Arnsberg. Arnsberger Pflegeverbund gehört zu den Pionieren der „Telematik“. Zwei Mitarbeiterinnen erklären, was die Digital-Offensive bringt.
Bei Paulina Sklosz und Agata Janocha ist die Begeisterung förmlich spürbar, als sie erklären, wie ihr Arbeitgeber, der Arnsberger Pflegeverbund, sich für die digitale Zukunft in der Branche aufstellt. Keine Überraschung, schließlich erleichtern die handlichen Tablets nicht nur ihre tägliche Arbeit, sondern rücken auch das Wesentliche noch mehr in den Vordergrund: das Wohl ihrer Patienten.
Wie das funktioniert? „Telematik-Infrastruktur“ lautet das Zauberwort - obwohl, mit Zauberei hat das nichts zu tun; es handelt sich um ein sicheres Netzwerk, das alle Personen, die an der Versorgung eines Patienten beteiligt sind, miteinander verbindet. Über dieses Netzwerk können die Akteure unterschiedliche Daten und Dokumente austauschen. Die Qualität in der Patientenversorgung wird verbessert, die Effizienz steigt. Auch die zu Pflegenden profitieren: Sie und ihre Angehörigen/Betreuer erhalten deutlich mehr Kontrolle über ihre Daten.
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„Nie mehr Papierkram“, um es mal „zum Anfassen“ zu formulieren. Mussten mobile Pflegekräfte wie Paulina bisher mit Block und Stift dokumentieren, pflegen sie inzwischen alles digital ein, sämtliche Informationen, die benötigt werden, landen im iPad, flexibel und in Echtzeit. Die Verwaltung des Pflegedienstleisters kann parallel ebenfalls zugreifen - keine Aktenordner mehr im Büro, freut sich Kollegin Agata. Und weil das so wichtig ist, hat der Gesetzgeber zum 1. Juli 2025 die verpflichtende Umsetzung der Telematik-Infrastruktur (kurz: TI) für jeden in der Pflege tätigen Akteur zur Rechtsgrundlage gemacht. Warum noch warten, wenn es so wichtig ist? Der Arnsberger Pflegeverbund hat sich bereits frühzeitig mit dem Thema auseinandergesetzt. „Wir sind froh und stolz, als einer der ersten dieses Mammut-Projekt angegangen zu haben“, so die Geschäftsführer Thorsten Vlatten und Robert Mazur.
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Zunächst galt es abzuwarten, bis die Technik ausgereift war: „Anfangs lief es noch unrund“, so Mazur; doch inzwischen sei der erste Schritt - digitale Ausrüstung in Hard- und Software für den ambulanten Dienst mit 80 modernen Endgeräten sowie, ähnlich umfangreich, mit stationären Lösungen, vollzogen. „In den Büros und Beratungsstellen des Verbundes werden alle Daten nun direkt vom Patienten in die Dokumentation transportiert und verarbeitet“, so der Geschäftsführer. Weitere Optionen wie digitale Telefonie, mobile Besprechungen in „Teams“, Nutzung von Routenplanern oder Abruf der Dienstpläne stünden den Mitarbeitenden ebenfalls zur Verfügung.
Bisher etwa 350.000 Euro investiert
„Rezepte, Verordnungen und weitere Themen werden so just-in-time umgesetzt, sogar Beratung von unterwegs aus ist möglich“, ergänzt Vlatten. Neben Verbesserung der Prozessqualität habe man „eine für Mitarbeitende erleichternde Arbeitsweise eingeführt“; Beispiel: Pflegekräfte, die sich mit Deutsch in Schriftform noch schwertun, geben Infos in ihrer Muttersprache ein; ein Programm übersetzt - Künstliche Intelligenz überprüft die Eingaben auf fachliche Richtigkeit. „Sauberes, präzises Arbeiten“, sind die Arnsberger begeistert - und blicken bereits voraus:
Nach Endphase der Einführung sollen ab Juni 2025 auch ärztliche Kommunikation und klinische Überleitungsstrukturen möglich sein. Hierzu müsse aber seitens des Gesetzgebers noch eine Klarstellung erfolgen, betont das Geschäftsführer-Duo, das für „TI“ bisher etwa 350.000 Euro in die Hand genommen hat. Damit alles richtig „fluppt“, wurde das Personal entsprechend geschult; u.a. während dreier Präsenztage. „Alles aus einer Hand - eine feine Sache“, meinen Paulina und Agata, stellvertretend für die rund 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die an mittlerweile zehn Standorten im Raum Arnsberg, Menden, Werl und Ense etwa 2000 Klienten versorgen.