Hochsauerlandkreis/Hüsten. Heimisches Geldinstitut bringt Wind- und Solar-Energieprojekte voran. Überschuss von fast zehn Millionen Euro - Dividende erhöht
Wer seine Geldgeschäfte bei der Volksbank Sauerland erledigt, kann das nicht nur als Kunde tun, sondern - wenn er oder sie mag - auch als „Mitglied“: Das Genossenschaftsmodell der Volksbanken (mehr dazu in der Infobox) macht es möglich. Im Sauerland offenbar ein Erfolgsmodell, denn die jährliche Dividende wurde erhöht - ein Indiz dafür, dass es dem heimischen Geldinstitut gut geht.
Genossenschaftsmodell
Genossenschaftsbanken sind in Deutschland in der Regel Banken in der Rechtsform der eingetragenen Genossenschaft (e.G.).
Sie fußen auf Selbsthilfe, Selbstverantwortung und Selbstverwaltung - entwickelt von Franz Hermann Schulze-Delitzsch und Friedrich Wilhelm Raiffeisen Mitte des 19. Jahrhunderts. Zum Zweck der Kapitalansammlung und Kreditgewährung für „kleine Leute“ gründeten beide unabhängig voneinander erste Darlehnsvereine.
Während Volksbanken vorwiegend in städtischen Bereichen entstanden, wurden in ländlichen Gebieten Raiffeisenbanken gegründet.
Der Erwerb von Geschäftsanteilen an einer Genossenschaftsbank setzt meist voraus, dass man Kunde dieser Bank ist. Bei manchen Genossenschaftsbanken können auch Nicht-Kunden Geschäftsanteile erwerben, das regelt die jeweilige Satzung. Die Mitgliedschaft gilt mit folgenden Bedingungen als erworben: Beitrittserklärung, Zulassung durch den Vorstand, Einzahlung des Guthabens und Ausstellung einer Urkunde.
Im Falle der Insolvenz der Bank haftet der Anteilseigner nicht nur mit seinem Geschäftsguthaben, sondern auch mit einer eventuell in der Satzung festgelegten Haftungssumme. Man nennt das Nachschusspflicht.
Mit der kürzlich in der Hüstener Niederlassung abgehaltenen „Vertreterversammlung“ hat das Geldinstitut sein Geschäftsjahr 2023 formell, und somit bilanztechnisch, abgeschlossen. Dem Vorschlag des Vorstands zur Verwendung des Jahresüberschusses in Höhe von 9,3 Millionen Euro stimmten die zahlreich anwesenden Mitgliedervertreter zu - die Dividende wurde von drei auf vier Prozent erhöht, ein Plus von einem Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Stichwort „Überschuss“ - die heimische Voba - in den Kreisen Hochsauerland und Olpe vertreten - ist im vergangenen Geschäftsjahr weiter gewachsen - wie die Kennzahlen (siehe Tabelle) belegen. Dieses Wachstum fußt vor allem auf dem Kreditgeschäft (plus acht Prozent im Vergleich zum Geschäftsjahr 2022): „Ein wesentlicher Treiber“, kommentiert Bernd Griese.
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„Erneuerbare Energien“ als Kredittreiber
Besonders hervorzuheben dabei sei der Bereich „Erneuerbare Energien“, so das Vorstandsmitglied weiter. Vorstandskollege Michael Reitz betont, dass dafür mehr als 500 Millionen Euro an Krediten flossen - und nennt als Beispiele die geplanten Windparks in Sundern und Attendorn. An beiden Standorten sollen insgesamt zwölf Windenergie-Anlagen (WEA) platziert werden, investiert werden (zusammen) etwa 130 Millionen Euro. Die prognostizierte Jahresstromerzeugung könne rechnerisch 55.000 Haushalte versorgen; die CO₂-Einsparung gegenüber Kohlestrom betrage 217.500 Tonnen pro Jahr, sagt Reitz - und ergänzt: „Mittlerweile kümmert sich ein neunköpfiges Expertenteam um Projektfinanzierungen für Windparks, Biogas- und Solaranlagen.“
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Wiederbelebung des Zinsgeschäfts
Es gibt wieder Zinsen. Der Zinsüberschuss stieg im Jahr 2023 um 18,1 Millionen Euro auf 87,1 Millionen Euro „Es macht - nach einer langen Phase der Nullzinsen - wieder Spaß – sowohl für Mitglieder und Kunden als auch für uns“, freut sich Griese - und legt mit dem Stichwort Eigenkapitalausstattung ein weiteres Pfund auf die Waage: Das Eigenkapital wuchs um knapp neun Prozent auf 447 Millionen Euro an - ein „Bankencrash“ steht der Voba also nicht ins Haus.
Hoher Verwaltungsaufwand
Blick auf die Ausgaben: Der Verwaltungsaufwand erhöhte sich um 2,7 Millionen Euro. Außerdem investierte die Volksbank 2023 weiter in sprengsichere Geldautomatenboxen sowie Nachrüstung von Einfärbe- und Installation von Nebelsystemen zur SB-Sicherheit. Das Bargeldgeschäft stellt für die Volksbank Sauerland einen erheblichen Kostenfaktor dar. „Bargeld kostet Geld“, bringt es Vorstand Dr. Florian Müller auf den Punkt. Im Jahr 2023 wurden zwei Millionen Bartransaktionen mit einem Umsatzvolumen von 833 Millionen Euro durchgeführt. Die Bank bearbeitete 16 Millionen Münzen im Wert von 3,6 Millionen Euro und stellte 350.000 Rollen Münzgeld her. „Jede Münze und jeder Schein müssen auf Echtheit und Zustand geprüft werden, was hohe technische Anforderungen an die Maschinen stellt“, so Müller. Der logistische Aufwand für Geldtransporte, bedingt durch Sicherheitsanforderungen, trage ebenfalls zu den hohen Kosten bei.
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Da trifft es sich doch gut, dass alternative Zahlungsmethoden auf dem Vormarsch sind. Müller dazu: „Trotz der hohen Beliebtheit von Bargeld in Deutschland zeigt sich dieser Trend.“ An den Terminals der Volksbank Sauerland stieg die Anzahl der Transaktionen in 2023 um 33,9 Prozent auf 2,7 Millionen.
Weitere Aktivitäten und Fakten
Soziales Engagement Die heimische Genossenschaftsbank investierte 525.000 Euro in regionale soziale Projekte. Zusätzlich zahlte die Volksbank im Jahr 2023 Ertragssteuern in Höhe von 9,6 Millionen Euro.
Mitarbeitende Insgesamt 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Volksbank betreuen ein Kundengesamtvolumen von ca. 9,4 Milliarden Euro.
Aufsichtsrat Erneut in dieses Gremium gewählt: Kirsten Köhler, Birgit Kuklinski, Dieter Lütteken, Meinolf Niemand, Gregor Nieswandt und Dr. Barbara Vielhaber.
Ausblick Aufsichtsratsvorsitzender Prof. Dr. Volker Verch leitete die Vertreterversammlung - und resümiert: „Das Geschäftsjahr 2023 war ein gutes Jahr. Mitglieder und Kunden standen im Fokus. Wir schauen positiv in die Zukunft.“