Stockum. In Stockum wächst die Sorge vor weiteren Windkraftanlagen. Nun versuchen CDU und Grüne den Bau weiterer Windräder auf dem Klarenberg zu stoppen.
„Momentan gibt es nur zwei Lager hier im Ort. Die einen sind gegen noch mehr Windenergieanlagen (WEA) rund um Stockum. Das ist sicherlich die Mehrheit. Und dann gibt es noch diejenigen im Ort, die ein Grundstück besitzen, das für Projektierer von Windrädern interessant ist und somit Geld einbringen könnte. Die sind dafür“, sagt Ortsvorsteher Reimund Klute. Im Orte wachse bei Einigen die Angst vor der „Umzingelung“ durch Windkraftanlagen.
Spätestens nachdem die Unterlagen zur geplanten Änderung des Regionalplanes Arnsberg für den Teilabschnitt Kreis Soest und Hochsauerlandkreis bekannt wurden, hat diese gefühlte Bedrängnis neuen Nährboden erhalten. Denn auf dem sogenannten Klarenberg könnten auf einer Gesamtfläche von knapp 60 Hektar gleich mehrere Windkraftanlagen errichten werden. Spekuliert wird über vier bis fünf WEA. „Diese Anlagen würden dann zu den anderen Anlagen, die eh schon an anderen Stellen geplant sind, noch dazu kommen“, sagt Marius Ross. Er ist Mitglied der CDU im Ortsverband Stockum und Gegner der Windräder am Klarenberg.
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Dass es auf jeden Fall Windkraftanlagen in den Bereichen „Waldeshöhe“ im südlichen Stadtwald auf Hagener Gebiet sowie im „Baukloh“ in Röhrenspring geben wird, das habe man in Stockum mittlerweile akzeptiert. Allerdings wolle man versuchen, den Bau weiterer Anlagen auf dem Klarenberg zu verhindern, deutet die CDU in Stockum an. Über die CDU-Ratsfraktion hatte man in der Sitzung des Ausschusses für Planung und Nachhaltigkeit eine Tischvorlage eingebracht. „Die städtischen Flächen im Bereich des Windenergiebereichs Klarenberg werden bis zu einem anderslautetenden Beschluss des Rates nicht als Standort für WEA genutzt“, heißt es in dem Antrag der CDU. Knapp 25 Prozent der Flächen auf dem Klarenberg gehören der Stadt, die restlichen Flächen verteilen sich auf 26 private Besitzer.
Im Antrag der CDU heißt es weiter: „Sollte eine regionale Wertschöpfung durch eine Beteiligung an einem privatwirtschaftlich initiierten Flächenpool im genannten Bereich möglich sein, so ist über eine solche Beteiligung durch gesonderte Beratung des Rates zu entscheiden.“ Die anderen Windenergiebereiche der Stadt Sundern können dagegen wie geplant durch die Sundern Energie GmbH entwickelt werden.
„Massiver Einfluss auf das Sunderaner Landschaftsbild“
Tobias Tebbe, Vorsitzender des CDU-Ortsverbandes in Stockum, sagt: „Der Windenergiebereich Klarenberg hat aufgrund seiner zentralen Lage zwischen den Orten Stockum, Endorf und der Kernstadt Sundern einen massiven Einfluss auf das Sunderaner Landschaftsbild. Die meisten anderen Windenergiebereiche befinden sich in Randlagen nahe der Sunderaner Stadtgrenze und sind großräumig von Waldflächen umgeben. Sie sind daher besser als Windenergiebereiche geeignet.“ Außerdem sei die südliche Waldfläche zwischen Dörnholthausen und Wildewiese in dem aktuellen Entwurf ebenfalls als Windenergiebereich ausgewiesen - und dort werde derzeit ohnehin der bisher größte Windpark in Sundern geplant.
