Müschede. Bundes-Agrarminister Cem Özdemir macht Station in Arnsberg bei Papierfabrik Wepa in Müschede und hört Bekenntnis zum Standort.
Prominenter Gast zwischen Stapeln von gepresstem Altpapier, umherfahrenden Staplern und lärmenden Maschinen. Cem Özdemir, Bundesminister für Landwirtschaft und Ernährung (Grüne), macht auf seiner Sommertour einen Stopp beim Hygienepapierhersteller Wepa am Stammsitz im Arnsberger Ortsteil Müschede. Das Arnsberger Unternehmen nutzte die Chance, um sich mit seinem Bemühen um eine wirtschaftlich tragfähige Nachhaltigkeit weiter zu vernetzen. „Nachhaltigkeit funktioniert nur, wenn sie sich ökonomisch rechnet“, sagt Vorstandsvorsitzender Martin Krengel von der Wepa Group beim Rundgang durch die Papierfabrik. Der Minister bedankt sich anerkennend für die strategische Verankerung von Nachhaltigkeitsthemen im Unternehmen. „Wir brauchen Pioniere, die vorangehen“, sagt er.
Und dieser Pionier sitzt in Arnsberg im Sauerland. Martin Krengel betont in Anwesenheit des Ministers die „Kultur eines Familienunternehmens aus dem Sauerland“ und warb dafür, dass diese Unternehmensstrukturen zu unterstützen seien. Und warum: „Starke Familienunternehmen machen die Region aus“, so Krengel. Und schon erzählt er, dass sein Vater einst Postkarten immer mit AEF unterzeichnet habe: Aufrichtig, ehrlich, fleißig. Mit diesen Attributen wolle die Wepa dass Thema Nachhaltigkeit vorantreiben, „weil es kulturell zu uns passt, in langen Zyklen zu denken“. Ganz wichtig für alle Mitarbeitenden in Arnsberg: „Wir haben unseren Stammsitz hier in Müschede und das soll auch so bleiben“, sagt er dem Minister. Ein Standort-Bekenntnis vor einem Minister.
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Papierfabriken sind Cem Özdemir ein Begriff - von Kind an. „Meine Mutter hat in der Papierproduktion gearbeitet und die Papierpaletten bewegt“, erzählt er kurz nach der Begrüßung, „sie hatte kräftige Oberarme. Damit hat sie Papa beim Armdrücken besiegt.“ Das aber ist nicht der wesentliche Bezugspunkt des Landwirtschaftsministers zur Papierherstellung. Im Rahmen von nachhaltiger Flächennutzung kommen Gräser und Schilfe als Fasern ins Spiel, die auch die Wepa bei ihrer innovativen Strategie zunehmend ins Visier nimmt. Martin Krengel erklärt die wesentlichen Bausteine der Nachaltigkeitskultur seines Familienunternehmens: Neue Fasern, Recycling von Altpapier und Kartonage und Kreislaufwirtschaft. „Da wollen wir ein Frontrunner sein“, so Martin Krengel, „nicht das Problem, sondern Teil der Lösung.“
200.000 Lkw-Ladungen Hygienepapier
Die Wepa produziert an 14 Standorten in Europa mit 4200 Mitarbeitenden 850.000 Tonnen Hygienepapier im Jahr. Umgerechnet sind das 200.000 Lkw-Ladungen oder neun Milliarden Rollen Toilettenpapier. Das Produkt bekam Cem Özddemir schon vor seinem Besuch bei seiner ersten Station in Arnsberg beim Besuch des „Klima Campus Südwestfalen“ am Berufsbildungszentrum der Handwerkskammer Südwestfalen im Alten Feld zu spüren. „Nach dem Händewaschen habe ich Papierhandtücher der Wepa genutzt“, erzählt der Minister.
Auch das eine Vorlage für Martin Krengel, um dem einflußreichen grünen Minister zu erzählen, wie sich sein Unternehmen auf einen Weg zur Nachhaltigkeit macht. Das eingeführte System, dass die Wepa das in Waschräume von Schulen, Behörden und Institutionen gelieferte Hygienepapier nach Gebrauch wieder abholt und recycelt in die Produktion einsetzt, beeindruckt.
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„Der Verbraucher zahlt nicht für Nachhaltigkeit. Deshalb müssen wir den Blick gleichermaßen auf Ökonomie und Ökologie richten.“
Die Wepa strickt Netzwerke - auch von daher hat der Ministerbesuch eine hohe Bedeutung. „Wir haben uns schon jetzt ein Netzwerk an Gleichgesinnten in ganz Europa geschaffen“, betont Krengel. Das sei hilfreich, um neue Ideen zu entwickeln und Unterstützer zu finden. „Wir brauchen Partner!“, sagt auch Dr. Stefan Gräter. Er ist der Chef-Stratege für Nachhaltigkeit in der Wepa Group und stellt dem Minister die Wepa-Innovationen vor. Mit Blick auf die Produktion von Hygienepapier mit neuen Fasern und schnell nachwachsenden Rohstoffen verweist er auf ein Thema, das direkt in die Verantwortung des Landwirtschaftsminister fällt. „Wir müssen den ökologischen und ökonomischen Mehrwert einer Landnutzung steigern“, so Gräter.
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Viele Themen, die mit der Politik besprochen werden könnten, aber nicht in die rund 90 Minuten eines Besuches hineinpassen. Noch wichtiger aber ist es, den Handel und die Verbraucher mitzunehmen. Hier aber sieht sich Gräter auf einem guten Weg. Viele Projekte würden mit Partnern und Kunden gemeinsam angestoßen. „Hier hat man die Zeichen der Zeit erkannt!“ Mit dem End-Verbraucher sieht das offenbar noch anders aus: „Der zahlt nicht für Nachhaltigkeit“, weiß Martin Krengel, „deshalb ist es wichtig, dass wir den Blick auf Ökologie und Ökonomie gleichermaßen richten.“