Arnsberg. Unser großes Wocheninterview haben wir dieses Mal mit Martin Känzler geführt, seit Kurzem neuer Chef der Arnsberger „Blauröcke“.

Martin Känzler hat kürzlich offiziell die Nachfolge von Bernd Löhr als Leiter der Feuerwehr der Stadt Arnsberg angetreten. Der Müscheder ist langjähriges Mitglied der heimischen „Blauröcke“ und war vor seiner Ernennung zum „Chef“ bereits einer der beiden stellvertretenden Wehrführer (gemeinsam mit Harald Kroll). In unserem wöchentlichen Interview „Im Gespräch“ haben wir den Stadtbrandinspektor zu seinen Aufgaben und über die Herausforderungen an eine freiwillige Feuerwehr befragt.

Sie waren zuvor bereits stellvertretender Leiter der Wehr, mussten Sie trotzdem überlegen, ob Sie „Chef“ werden wollen?

Martin Känzler: Überlegen ist vielleicht das falsche Wort. Jedoch sollte jede neue Aufgabe, die man – sowohl im Ehrenamt als auch sonst im Leben – übernimmt, schon in ge­wisser Weise gründlich überdacht werden. Schließlich steht man vor einer neuen Herausforderung. Man fragt sich, ob das Team in der Kon­stellation zusammenpasst, ob die gesetzten Vorhaben eingehalten werden können – und natürlich auch, ob man von den Einheiten akzeptiert wird. Einen wichtigen Faktor stellt jedoch auch die eigene Familie dar, die mir den nötigen Freiraum gibt – meistens in den Abendstunden oder auch am Wochenende. Nach Abwägung aller Für und Wider bin ich schließlich zu dem Entschluss gekommen, das Amt als Leiter der Feuerwehr hier in Arnsberg zu übernehmen. Wir – meine Stellvertreter sowie jeder einzelne Kamerad/ jede einzelne Kameradin in den Einheiten und ich – werden gemeinsam alles daransetzen, der Bevölkerung den größtmöglichen Schutz zu garantieren und eine gut ausgebildete Feuerwehr aufrecht zu erhalten.

Erklären Sie unseren Lesern, was alles zu Ihren Aufgaben gehört?

Wie der Name es bereits erahnen lässt, leitet bzw. führt der Leiter die – in meinem Fall freiwillige – Feuerwehr der Stadt Arnsberg. Als Leiter trägt man sowohl die organisatorische als auch personelle Verantwortung für die Feuerwehr. Zudem steht man stets in engem Kontakt zum Bürgermeister sowie zu den entsprechenden Fachbereichen der Stadtverwaltung. Zu den weiteren Aufgaben zählen die Aufnahme, Beförderung und Entlassung von Feuerwehrmitgliedern, einschließlich der Kinder- und Jugendfeuerwehr.

Sie sind selbstständiger Unternehmer und in der Feuerwehr engagiert, wie bekommt man das alles unter einen Hut?

Seit 1986 bin ich als selbstständiger Handwerksmeister eines Sanitär- und Heizungsbetriebs tätig. Wenn aufgrund der Feuerwehr mal Arbeit liegen bleibt, wird sie einfach später nachgeholt. Glücklicherweise ist auf meine langjährigen Mitarbeiter Verlass, so dass diese auch mal einspringen, um die liegengebliebene Arbeit entsprechend aufzuholen. Das funktioniert natürlich nur, wenn gemeinsam Absprachen getroffen werden und das nötige Vertrauen vorhanden ist. Geht nicht, gibt’s nicht.

Ehrenamt ist heutzutage „nicht jedermanns Sache“, was treibt Sie an?

In meinen Augen kann eine Gesellschaft ohne Ehrenamt nicht dauerhaft bestehen. Jede/r Einzelne ist wichtig, übernimmt gewisse Aufgaben und kann durch die Übernahme dieser Aufgaben einen gewissen Beitrag leisten. Ich finde es toll zu sehen, was man durch gemeinsame Arbeit bewegen kann, wenn man nur zusammen an einem Strang zieht. Allein das ist Ansporn genug, sich im Ehrenamt auch entsprechend zu engagieren.

Steckbrief

Martin Känzler ist verheiratet und Vater von zwei erwachsenen Kindern – außerdem Opa zweier Enkelkinder.Seit 36 Jahren führt er als selbstständiger Handwerksmeister einen Sanitär-und Heizungsbetrieb in Müschede.Martin Känzler bezeichnet sich selbst als Familienmensch, verbringt seine Freizeit außerdem gerne in seinem Freundeskreis.

Sie sind auch Gründungsmitglied der Jugendfeuerwehr – wie wichtig ist der Nachwuchs für die Wehr?

Wie ich schon gesagt habe, das Ehrenamt muss leben, hierfür müssen wir arbeiten. Gerade die jüngere Generation ist ein Standbein für das Ehrenamt. Es ist ganz wichtig, eine gut aufgestellte Kinder- und Jugendfeuerwehr zu fördern. Nur wer jetzt schon an morgen denkt, ist für die Zukunft gerüstet.

Von all Ihren Funktionen im Lauf der Jahre hat Ihnen welche am meisten Spaß gemacht?

Jede Aufgabe hatte oder hat das gewisse Extra, das motiviert, antreibt und mich aufgrund einer neuen Aufgabe neugierig stimmt. Ich freue mich auf die kommende Zeit und hoffe, der Feuerwehr noch einige Impulse geben zu können.

Im Laufe der Jahre wurde immer wieder eine Berufsfeuerwehr für Arnsberg ins Gespräch gebracht – wie stehen Sie dazu?

Die Feuerwehr Arnsberg ist eine freiwillige Feuerwehr mit hauptamtlichen Kräften. In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass die Mischung aus Ehren- und Hauptamt in unserer Stadt hervorragend umgesetzt wird. Unser aller Bestreben kann es nur sein, hier in Arnsberg eine freiwillige Feuerwehr mit hauptamtlichen Kräften unter Berücksichtigung aller Faktoren aufrecht zu erhalten. Hier sehe ich eine wesentliche Aufgabe meiner Tätigkeit in den nächsten Jahren meiner Amtszeit.