Neheim. Nach aufwändiger Aufarbeitung: Neheimer Schützenkelch ist ein historisches Juwel und nun bereit für die Königsproklamation am 19. August.

Jetzt strahlt er wieder und glänzt wie neu: Der Proklamationspokal der Neheimer Schützen. Gold- und Silberschmiedemeister Michael Eiloff hat das Prunkstück in mühevoller Feinarbeit restauriert. „Zunächst musste der Fuß entkittet, poliert, ausgebeult, eine neue Platte eingesetzt und Gewindefüße installiert werden“, erklärt Eiloff sein Werk. Das Mittelelement sei gerichtet, der Kelch ausgebeult und poliert und schließlich die Symbolfigur - ein Schütze mit Gewehr und Trachtenhut - repariert worden.

Oberst Christan Draeger hatte den Pokal voriges Jahr fallen gelassen. Ein dummes Missgeschick. „Vielmehr ein Unfall“, wie er beteuert. Ihm war längst verziehen. Doch die aufwändige Restaurierung dauerte fast drei Wochen. „Das hat sich aber gelohnt“, freut sich der stellvertretende Oberst Rolf Christoph Haase. Schmiedemeister Michael Eiloff war es eine Ehre. „Ein wertvoller Kelch aus 995er Sterlingsilber, ist übrigens innen vergoldet“, verrät er. Der Experte schätzt den Wert des Objektes auf rund 8000 Euro.

Gold- und Silberschmiedemeister Michael Eiloff hat den Proklamationspokal in mühevoller Feinarbeit restauriert.
Gold- und Silberschmiedemeister Michael Eiloff hat den Proklamationspokal in mühevoller Feinarbeit restauriert. © WP | Anja Jungvogel

Alle zwei Jahre wird der Pokal aus dem Safe geholt. Pünktlich zur Königsproklamation. Danach schließt Inventarverwalterin Gabi Vehrenberg-Dahlhoff ihn wieder ein. Wer diesmal die Ehre haben wird, den ersten Schluck Birkemai aus ihm zu trinken, darf sich glücklich schätzen. Schließlich hat dieser Pokal eine fast hundertjährige Tradition. „Mein Ur-Großvater, der Neheimer Metzgermeister Ferdinand Schmidt, hat ihn im Zuge seiner Regentschaft gestiftet“, verrät Rolf Christoph Haase. Der Kelch trägt die Inschrift: „Gewidmet der Schützenbruderschaft Neheim von Metzgerm. Ferdinand Schmidt Schützenkönig 1931/32 und 1932/33“.

Präsent macht ihn unsterblich

Mit diesem Präsent an die Bruderschaft habe sich Ferdinand Schmidt unsterblich gemacht. „Jedes Mal, wenn der Kelch hervorgeholt wird, denken und reden wir über ihn“, so der Ur-Enkel. Es gibt zudem tausend Geschichten, vielleicht auch Legenden, die mit dem Pokal in Verbindung gebracht werden. Eine der spannendensten davon ist mit Sicherheit die Erzählung aus dem Zweiten Weltkrieg: „Schützenhauptmann Franz Buchheister hatte das Königssilber mitsamt dem Pokal vergraben. Das war nach dem Zusammenbruch im Jahre 1945“, erklärt Oberst Draeger. „Zu dieser Zeit rückten fremde Besatzungstruppen in die Stadt ein.“

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An welchem Platz das Silber vergraben worden ist, bleibt ein Geheimnis, das wohl nie gelüftet werden kann. Franz Buchheister hat es augenscheinlich nicht verraten. Ihm wurde für seine Wachsamkeit und Tatkraft im Jahre 1956 der „Hohe Bruderschaftsorden“ verliehen, zudem erhielt Buchheister die Würde eines Ehrenvorstandsmitgliedes. Denn die Neheimer Schützen sind besonders stolz auf ihr wertvolles und altes Königssilber, „Die Plaketten spiegeln uns beispielsweise eine lebendige Chronik der Schützenbruderschaft und führen uns den Geist vergangener Jahrhunderte vor Augen“, so Draeger.

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Über die Jahre seien zwar einige Schmuckstücke verloren oder kaputt gegangen, doch der Proklamationspokal ist noch da und soll möglichst lange Zeit in Ehren gehalten werden. Seinen ersten Einsatz, nach der Aufarbeitung, wird er nun auf dem Schützenfest haben, das vom 16. bis 19. August groß auf dem Marktplatz gefeiert wird. Pünktlich zur ehrenvollen Proklamation heißt es dann „Prost“ - und der Pokal wird von Mund zu Mund gereicht. „Ein schöner Brauch“, findet auch Gabi Vehrenberg-Dahlhoff und freut sich auf das bevorstehende Ereignis.