Arnsberg/Sundern/HSK. Auch in diesem Jahr sind Kröte und Co. wieder auf Wanderung – wegen der aktuell schon angenehmen Temperaturen recht früh. HSK und Kommunen helfen

„Ja wo laufen sie denn?“ Über die Straße! Obwohl – von „Laufen“ kann keine Rede sein, denn Kröten sind, gelinde gesagt, gemütlich unterwegs – und das bringt sie in große Gefahr.

„Krötenwanderung“ – was genau passiert da eigentlich? Alle Jahre wieder machen sich bei uns vor allem Erdkröten auf die Socken – die Fortpflanzung ruft: Weibliche Kröten suchen dafür den Tümpel auf, an dem sie selbst geschlüpft sind, und nehmen ihr(e) Männchen gleich mit: Die zierlicheren männlichen Kröten ­lassen sich meist huckepack von den Weibchen tragen; manchmal schleppt eine Krötendame sogar mehrere Herren gleichzeitig! Hier häufig zu beobachten, denn ein Schwerpunkt der jährlichen Krötenwanderung in der Region liegt in Arnsberg und Sundern: Im Raum Oeventrop, in Niedereimer, im Rumecker Holz, im­ ­Hellefelder Bachtal und in Allendorf-Hüttebrüchen finden sich in unseren Breitengraden sogenannte ‘Wechselstellen’, von denen es insgesamt rund ein Dutzend im HSK gibt. Die Stadt Arnsberg hat bereits reagiert, denn: Wegen der angenehmen Temperaturen in den nächsten Tagen ist dieses Jahr wieder früh mit dem Einsetzen der Amphibienwanderung zu rechnen. Dabei müssen die Tiere häufig Straßen überqueren, was wiederum nicht selten tödlich endet...

So melden sich Helfende beim HSK

Interessierte, die zukünftig an der Aktion zur Rettung der Kröten teilnehmen möchten, können sich bei Corinna Kempf melden, 0291-941665, oder per Mail an:corinna.kempf@hochsauerlandkreis.de

Besonders mobil sind „Lurchi und Co.“ nachts und am frühen Morgen – bei feuchter, warmer Witterung. Zum Schutz der „Wanderer“ sperrt die Stadtverwaltung ab sofort den „Kröten-Highway Nummer eins“, sprich, die Straße durch das Rumbecker Holz. Wie schon in den Jahren zuvor, gilt zwischen dem Waldfriedhof und der Gastronomie „Rodelhaus” in den Nachtstunden (19 bis 7 Uhr) ein Fahrverbot.

Autofahrende werden um Beachtung dieser Sperrung, die bis Ende April andauert, gebeten.

Gemeinsam mit ehrenamtlichen Naturschützern werden – an besonders stark frequentierten Stellen – Kröte und Co. hinter Schutzzäunen gesammelt und anschließend auf die andere Straßenseite gebracht. Diese aufwendige Arbeit kann aber nicht an allen Straßen durchgeführt werden. Autofahrer werden darum eindringlich gebeten, in den kommenden Wochen besondere Rücksicht auf die Amphibien zu nehmen.

Aus dem Eimer zurück in die Natur. Übrigens, freiwillige Helfer werden immer gern genommen...
Aus dem Eimer zurück in die Natur. Übrigens, freiwillige Helfer werden immer gern genommen... © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

