Sundern. Bürgermeister Klaus-Rainer Willeke und Vertreter der Fraktionen äußern sich zur Europawahl. In Teilen Sunderns schnitt die AfD besonders gut ab.

Am Tag nach der Europawahl ist traditionell die große Analyse angesagt. Die einen lecken die Wunden nach dem für sie enttäuschenden Abschneiden. Andere wiederum feiern ihre Erfolge. Und in Sundern? Hier besteht die Besonderheit, dass die AfD in Sundern fast 14 Prozent der Stimmen errungen hat, obwohl sie mit einer eigenen Fraktion gar nicht im Rat vertreten ist. Die Wahlbeteiligung in Sundern betrug 66 Prozent, was noch über der bundesweiten Rekordquote von knapp 65 Prozent liegt.

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In Sundern kann man einige Auffälligkeiten verbuchen. So schneidet die AfD in sämtlichen acht Briefwahlbezirken zum Teil erheblich schlechter ab, als in den direkten Wahlbüros der einzelnen Ortschaften. In den Briefwahlbezirken erreicht die Partei gleich mehrmals nicht die zweistellige Prozentzahl. Andersrum ist das in den Wahlbezirken vor Ort. Dort erlangt die AfD lediglich in Sundern-Hagen einen einstelligen Wert (8 Prozent), während sie in allen anderen Wahlbezirken zweistellige Stimmenanteile erreicht. Besonders in der Kernstadt schneidet die AfD überdurchschnittlich erfolgreich ab. So konnte man im Bezirk Silmecke 27 Prozent der Stimmen auf sich vereinigen, in der Röhre sind es 24 Prozent, in Brandhagen 23 Prozent. Auf den Dörfern liegen die höchsten Quoten bei Stemel (21 Prozent) und Hachen (20 Prozent).

Klaus-Rainer Willeke ist Bürgermeister von Sundern.
Klaus-Rainer Willeke ist Bürgermeister von Sundern. © WP Sundern | Privat

„66 Prozent der Wahlberechtigten haben bei der Europawahl in Sundern ihre Stimme abgegeben. Das ist eine Wahlbeteiligung, die sich sehen lassen kann und die zeigt, dass den Sunderanern ihr Recht auf demokratische Mitbestimmung wichtig ist. Mehr als 86 Prozent haben sich für Demokratie, Vielfalt und Gemeinsamkeit ausgesprochen. Das zweistellige Wahlergebnis für die AfD besorgt mich natürlich sehr. Vor dem Hintergrund der nächsten Wahlen gilt es nun, diese Herausforderung ernst zu nehmen und den Wählern der AfD demokratische Alternativen aufzuzeigen. Noch ist die AfD nicht Teil des Stadtrates Sunderns. Es ist eine Errungenschaft, dass die Fraktionen des Rates lösungsorientiert zusammenarbeiten. Mit einer AfD wird das sicherlich nicht funktionieren. An dieser Stelle gilt mein Appell allen demokratischen Parteien im Rat der Stadt, unsere Arbeit für die Zukunft weiterhin im Austausch und guter Verständigung voranzutreiben“, sagt Bürgermeister Klaus-Rainer Willeke im Nachgang der Europawahl.

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Die CDU hat in sämtlichen Bezirken die meisten Stimmen errungen. In der Hälfte aller Briefwahlbezirke konnten die Christdemokraten die 50 Prozent-Hüde erreichen bzw. sogar teilweise überschreiten. Topwert in den Ortschaften bildet Meinkenbracht mit 57 Prozent, dahinter folgen Enkhausen mit 52 Prozent sowie Altenhellefeld, Hellefeld, Westenfeld und Stockum mit jeweils 50 Prozent. Unterdurchschnittlich hat die CDU in Stemel (27 Prozent) sowie in Teilen der Kernstadt (Röhre und Silmecke mit 33 bzw. 34 Prozent) abgeschnitten.

Stefan Lange, Vorsitzender der CDU Sundern
Stefan Lange, Vorsitzender der CDU Sundern © CDU Sundern | privat

Stefan Lange, Vorsitzender der CDU Sundern, zeigt sich zufrieden mit dem Abschneiden seiner Partei in Sundern. „Die CDU hat in Sundern die Europawahl mit großem Abstand gewonnen. Mit 45,59 Prozent ist der Stimmenanteil der CDU höher als der Stimmenanteil aller anderen etablierten Parteien zusammen – inklusive der AfD. Wir konnten unser Ergebnis gegenüber der letzten Europawahl um über 6 Prozent verbessern.“ Dass auch in Sundern die AfD mit rund 13 Prozent mittlerweile auf Platz 2 vorgerückt ist, zeige die tiefe Besorgnis und Enttäuschung der Bürger über die Politik der Ampelkoalition in Berlin. „Die CDU hat ihre Hausaufgaben gemacht – jetzt liegt der Ball vor allem bei den Grünen und bei der SPD, ein weiteres Erstarken der Rechtspopulisten zu verhindern.“

