Langscheid. Aktion gegen Verkehrslärm durch Anwohner in Langscheid: Doch jetzt sind die Plakate weg und die Empörung im Ort groß.

Seit Sonntagmorgen wird in den sozialen Medien intensiv über einen Vorfall in Langscheid vom Wochenende diskutiert. Zwei Banner, die Verkehrsteilnehmer bitten sollen, langsamer und dadurch auch zwangsläufig leiser durch den Ort zu fahren, sind plötzlich weg. Einige Anwohner sprechen von Diebstahl, denn die Kabelbinder, mit denen die Plakate an Bauzäunen befestigt waren, wurden durchgeschnitten.

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Initiiert hatte das Befestigen der Banner, die ein Mädchen zeigen, das sich die Ohren zuhält und einen Motorradfahrer im Hintergrund, die Aktionsgemeinschaft Motorradlärm und Raserei. Die Gemeinschaft ist ein lockeres Bündnis mehrerer Anwohnerinnen und Anwohner aus Langscheid, die sich über die aktuelle Situation rund um den Sorpesee beschweren. „Immer wieder werden wir Zeuge von waghalsigen Überholmanövern von Motorradfahrern. Aber auch zahlreiche getunte Autos verwandeln die Seestraße in eine Rennstrecke. Besonders schlimm ist es an lauen Sommertagen, vor allem am Wochenende, verstärkt aber mittlerweile auch unter der Woche in den Abendstunden“, erklärt die Aktionsgemeinschaft auf Nachfrage.

Die Kabelbinder, mit denen die Plakate befestigt waren, wurden durchgetrennt. 
Die Kabelbinder, mit denen die Plakate befestigt waren, wurden durchgetrennt.  © Eric Claßen | Eric Claßen

Alexa Scheffer, die gemeinsam mit ihrem Mann Rudolf Scheffer ebenfalls der Gemeinschaft angehört, hatte bereits Mitte Mai das Ordnungsamt der Stadt Sundern darüber informiert, dass sich die Situation in puncto Lärm und Verkehrsgefährdung immer weiter verschärfe. „Zwei Tage später erhielt ich die Bestätigung des Eingangs meiner E-Mail und den Hinweis, dass sich jemand vom Ordnungsamt in Kürze bei mir melden wird. Auf diese Rückmeldung warte ich heute, zwei Monate später, immer noch“, zeigt sich Scheffer enttäuscht. Um ein Zeichen zu setzen, hatte man sich dann vor wenigen Tagen dazu entschieden, die oben genannten Banner aufzuhängen. „Wir wollten freundlich darauf hinweisen, doch bitte Rücksicht auf uns als Anwohner zu nehmen“, sagt Rudolf Scheffer. Doch lediglich drei Tage hingen die Banner, dann am Wochenende waren sie plötzlich verschwunden.

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Alicia Sommer, Sprecherin der Stadt Sundern, erklärt: „Bürgermeister Klaus-Rainer Willeke wird sich zeitnah bei den Betroffenen melden und persönlich vor Ort mit ihnen sprechen. Dazu wird auch ein Vertreter des Ordnungsamtes kommen, um konkrete Nachfragen seitens der Bürger zu beantworten.“ Dass die Banner gestohlen worden seien, davon wisse die Stadt Sundern nichts. „Allerdings“, fügt Alicia Sommer hinzu, „sind wir von Straßen NRW am Montag darauf hingewiesen worden, dass die Bauzäune mit den Bannern viel zu nah an den Landstraßen standen. Der Abstand muss mindestens 20 Meter betragen, im konkreten Fall am Ortseingang von Langscheid aus Richtung Hachen kommend, waren es aber lediglich 6 Meter. Die Banner hätten also sowieso anders platziert werden müssen“, so Sommer. Als das Ordnungsamt dies überprüfen wollte, seien die Plakate bereits nicht mehr da gewesen.

