf die bevorstehenden Herausforderungen.
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