Arnsberg. Zu Beginn der Radfahrsaison nimmt die Redaktion den Ruhrtalradweg in Arnsberg unter die Reifen. Ein Test, um Schwachstellen und Stärken zu finden.
Ein Praxis-Test. Unsere Redaktion nimmt den Ruhrtalradweg unter die Räder. Nicht die gesamten 240 Kilometer, sondern die rund 25 Kilometer auf Arnsberger Stadtgebiet. Sie sind für Radtouristen das erste und wichtigste „Schaufenster“ zur Stadt - hier machen sich die Radler einen ersten Eindruck. Wir schauen nach Stärken und Schwächen der Etappe durch Arnsberg. Los geht‘s bei Haus Füchten, wo bald Arnsberger Boden erreicht wird. Der Test endet hinter Wildshausen an der Grenze nach Freienohl.
Haus Füchten - Neheim
Ein schönes Stück Radweg ganz nah an der Ruhr. Aber auch ein Weg mit gefährlichen Fallen, denn hier sorgt Wurzelwachstum an vielen Stellen dafür, dass sich der Asphalt hebt. Es entstehen gefährliche Sturzkanten für Radfahrer, die provisorisch mit Farbmarkierungen sichtbar gemacht werden. Die Behebung ist nicht einfach. Teile der Schadstellen gehören noch zum Gemeindegebiet Ense. In Arnsberg ist das Problem bekannt- seit langem. Das Problem: Der Weg befindet sich nicht in der Baulast der Stadt Arnsberg. „Für eine radverkehrsfreundliche Lösung steht die Stadt Arnsberg im Austausch mit dem Eigentümer des Weges mit der Zielsetzung, den Weg in das Eigentum der Stadt Arnsberg zu überführen“, teilt die Stadt mit. Dieses Vorhaben gibt es allerdings schon länger.
Neheim - Rathaus
Auch hier führt der Ruhrtalradweg schön an der Ruhr entlang. Es ist einer der meist frequentiertesten Abschnitte des Ruhrtalradweges überhaupt, weil sich hier Radferntouristen mit Freizeit- und Sportradlern, Schülern und Berufspendlern auf Zweirädern treffen. Vor dem R-Café als beliebtes Pausenziel wurden im Jahr 2024 bereits je rund 50.000 Fahrräder in beide Richtungen gezählt. Da hier auch immer Fußgänger unterwegs sind ist der Bereich als „Fairnesszone“ ausgewiesen. Rücksicht ist nötig. Konflikte zwischen den verschiedenen Nutzern des Weges aber gibt es immer wieder.
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Rathaus
Wer den Ruhrtalradweg durch Arnsberg fährt, sieht aktuell Arnsbergs größte und wohl auch teuerste Baustelle. Sieht aktuell nicht schön aus, steht aber für den Wandel eines wahrlich hässlichen Rathauses zu einem modernen Bürger- und Verwaltungszentrum. Vielleicht würde hier eine Infotafel nicht schaden, um den Radtouristen zu erklären, was an dieser Stelle gerade passiert.
Rathaus - Wagenbergstraße Hüsten
Ohne Frage ist diese Passage eine der schönsten des Ruhrtalradweges. Es geht durch eine Art Märchenwald leicht erhöht über der tiefer liegenden Ruhr. Der Abschnitt ist aber etwas eng und so etwas gefährlich, wenn man sein Rad nicht wirklich gut beherrscht. In katastrophalem Zustand sind Teile des Holzzauns, der den Weg vom Abhang zur Ruhr trennt. Die Hölzer sind teilweise abgerissen oder morsch. Einen guten Eindruck macht so etwas nicht. „Für die Instandsetzung der Holzbegrenzung ist eine externe Firma bereits beauftragt“, teilt die Stadt Arnsberg auf Nachfrage mit.
Aus dem Wald heraus geht es in das Gewerbegebiet. Störende Elemente einer Radroute finden sich manchmal im Detail: Warum muss hier eine Kante sein, wenn der Weg in den Wendehammer mündet?
Wagenbergstraße - Freizeitbad Nass
Wirklich schön ist die Fahrt durch das Gewerbegebiet Wagenbergstraße nicht. Das Problem ist weniger die aktuelle Baustelle an der Straße „Unterm Breloh“ und am „Lindenhof“, sondern an Werktagen der Verkehr durch Lkw. Auch deshalb liegt derzeit ein Antrag der Arnsberger SPD vor, den Ruhrtalradweg schon kurz hinter dem Rathaus auf die Hüstener Ruhrseite und später auf einer Delphin-Sattelauflieger-Brücke über die Röhr zu führen.