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Man befürchte eine zu starke Konzentration auf die Flächen rund um Stockum, Dörnholthausen und Endorf. „Eine gleichmäßigere Verteilung der Windenergiebereiche im gesamten Stadtgebiet wäre aus unserer Sicht sinnvoller“, so Marius Ross. „Man muss sich ja vor Augen führen, dass es nicht nur der Bau der Anlagen selbst ist. Die Wege dorthin und auch die Infrastruktur zum Bau von Anlagen zum Einspeisen des Stroms in das Netz erfordern ebenfalls gewaltige Baumaßnahmen“, ergänzt Tobias Tebbe. Dafür wiederum müsse aber der Mischwald, der sich auf dem Klarenbwerg gebildet hat, wohl größtenteils gerodet werden. „Hier geht es um Artenvielfalt und Umweltschutz“, so Tebbe.
In der Ausschuss-Sitzung am Donnerstagabend wurde die Thematik intensiv und bisweilen kontrovers diskutiert. Maria Tillmann, stellvertretendes Ausschuss-Mitglied der Grünen sprach sich deutlich gegen die Bebauung des Klarenbergs mit WEA aus. Sie begründete dies vor allem damit, dass dort eben ein Mischwald existiere, von denen es auf Sunderner Gebiet kaum welche gebe. Andreas Bahde von den Bürgern für Sundern entgegnete, dass er diesen Wald für nicht alt genug halte, um schützenswert zu sein. Er halte es für sinnvoll, möglichst viele städtische Flächen mit Windenergieanlagen zu bestücken, um als Kommunen von der Wertschöpfung profitieren zu können - auch vor dem Hintergrund eines möglichen Siegs der Rechten bei den Parlamentswahlen in Frankreich. (Anm. der Redaktion: Die Rechten hatten angedeutet, sich vom europäischen Stromnetz abkoppeln zu wollen. Mit Konsequenzen für Deutschland).
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André Klammt von der SPD gab zu Bedenken, dass es zum Bau von Windrädern auf dem Klarenberg auch kommen könnte, wenn die städtischen Flächen frei blieben. „Dann müssten für die Zufahrtswege und die Infrastuktur trotzdem Teile des Mischwalds gerodet werden, von der Wertschöpfung profitiere man jedoch nicht. Ich halte es nicht für sinnvoll, sich so einzuschränken“, so Klammt. Bürgermeister Klaus-Rainer Willeke deutete in der Sitzung an, dass man von intensiven Gesprächen zwischen Projektierern und Grundstücksbesitzern wisse. Zum Teil sollen wohl bereits fertig ausgehandelte Verträge vorlieren. René Winter von der FDP wiederum stellte die Frage in den Raum, ob die Marktstabilität der Strompreise in den nächsten Jahren wirklich so stabil bleibe, dass es sich lohne, noch mehr städtische Flächen mit Windenergieanlagen zu bebauen.
Ortsvorsteher Reimund Klute macht sich im Gespräch mit der Redaktion auch Sorgen um den Tourismus in Stockum und Umgebung. „Unsere Hotels und Landgasthöfe leben von den Besuchern, die hier einkehren und übernachten. Wir sind seit 2019 staatlich anerkannter Erholungsort. Viele Gäste in Stockum und Dörnholthausen sind Wanderer. Wenn aber rund um die Orte die Windkraftanlagen überall errichtet werden und Wanderflächen wegfallen, überlegt sich der ein oder andere Tourist sicherlich, ob er hier noch Urlaub machen möchte.“
Nach weiterem Austausch von Argumenten und Gegenargumenten der Befürworter und Gegner der Windenergieanlagen auf dem Klarenberg kam es zur Abstimmung. Letztlich entschied sich die Mehrheit im Ausschuss für den Antrag der CDU und damit dafür, dass die städtischen Flächen dort nicht bebaut werden sollen. Der Rat muss diese Entscheidung noch bestätigen. Derweil behält sich der CDU-Ortsverband Stockum die Möglichkeit vor, Einwände gegen den Regionalplan geltend zu machen. Die Zeit dazu drängt allerdings, da die Frist hierfür nach Informationen unserer Zeitung am 12. Juli abläuft.