Hellefeld. Der 46-Jährige lässt sein Amt als Hauptmann der Schützenbruderschaft für ein Jahr ruhen und ist stattdessen König. Auch Mika Hermanns jubelt.
Der 69. Schuss ist der Schuss ins Glück für Stephan Boening gewesen. Der Hauptmann der Schützenbruderschaft St. Martinus in Hellefeld darf sich König nennen. Vorausgegangen war ein Vogelschießen, welches vor allem von den Unterbrechungen und kleinen Problemchen mit den „Schießeisen“ geprägt war.
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Gleich mehrmals mussten die Gewehre von den Schießwarten ausgetauscht werden, weil sie nicht richtig auslösten und es somit zu keinen Schüssen kam. „Wir werden das überprüfen lassen. Die Flinten sind aus den 1970er Jahren und haben schon beim Kaiserschießen am Sonntag nicht einwandfrei funktioniert“, erklärt Schießwart Andreas Milz. Aufgrund dieser Probleme wollte anfangs beim Vogelschießen keine große Dynamik aufkommen. Ein der Schützen kommentierte die technischen Probleme etwas sarkastisch: „Beim nächsten Mal bringe ich mein eigenes Gewehr mit.“
Relativ schnell kristallisierte sich ein Zweikampf zwischen Hauptmann Stephan Boening und Lukas Feische heraus. Stück für Stück splitterte vom Vogel, doch er wollte einfach nicht fallen. Schon nach gut 40 Schüssen hing er ziemlich windschief an der Stange. Doch dann behielt Boening die Nerven und traf voll ins Schwarze. Jubel brandete bei den zahlreichen Zuschauern sowie den Schützenbrüdern auf.
Stephan Boening gesteht: „Ich habe immer mal darüber nachgedacht, König zu werden. Beim Aufstehen heute habe ich dann gedacht, dass es Zeit wird.“ Während er die Worte ausspricht, zittern seine Hände. So ganz kann er es noch immer nicht fassen, dass er seine Rolle als Hauptmann ein Jahr pausieren lässt und dafür jetzt König ist. „Mein Adjutant übernimmt dann in Stellvertretung mein Amt als Hauptmann.“ Rainer Baulmann, der als Adjutant derzeit Harald Siethoff vertritt und sogar Vertreter des Hauptmanns ist, verspricht: „Ich mache das!“
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Der 46-jährige Hellefelder arbeitet als Facheinkäufer für Elektronik, Pneumatik und Katalogteile bei der Firma Ohrmann GmbH in Möhnesee. Als seine Königin hat er Johanna Wälter, ebenfalls aus Hellefeld, ausgewählt. Sie erklärt: „Wir haben uns immer mal darüber unterhalten, dass Stephan vielleicht König wird und ich seine Königin.“ In Vorbereitung habe sie sich ein Kleid angeschaut, aber mehr auch nicht. So etwas könne man nicht wirklich vorbereiten. Auf die 42-jährige Johanna Wälter, die als Notallsanitäterin arbeitet, kommt nun etwas Stress zu. „Das Kleid muss passen, dazu dann die Haare, Blumen. Aber ich freue mich und bin gerne Königin.“
Bei den Jungschützen, die im Anschluss ihren König ermittelten, gab es anfangs deutlich mehr Kandidaten auf die Majestätenwürde. Zu Beginn machten acht Jungschützen mit. Doch im Laufe des Wettbewerbs dünnte sich das Feld aus. Da die Gewehre mittlerweile warm geschossen waren, gab es hier auch deutlich weniger Unterbrechungen.
Der 19-jährige Mika Hermanns war dann mit dem insgesamt 134. Schuss erfolgreich und jagte die zuvor schon reichlich ramponierte Eule von der Vogelstange. Er setzte sich im privaten Duell mit Moritz Grote durch. „Moritz ist ein guter Freund von mir. Wir haben es uns beide gegenseitig gegönnt. Schließlich sind wir Stammtischkollegen“, sagt Mika Hermanns.
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„Ich bin einfach zum Schießstand gegangen und habe getroffen“, berichtet er ganz locker über seinen großen Coup. Jetzt werde erstmal Party gemacht, verspricht Hermanns. Erst vor wenigen Tagen habe er seinen Ausbildung als Garten- und Landschaftsbauer abgeschlossen und werde bald auf einem landwirtschaftlichen Betrieb in Brandenburg arbeiten. „Das war schon immer mein Traum. Mit dem Titel als Jungschützenkönig habe ich mich selbst belohnt“, freut sich der 19-Jährige. Wer seine Königin werden solle, darüber haber er sich noch keine Gedanken gemacht.