Nass - RLG-Brücke
Am Nass sehen die Radtouristen aktuell noch eine Baustelle, an der bald das neue Lehrschwimmbecken von einer sich entwickelnden Stadt zeugen wird. Die Weiterfahrt am Nass bis zur Arnsberger Straße führt über Verkehrsberuhigungsschwellen - die bremsen zwar die Autos aus, sind für Radfahrer mit Gepäcktaschen aber auch nervig. Die Überquerung der Arnsberger Straße ist die wohl gefährlichste Kreuzung des Ruhrtalradwegs auf Arnsberger Gebiet.
RLG-Brücke - Bruchhausen
Ein schöner Weg mit weitestgehend gutem Asphalt. Keinen guten Eindruck aber hinterlassen kaputte Zaunelemente, die den Radweg von den RLG-Bahngleisen trennen. Der Stadt geht es hier aber offenbar nicht um die Optik. „Der durch Vandalismus beschädigte Zaun zwischen Bahngleisen und Ruhrtalradweg erfüllt nach wie vor seine Funktion. Sobald die Verkehrssicherheit nicht mehr gegeben ist oder eine Unfallgefahr für Radfahrende besteht, wird dieser selbstverständlich ersetzt“, teilt Ramona Eifert von der Stadt Arnsberg mit.
An ersten Stellen dieses Weges (nahe Bruchhausen) zeigen sich erste Aspahlterhebungen durch Wurzelwachstum. Die Stadt sieht hier aber „noch keine umfangreichen Wurzelaufbrüche“, teilt aber mit, dass „bei einer Gefährdung hier aber wesentlich kurzfristiger reagiert werden kann, da sich der Weg im städtischen Besitz befindet“.
Bruchhausen - Niedereimer
Wirklich schön zu fahren ist der Weg zwischen Bruchhausen und Niedereimer auf einer wassergebundenen feinschottrigen Piste. Eines der schönsten Abschnitte des Weges - manchmal etwas staubig, aber immer lohnenswert.
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Niedereimer - Muffrika
Ein Best-Practice-Beispiel für Radverkehrsplanung ist in Niedereimer zu bestaunen. Entlang der Sauerlandstraße ist im Rahmen von Straßenerneuerungsmaßnahmen ein breiter Radweg als Teil des Radschnellweges Arnsberg gebaut worden. Eine Radwegeroute kann den Blick auf Realitäten und Herausforderungen für die Gesellschaft nicht ausblenden, so geht es am wahrlich nicht ansehlichen Schlichtwohnheim Hammerweide vorbei (zweifelslos die minderwertigste aller Arnsberger Unterkünfte). Lange darüber nachdenken sollten Radfahrer nicht, weil bald die RLG-Schienen den Radweg am Viadukt queren und ein großes Sturzrisiko darstellen. Zwar ist die Gefahrenstelle gut ausgeschildert und es wird ausreichend gewarnt, doch kommt es dennoch immer wieder zu Unfällen, wenn Radfahrer mit den Felgen in die Gleisrillen kommen. Eine aufgemalte Radspur könnte hier helfen. Auch die Gummis in den Gleisrillen könnten eine Erneuerung vertragen, weil sie schon abgesunken sind.
Arnsberg - Wildshausen
Im Alten Feld sind einige Engstellen mit Vorsicht zu genießen. Der Radfahrer wird hier aber am Verkehr vorbei nach Arnsberg hineingeführt. Dort geht es irgendwann an die Uentroper Straße und an die Casparistraße, wo der Ruhrtalradweg straßenbegleitend geführt wird. In Oeventrop geht es über die Ruhr (bald über die neue Ruhrbrücke), entlang des Segelflugplatzes bis nach Wildshausen. Dieser Weg wurde von der Initiative Oeventrop (INO) als Planetenweg gestaltet und so enorm aufgewertet. Von der Brücke Wildshausen geht es landschaftlich schön durch den Wald entlang der Ruhr. Kurz vor Freienohl wird das Arnsberger Stadtgebiet verlassen.
Ausschilderung
Ausgeschildert ist der Ruhrtalradweg grundsätzlich gut - in der Regel durch die Radwegeschilder mit roter Schrift oder roten Pfeilen auf weißem Grund. Das Markenzeichen des Ruhrtalradweges wird dabei nicht so prominent gezeigt und ist vielerorts unsichtbar. Verfahren aber kann man sich nicht. Etwas Nachholbedarf besteht auch in der Navigation zu den Ortschaften über einladende Beschilderungen. Ein Schilderwald ist aber auch nicht wünschenswert.