Arnsberg/Sundern. Bei Bürgern herrscht Unsicherheit: Bei der Heizungswende kommt die gesetzlich bindende Kommunale Wärmeplanung als weiteres Parameter hinzu.

Die Städte sind nach den Vorgaben des seit Beginn des Jahres in Kraft getretenen Heizungswende-Gesetzes verpflicht, eine kommunale Wärmeplanung zu erstellen. Unsere Zeitung fragt bei den Städten Arnsberg und Sundern nach dem Stand der Vorbereitungen und will wissen, was das für den Bürger bedeuten könnte.

Wie weit sind Sundern und Arnsberg bei der Vorbereitung für die Aufstellung einer Kommunalen Wärmeplanung?

Alicia Sommer, Sprecherin Stadt Sundern: Die Stadt Sundern unternimmt gegenwärtig vorbereitende Planungen zur Aufstellung eines kommunalen Wärmeplanungskonzeptes. Dabei werden Zeitplanungen, Fördermöglichkeiten und personelle Ressourcen betrachtet. Für die kommenden Haushaltsjahre sind bereits jeweils 100.000 Euro eingestellt worden.

Frank Albrecht, Sprecher Stadt Arnsberg: Die Kommunale Wärmeplanung ist eine Pflichtaufgabe der Kommune. Die Stadt Arnsberg hat im Juni 2024 die Erarbeitung des Wärmeplans an einen Dienstleister vergeben. Das Büro hat seine Arbeit bereits aufgenommen.

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Werden die Stadtwerke Sundern und Arnsberg das Projekt maßgeblich umsetzen?

Alicia Sommer: Die Stadtwerke werden bei der Umsetzung beteiligt sein. Aktuell ist die Planung im Fachbereich 3 - Stadtentwicklung und Umwelt - verortet.

Frank Albrecht: In der Kommunalen Wärmeplanung werden auf der Grundlage einer breiten Datenrecherche Szenarien zur Wärmeversorgung der Stadt Arnsberg erarbeitet. Nach einer Bestandsaufnahme und der Entwicklung von Zielen und Szenarien werden konkrete Strategien für zwei bis drei Fokusgebiete entworfen und Maßnahmen festgelegt. Die Stadtwerke Arnsberg sind ein wichtiger Akteur dabei und werden den Prozess maßgeblich mit steuern und gestalten. Wie die Umsetzung im Detail aussieht, hängt von den noch zu erarbeitenden Ergebnissen ab.

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Welche Schritte werden im Rahmen einer Kommunalen Wärmeplanung nötig sein?

Alicia Sommer: In einem ersten Schritt wird umfassend ermittelt, wie jedes einzelne Gebäude in der Stadt bisher geheizt wird. In einem zweiten Schritt sollen mögliche Einsparungen und der Einsatz erneuerbarer Energien abgeschätzt werden. Wichtige Elemente einer kommunalen Wärmeplanung sind unter anderem Bestands- und Potenzialanalysen, Zielszenarien, Strategieentwicklung sowie die Berücksichtigung erneuerbarer Energien, der Energieeffizienz sowie von Wärmenetzen.

Frank Albrecht: Folgende Schritte beinhaltet die Kommunale Wärmeplanung: -Bestandsanalyse sowie eine Endenergie- und Treibhausgasbilanz, Potenzialanalyse, Entwicklung von Zielszenarien und Entwicklungspfaden, Erarbeitung einer Wärmewendestrategie und eines Maßnahmenkatalogs und Entwicklung einer Verstetigungsstrategie

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Inwiefern wird Kommunalpolitik mit auf den Weg genommen?

Alicia Sommer: Die Stadtverwaltung hat im Juli 2023 den Fachausschuss für Planung und Nachhaltigkeit über den Sachstand der kommunalen Wärmeplanung informiert. Die zuständigen politischen Gremien sollen weiterhin informiert werden. Abschließend wird der Plan dann von der Politik zu beschließen sein.

Frank Albrecht: Parallel zur rein fachlichen Arbeit, wird ein umfangreicher Partizipationsprozess stattfinden. Direkt nach der Potenzialanalyse, wenn die ersten Ergebnisse vorliegen, ist eine öffentliche Informationsveranstaltung geplant. Weiterhin werden kontinuierlich, mit dem Vorliegen der ersten Arbeitsergebnisse, die politischen Gremien (Fachausschüsse) informiert.

Wie ist der Zeitplan in Sundern und Arnsberg Umsetzung angedacht? Wann muss begonnen, wann abgeschlossen werden?

Alicia Sommer: Fristen für die kommunale Wärmeplanung unterscheiden sich je nach Einwohnerzahl. Für die Stadt Sundern gilt die Frist 30. Juni 2028.

Frank Albrecht: Mit dem Planungsprozess wurde im Juni 2024 begonnen. Für die Erarbeitung des Wärmeplans wird ein Zeitraum von zirka 14 Monaten benötigt. Wird der Wärmeplan dann abschließend von der Politik beschlossen, geht es in die Umsetzung. Diese beginnt voraussichtlich nicht vor 2026.

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Welche Maßnahmen sind denkbar?

Alicia Sommer: Ziel ist es, die Herausforderungen einer flächendeckenden klimaneutralen Wärmeversorgung strategisch anzugehen. Zunächst sind die Potenziale und Bedarfe systematisch zusammenzuführen, um daraus Einsatzmöglichkeiten der Energiequellen im künftigen Energiesystem definieren und lokal umsetzen zu lassen. Konkrete Maßnahmen sind noch nicht beschlossen worden.

Frank Albrecht: Denkbar sind Aussagen zur Nutzung erneuerbarer Wärme in Wärmenetzen beziehungsweise die Entwicklung von Quartierskonzepten zum Beispiel im Hinblick auf den Einsatz von erneuerbaren Energien und der Senkung der Energieverbräuche.

Inwieweit können sich Bürger in die Kommunale Wärmeplanung einbringen? Was bedeutet das für die Bürger, Bauherren und Investoren?

Alicia Sommer: Eine strukturierte und integrierte Gestaltung des Wärmesektors kann nur im abgestimmten Zusammenspiel der wesentlichen Akteure gelingen. Neben den Kommunen sind auch Gebäude- und Energiewirtschaft sowie Industrie und Investoren in den Transformationsprozess einzubinden. 

Frank Albrecht: Die Bürgerinnen und Bürger können sich in den geplanten öffentlichen Informationsveranstaltungen mit ihren Fragen und Ideen einbringen. Die Kommunale Wärmeplanung betrifft den einzelnen Bürger in mehreren Aspekten: Die Wärmeplanung zielt darauf ab, eine nachhaltige und sichere Energieversorgung für die Bevölkerung zu gewährleisten. Gebäudeeigentümer erhalten Anregungen ihre Gebäude energieeffizienter zu gestalten. Wünschenswert ist ein verstärkter Einsatz von erneuerbaren Energien wie Solarthermie, Geothermie oder Biomasse. Eine Möglichkeit besteht im Auf- oder Ausbau von Nah- und Fernwärmenetzen. Dies bedeutet, dass Bürger möglicherweise an neue Wärmeversorgungsnetze angeschlossen werden könnten.