Dieses Plakat hing am Ortseingang von Langscheid. Unbekannte haben es nach wenigen Tagen abgerissen und gestohlen. 
Dieses Plakat hing am Ortseingang von Langscheid. Unbekannte haben es nach wenigen Tagen abgerissen und gestohlen.  © Scheffer Privat | Scheffer Privat

Die Aktionsgemeinschaft Motorradlärm und Raserei gibt jedoch an, dass man beim Ordnungsamt zuvor gefragt habe und bei der Standortwahl auf die Sorpesee GmbH verwiesen worden sei, da diese ihre Plakate an der richtigen Stelle aufgestellt habe. Allgemein sind viele Langscheider aufgrund der Verkehrssituation im Ort erbost. So auch Josef Schäfer, Mitglied im Vorstand des MGV Westfalia Langscheid 1881 und gut vernetzt im Ort. „Sehr viele Anwohner sind wütend. Es tut sich nichts, und die Raserei wird kaum bis gar nicht kontrolliert von der Polizei. Stattdessen verteilt das Ordnungsamt lieber Knöllchen an Parker, die ein paar Zentimeter zu weit auf dem Gehweg stehen.“ Ihm fehlt da eine gewisse Verhältnismäßigkeit.

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An mehreren Stellen zwischen Langscheid und Amecke findet man laut Schäfer Reifenspuren auf der Straße und den Parkplätzen. „Motorradfahrer ziehen mit ihren Hinterreifen Kreise über den Asphalt“, so Schäfer. Ein anderer Beobachter der Szenerie, der namentlich nicht genannt werden möchte, sagt: „In einigen Waldabschnitten treffen sich Fans der Stunts bei Anbruch der Dunkelheit und beobachten von dort aus sicherer Entfernung das Geschehen auf der Straße. Manche filmen sich auch gegenseitig bei ihren Manövern.“

Auf dem Parkplatz an der Tauchstelle zwischen Langscheid und Amecke sollen sich im wieder Verkehrssünder tummeln, die hier mit ihren Fahrzeugen Rennen veranstalten oder „Kunststücke“ vorführen. Die Reifenabdrücke sind zu erkennen.
Auf dem Parkplatz an der Tauchstelle zwischen Langscheid und Amecke sollen sich im wieder Verkehrssünder tummeln, die hier mit ihren Fahrzeugen Rennen veranstalten oder „Kunststücke“ vorführen. Die Reifenabdrücke sind zu erkennen. © Eric Claßen | Eric Claßen

Sebastian Janik bestätigt diese Vorfälle. „Im Bereich des Taucherparkplatzes beispielsweise fahren Motorradfahrer nur auf dem Hinterreifen (sogenannte Wheelies Anm. der Redaktion). Einige liefern sich regelrechte Rennen und fahren mit quietschenden Reifen an. Ich habe schon mehrere Situationen beobachtet, die beinahe zu Unfällen geführt hätten. Allerdings sind es bei weitem nicht nur die Motorradfahrer, sondern auch Autos, die viel zu schnell durch die Kurven schießen und sich auch gegenseitig überholen. Für mich ist es nur eine Frage der Zeit, bis es einen tödlichen Unfall mit Fußgängern gibt“, warnt Janik. Er wisse auch von Bewohnern Langscheids, die sich bewusst für einen Wegzug entschieden hätten, weil sie die Raserei und den Lärm nicht mehr ertragen konnten.

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Sebastian Janik versteht nicht, warum die Behörden nicht stärker intervenieren. „Langscheid ist ein Luftkurort. Für das Image des Orts sind diese ganzen Vorfälle aber sehr negativ. Außerdem werden vernünftige Motorradfahrerinnen und Motorradfahrer mit den Rowdys in einen Topf geworfen.“

Zurück zu den Bannern. Die Aktionsgemeinschaft Motorradlärm und Raserei hat am Wochenende bei der Polizei HSK Strafanzeige gegen Unbekannt gestellt. Entmutigen lassen will man sich vom Diebstahl der Plakate nicht. „Wir wollen weitermachen und hoffen auf Veränderungen rund um den See.“ Die Polizei HSK will sich in den nächsten Tagen zu der Thematik äußern.