Arnsberg. Der Fisch mit dem denkwürdigen Namen glich allerdings eher einer Sauerländer Bachforelle. Was es mit dem Brauch auf sich hat - und wer ihn erfand
Was den rheinischen Narren ihr Hoppeditz oder Nubbel ist, ist für die Muffrikaner Hubertus-Schützen der Hering. Alle drei Figuren symbolisieren, natürlich jede für sich, das Ende der Karnevalssession in Köln und Düsseldorf beziehungsweise des Schützenfestes im 16. Arnsberger Stadtteil.
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Denn das Heringsbegraben als inoffizieller Abschluss des Hochfestes hat bei den Muffrikanern eine lange Tradition und wurde schon beim ersten Schützenfest im Gründungsjahr der Bruderschaft 1954 erstmals gefeiert. Initiatorin war damals, so erzählt Bruderschafts-Vorsitzender Wolfgang Heitner, die Großmutter des Muffrikaner Schützen-Urgesteins Jürgen Hufnagel. Oma Käthe Hoeft kam gebürtig aus Kelheim in Niederbayern, wo das Heringsbegraben wohl seit langer Zeit guter Brauch war. Anfangs wurde in Muffrika der Hering am Dienstag nach dem Schützenfest nur einfach so eingebuddelt, in den 1970er-Jahren entwickelte Schützenbruder Lutz Classing daraus eine echte „Begräbniszeremonie“ mit einem kleinen Festzug vom Schützenheim zur Ruhr und einer dortigen würdigen Feier, die immer von vielen Zaungästen von der Jägerbrücke aus beobachtet wurde und wird.
Diesmal waren es Geckkönig Marvin Kuhlmann und Schützenkönig Tristan Grüterich, die, unter den Klängen der Trommler Stefan von Canstein und Christof Bause, den Fisch auf einem geschmückten Holzbrett hinunter zum Uferbereich und dann durch die Ruhr trugen, begleitet von „Begräbniskommissar“ Karl-Heinz von Canstein und seinem Nachfolger in diesem Amt, Stefan „Else“ Elsner. Auf dem sogenannten „Heringsfriedhof“ zwischen Mühlengraben und Ruhr fand dann der Hering, der optisch allerdings eher einer Sauerländer Bachforelle glich, eine würdige Begräbnisstätte. Vor dem Absenken in die „Totengruft“ wurde der Fisch noch feierlich auf den Namen „Dixie Bernd, der Entgleiste“ getauft. Was sich hinter dieser geheimnisvollen Ehrenbezeichnung verbirgt, wollte vor Ort niemand verraten. Es soll sich allerdings, so war zu erfahren, um ein amüsantes Ereignis während des Schützenfestes gehandelt haben - Scherz für Eingeweihte, sozusagen.
Beim Rückmarsch durch die Ruhr wich bei den „Herings-Bestattern“ plötzlich die Trauer und die Schützen-Strategen kühlten sich mit einem dreifachen Horrido im kühlen Nass der Ruhr vor der sommerlichen Hitze ab. Trompeter Werner von Canstein umrahmte das Heringsbegraben in den Ruhrauen mit dem „Andachts-Jodler“ und danach: „Freut euch des Lebens“. Das ließen sich die Muffrikaner Schützen natürlich nicht zweimal sagen und feierten im Seufzertal noch einen zünftigen Schützenfest-Kehraus.