Arnsberg. Überraschung im Kiosk am Arnsberger Gutenbergplatz: Ein Unbekannter verschenkt Lose und Sammelsticker. Wer ist der Mensch? Eine Spurensuche.
So etwas hat die 74-Jährige noch nie zuvor erlebt: Als Margot Balkenohl vor einigen Wochen mit ihren beiden Enkeltöchtern und deren Mutter in Norka‘s Lädchen am Gutenbergplatz in Arnsberg stöbert, drückt ihnen ein Unbekannter Rubbellose und sogar ein ausgefülltes Eurojackpot-Los in die Hand. Einfach so, ohne Worte.
„Er drückte mir fast im Vorbeigehen einen Zettel in die Hand“, sagt sie, „ich dachte, es sei Werbung und steckte den Zettel in die Tasche. Erst hinterher schaute ich ihn mir genauer an. Da sah ich, dass es ein Eurojackpot-Los ist. Ausgefüllt und bezahlt.“ An der Kasse fragte Margot Balkenohl die Kassiererin, welchen Wert dieser Schein habe. „Da habe ich nicht schlecht gestaunt: 20 Euro.“ Und der mögliche Gewinn hätte viel, viel höher ausfallen können - wären die Zahlen in der darauffolgenden Jackpot-Ziehung richtig gewesen. „Total gespannt haben wir dann die Zahlen in der Zeitung abgewartet.“
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Den Jackpot knackte die ehemalige Bäckereifachverkäuferin nicht, wohl aber fand sie den Glauben an das Gute im Menschen wieder. „Das ist wirklich etwas total Besonderes. Wer schenkt einem anderen Menschen schon einfach so ein Jackpot-Los?“ Gesprochen hat der anonyme Schenker kein Wort - auch hat kaum Blickkontakt stattgefunden. „Ich kann mich nur daran erinnern, dass er dunkle Haare hatte und ziemlich groß war.“
Kinder „errubbeln“ 20 Euro
Und auch ihre beiden Enkelinnen bekommen etwas von dem Unbekannten: Rubbellose. „Meine Schwester guckte ein bisschen traurig, weil sie nichts fand, was sie haben wollte“, erzählt die neunjährige Helene, „Der Mann fragte sie dann, was sie hat - und gab uns dann diese Rubbellose.“ Das seien große Diamant-Rubbellose gewesen. Und das eine Los habe glatte 20 Euro ausgespuckt. Sie und ihre siebenjährige Schwester können sich jedoch auch nicht mehr an das Aussehen erinnern. „Der ist auch direkt rausgegangen. Oma wollte dann noch draußen gucken, aber da war er weg.“
Auch dem Norka‘s Lädchen ist der Mann unbekannt. „Wir kennen ihn auch nicht“, sagt Norbert Kampmann, Geschäftsführer. Offensichtlich sei er Arnsberger. „Aber er hat schon des Öfteren für nicht ganz unbeachtliche Beträge Rubbellose und Lottoscheine gekauft, um sie dann zu verschenken.“ Der Unbekannte mache einen seriösen Eindruck, sei auch nicht „verwirrt“. Dennoch habe man sich innerhalb des Unternehmens natürlich auch schon darüber unterhalten, inwieweit das rechtlich korrekt ist. „Aber letztlich zahlt er den Kaufbetrag - was er dann damit macht, ist seine Sache.“
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Grundsätzlich findet Kampmann diese Aktionen des unbekannten Mannes toll, kann jedoch auch nicht sagen, warum der das überhaupt macht. „In den letzten vier Wochen haben wir es nicht mehr mitbekommen - und es waren auch nicht immer nur Lose. Auch Bundesliga-Sammelsticker kaufte er und schenkte sie einem älteren Herrn für seine Enkelkinder.“ Kampmann sei auch bekannt, dass der unbekannte Mann auch schon in benachbarten Geschäften etwas gekauft habe, um es dann zu verschenken. „Auch in der benachbarten Bäckerei.“
Familie möchte sich bei „Mr. Unbekannt“ bedanken
Warum dieser Mann einfach so Gutes tut, ohne sich dazu zu bekennen, ohne einen Namen zu nennen, geschweige denn auch nur ein Danke zu erwarten, wüsste auch Margot Balkenohl gerne. „Wir konnten uns nicht einmal persönlich bei ihm bedanken, weil wir ja nicht wissen, wer er ist.“
Daher nutze sie den Weg über die Öffentlichkeit in der Hoffnung, dass der Unbekannte es lese und erfahre, wie sehr sich die Familie über diese kleine, aber teure Geste gefreut habe. „Als ich diese Geschichte in der Schule erzählt habe, waren alle total begeistert und wollten sie immer wieder hören“, sagt Enkelin Helene. Das sei ja auch irgendwie unglaublich. „Vielleicht meldet sich der unbekannte Mann ja - wenn auch anonym - in der WP-Redaktion, weil er es gelesen hat“, so Margot Balkenohl. Dann wisse sie wenigstens, dass er das Dankeschön erhalten habe.