Auch die Kreisverwaltung hat die wandernden Gesellen auf dem Schirm: Mitarbeiter der Kreisstraßenbauabteilung des HSK und von Straßen NRW haben an betroffenen Straßenabschnitten schon Warnschilder aufgestellt. Die Untere Naturschutzbehörde des Hochsauerlandkreises appelliert an alle Verkehrsteilnehmer, in den näch­sten Wochen beim Erblicken des Schildes „Krötenwanderung“ den Fuß vom Gaspedal zu nehmen und die Geschwindigkeit deutlich herabzusetzen. Mobile „Krötenschutzzäune” werden derzeit ebenfalls aufgebaut – freiwillige Helfer kontrollieren diese Zäune frühmorgens und abends. Der HSK als Untere Naturschutzbehörde bittet außerdem weiterhin alle Landwirte, die in der Nähe von Teichen und Laichgewässern Ackergrund besitzen, diese Felder momentan nicht frühmorgens oder in den Abendstunden mit landwirtschaftlichen Maschinen oder Geräten zu befahren. „Durch Zerstörung ihrer Lebensräume und hohe Verkehrsdichte sind die Amphibienbestände bedrohlich geschrumpft“, lautet der eindringliche Appell. Seit vielen Jahren stehen Amphibien deshalb unter besonderem gesetzlichen Schutz. Apropos Schutz: mehr dazu im „Drei Fragen“-Interview“:

DREI FRAGEN an Corinna Kempf, Mitarbeiterin Untere Landschaftsbehörde des HSK

1 Der HSK hat 2019 für dauerhafte Schutzmaßnahmen Fördermittel beantragt, wie ist der Stand der Dinge in Arnsberg und Sundern?

Entlang der K 22 (Voßwinkel) und der K 8 (Niedereimer) existieren momentan noch keine Amphibientunnel. Hier werden jedes Jahr mobile Leiteinrichtungen durch das Personal der Kreisstraßen Straßenbau und Straßenunterhaltung des Hochsauerlandkreises aufgestellt. Eine Untertunnelung in diesem Streckenabschnitt ist bei einer Fahrbahndeckenerneuerung in Planung. Im vergangenen Jahr wurde entlang der K1/5 bei Arnsberg-Kirchlinde eine Deckenerneuerung durchgeführt. Hierbei wurden die dortigen veralteten Amphibiendurchlässe durch neue/moderne Tunnel ersetzt. Die Kosten hierfür hat die Untere Naturschutzbehörde des HSK übernommen.

Corinna Kempf
Corinna Kempf © WP | HSK

2 Für die „Betreuung“ der Kröten werden Freiwillige benötigt – gibt es genügend Helfer, und wo können sich Interessierte melden?

Auf unseren Aufruf in der örtlichen Presse im vergangenen Jahr 2021, und wohl bedingt durch die Corona-Pandemie, haben sich bei der Unteren Naturschutzbehörde mehr freiwillige Helfer als in den vorherigen Jahren für die jährliche Amphibienschutzaktion gemeldet. Einige der Freiwilligen sind jedoch schon seit vielen Jahren begeistert mit viel Herz für Kröten & Co. dabei.
Ihnen gilt unser höchster Dank und Respekt für ihre so wichtige Arbeit im Naturschutz. Sie laufen täglich während der gesamten Wanderzeit der Amphibien in den frühen Morgen- und in den Abendstunden die Streckenabschnitte ab, leeren die Sammeleimer und helfen den Tieren, ihren Weg unbeschadet in die Laichgewässer zu finden. Interessierte können sich gerne bei mir melden (Kontakt siehe Infobox).

3 Ein Schwerpunkt der Krötenwanderung in der Region liegt in Arnsberg und Sundern – wo sind die Tiere dort unterwegs?

Die der Unteren Naturschutzbehörde bekannten Amphibienwechsel finden im Raum Arnsberg und im Raum Sundern statt in/an der K 8 Niedereimer; K 22 Höllinghofen; B 7 Voßwinkel/Wimbern; L 519 Endorfer Mühle; L 619 Hüttebrüchen; L 687 Hagen/Allendorf; L 687 Amecke; L 732 Voßwinkel (alter Bahnhof/Haus Füchten); L 745 Aupkebach (zwischen Neheim und Niederense); L 839 Arnsberg/Helle­felder Bach; L 842 Hüttebrüchen/
Allendorf; L 842 Hüttebrüchen (zwischen Allendorf und Affeln sowie Sundern und Stockum).