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Einen wirklichen Erfolg konnten die Grünen nur in Sundern-Hagen feiern, wo sie 19 Prozent der Stimmen einsammelten und hinter der CDU die zweitstärkte Kraft wurden. Auffällig ist auch, dass die sonstigen Parteien, zu denen oftmals auch die FDP aufgrund des eigenen wenig erfolgreichen Ergebnisses gezählt wurde, viele Stimmen auf sich vereinte.

Irmgard Harmann-Schütz von den Grünen
 
Irmgard Harmann-Schütz von den Grünen   © Bündnis 90 / Die Grünen Sundern | privat

Die Fraktion der Sunderner Grünen antwortet auf Nachfrage mit folgendem Statement: „Das Europawahlergebnis in der Stadt Sundern in Bezug auf die Stimmengewinne der AfD ist absolut beunruhigend. Mit 13,7 Prozent liegt der Anteil der AfD-Wähler kaum unter dem Bundesdurchschnitt von 15,9 Prozent. Insbesondere beunruhigend ist dabei die Betrachtung einzelner Ortsteile, in denen der Stimmenanteil der AfD an oder gar über 20 Prozent liegt.“ Dennoch stelle sich nicht die Frage, was in der Kommunalpolitik der Stadt Sundern so schlecht gelaufen sei, dass dieses Ergebnis berechtigt wäre. Vielmehr seien die Ursachen für das schlechte Wahlergebnis mit den herausfordernden Aufgaben zu begründen, die seit Bestehen der Ampelregierung auf der Bundesebene zu bearbeiten seien; Stichworte hierzu seien die Ukraine-Krise, die Energiekrise, die kriegerische Situation im Nahen Osten.

René Winter ist Parteivorsitzender der FDP Sundern.
René Winter ist Parteivorsitzender der FDP Sundern. © WP | Privat

René Winter, Parteivorsitzender der FDP Sundern, erklärt: „Wir sind im Allgemeinen zufrieden mit dem Ergebnis der Europawahl. Zwar liegen wir insbesondere in Sundern nur knapp über der Marke von 5 Prozent, im Vergleich zum Gesamtergebnis stehen wir in Sundern aber gut da. Das zeigt uns, dass wir in Sundern auf eine stabile Basis von Wählern zählen können.“ Das Abschneiden der AfD sei für ihn wenig überraschend. „Wir sehen die Zahlen nun als klaren Auftrag, uns inhaltlich mit den Themen der Bürger auseinanderzusetzen.“

SPD-Fraktionsvorsitzender Michael Stechele
 
SPD-Fraktionsvorsitzender Michael Stechele   © WP | SPD Sundern

Michael Stechele, Fraktionsvorsitzender der SPD im Stadtrat, gratuliert der CDU und Kandidat Peter Liese für seinen erneuten Einzug in das Europaparlament. „Das Ergebnis der Europawahl ist für die SPD enttäuschend. Ich freue mich aber, dass mit Birgit Sippel wieder eine starke sozialdemokratische Stimme aus Südwestfalen in Brüssel vertreten ist. Das Abschneiden der AfD ist für unsere demokratische Zukunft schon bedrohlich, auch wenn es eine klare Mehrheit gegen rechts, auch in Sundern gibt. Es macht aber deutlich, dass die verfassungstragenden Parteien in der politischen Auseinandersetzung einen anderen Weg finden müssen.“

Andreas Bahde, Fraktionsvorsitzender der „Bürger für Sundern“
Andreas Bahde, Fraktionsvorsitzender der „Bürger für Sundern“ © WP Sundern | BFS

Andreas Bahde, Fraktionsvorsitzender der „Bürger für Sundern“: „Sieger dieser Wahl ist die AfD und auch die CDU. Mit der AfD, eine Partei, welche die Abschaffung der EU fordert, so wie wir sie lieben und zu schätzen gelernt haben. Diese EU ist die Grundlage unseres Wohlstands unserer Freiheit, die Grundlage für die Wirtschaft und die Grundlage für jahrzehntelangen Frieden. Es bleibt zu hoffen, dass die meisten, die diese Partei gewählt haben, Protestwähler sind. Auch wenn es eine Europawahl war, ist es doch überraschend, dass die AfD als zweitstärkste Kraft in Sundern aus der Wahl hervorgeht. Eine Partei welche im Stadtrat bisher nicht vertreten ist.“