Arnsberg/Sundern.. Krötenwanderung: Hochsauerlandkreis als Untere Umweltbehörde hat Geldmittel für zwei dauerhafte Schutzmaßnahmen beantragt.


Mehr Kröten-Komfort in Arnsberg: Um den Tieren während ihrer jährlichen Wanderschaft das gefahrlose Queren von Straßen zu ermöglichen, plant der Hochsauerlandkreis dauerhafte Schutzmaßnahmen: Entlang der Wannestraße im Ortsteil Nieder­eimer und im Raum Höllinghofer Heide, nahe Voßwinkel, sollen Bauten mit Durchlässen unter der Fahrbahn und festen Begrenzungen entstehen. „Geldmittel dafür sind beantragt“, berichtet Norbert Knievel im Gespräch mit dieser Zeitung.

Problematisch werde es allerdings, wenn bereits liegende Versorgungsleitungen die Errichtung erschweren, so der Mann von der Unteren Landschaftsbehörde des Hochsauerlandkreises weiter.

Eine gefährliche Sache

Dann werde es so teuer, dass die genehmigenden Stellen schnell abwinken. Ohnehin koste ein solches Bauvorhaben bis zu 100.000 Euro.

Für Kröten, Frösche und Lurche bleibt die „Frühjahrs-Tour“ also eine gefährliche Sache...

„Amphibien-Wanderung“: Alle Jahre wieder machen sich vor Ort vor allem Erdkröten auf die Socken – warum eigentlich? Die Fortpflanzung ruft: Weibliche Kröten suchen dafür den Tümpel auf, an dem sie selbst geschlüpft sind, und nehmen ihr(e) Männchen gleich mit: Die zierlicheren männlichen Kröten ­lassen sich meist huckepack von den Weibchen tragen; manchmal schleppt eine Krötendame sogar mehrere Herren gleichzeitig.

Bei uns häufig zu beobachten, denn ein Schwerpunkt der jährlichen Krötenwanderung in der Region liegt in Arnsberg und Sundern: „Im Raum Oeventrop, in Niedereimer, im Rumecker Holz, im­ ­Hellefelder Bachtal und in Allendorf-Hüttebrüchen finden sich in unseren Breitengraden sogenannte ‘Wechselstellen’, von denen es insgesamt rund ein Dutzend im HSK gibt“, ­erklärt Knievel.

Verzögerung wegen Wintereinbruch

Dort wurden dieser Tage schon mobile Zäune aufgestellt; vielleicht ein wenig zu früh, denn der Wintereinbruch zu Wochenbeginn dürfte die Wanderung um ein paar Tage verzögern. „Ärgerlich“, sagt Norbert Knievel, „weil Räum- und Streufahrzeuge die Zäune beschädigen könnten.“ Doch wer konnte das nach dem milden Februar ahnen. Ist der Frost endgültig aus dem Boden gewichen, gilt es, die Zaunmatten erneut so zu befestigen, dass die ­Tiere nicht darunter hindurch schlüpfen. Wenn es in Kürze wieder wärmer wird, rechnen die Fachleute mit starken Wanderbewegungen von Amphibien. Die Stadt Arnsberg macht deswegen sogar erneut eine Straße dicht: Der Weg durch das Rumbecker Holz wird kurzfristig bis Ende April zwischen dem Waldfriedhof und dem „Rodelhaus” in den Nachtstunden (19 bis 7 Uhr) für den Verkehr gesperrt. Autofahrer werden nachdrücklich um Beachtung dieser Sperrung gebeten. In der Vergangenheit gab es leider ­immer wieder „schwarze Schafe“.

Aufwendige Arbeit

„In Verbindung mit dem ehrenamtlichen Naturschutz bemühen sich die öffentlichen Verwaltungen an neuralgischen Stellen darum, die Tiere hinter Schutzzäunen zu sammeln und anschließend auf die andere Straßenseite zu bringen“, erklärt Dieter Hammerschmidt. Diese aufwendige Arbeit könne jedoch leider nicht an allen Straßen geleistet werden, so der Fachdienstleiter Umwelt der Stadt Arnsberg weiter.

Zumal Helfer/-innen recht dünn ­gesät sind. „An den Wechselstellen kümmern sich kleine Teams oder ‘Einzelkämpfer’ um die Kröten“, weiß Norbert Knievel. Aber diese Ehrenamtlichen werden immer weniger – und außerdem auch älter.

Doch der Aufruf seiner Behörde, sich bitte als Retter von Amphibien zu engagieren, bleibt nicht ungehört: Einige Freiwillige haben sich schon gemeldet, auch jüngere. Wer dafür sorgen möchte, dass die heimische Krötenwelt nicht bald im ­Eimer ist, findet die Info dazu im Drei-Fragen-Interview:

Drei Fragen

Wie man zum Krötenretter wird und was zu tun ist, erklärt Martin Reuther,
HSK-Pressesprecher.

Martin Reuther, Pressesprecher HSK
Martin Reuther, Pressesprecher HSK © Unbekannt | WP






1 Wer kümmert sich um die Rettung der Kröten in unserer Region?

Die Betreuung vor Ort im HSK übernimmt ein seit Jahren eingespielter Stamm von Ehrenamtlichen. Leider werden es stets weniger Helfer, die in Zu­sammenarbeit mit den Straßenbauämtern von Land, Kreis und Kommunen – deren Mitarbeiter errichten in der Regel die Zäune – den Tieren das Überleben sichern. Selbst Umweltschutz-Organisationen stehen nicht immer bereit.

2 Wie wird man im Hochsauerlandkreis zum Krötenretter?

Wer helfen will, kann sich ­direkt im Mescheder Kreishaus melden, 0291-94 16 65 oder 94 16 61.
Wir versuchen, einen heimatnahen Einsatz zu organisieren, es macht wenig Sinn, wenn Freiwillige durch den halben HSK fahren müssen, um eine Wechselstelle zu erreichen.

3 Was müssen die ehrenamtlichen Krötenretter tun?

Schwerpunkt ist Betreuung der Tiere an mobilen Krötenschutzzäunen, in Zusammenarbeit mit den Straßenwärtern vor Ort. Es gilt, diese Zäune früh morgens und abends zu kontrollieren, um dort in die Eimer „geplumpste“ Tiere ­sicher über die Straße zu bringen.