Arnsberg. Der Klimawandel ist auch lokal deutlich spürbar: Hitzewellen und Starkregen hier vor Ort nehmen zu. So geht die Stadt Arnsberg damit um.
Die vermeintliche Binsenweisheit im ländlichen Raum, dass man hier nur wenig Begrünung von Häuser und Flächen brauche, weil man doch von Wäldern umringt sei, gilt für Sebastian Witte schon lange nicht mehr.
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Der Klimaschutzbeauftragte der Stadt Arnsberg erinnert sich an diesem spätsommerlichen Tag Ende September an eine Studentin, die über dieses Thema eine akademische Arbeit schreiben wollte. Zwei Jahre später zeigen sich die Schäden im städtischen Forst deutlich, die unter anderem die Dürresommer in den vorangegangen Jahren sowie der damit einhergehende Befall durch Borkenkäfer an den Bäumen angerichtet haben. Zumindest zeitweise verschwindet ein Teil des Waldbestandes als natürliche Kühlquelle und Hochwasserschutz im Arnsberger Stadtgebiet.
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Der Klimawandel ist auch schon auf lokaler Ebene spürbar. Wetterextreme wie Hitze und Trockenheit, aber auch starke Niederschläge nehmen zu. Sie sind Folgen eines kontinuierlichen Anstiegs der Temperatur. Laut dem Arnsberger Wetterexperten Dieter Fiebag lag die Jahrestemperatur in Arnsberg in den vergangenen drei Jahren 2,3 Grad über dem Mittelwert.
Doch wie fühlt sich das künftig konkret für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt an? „In Oeventrop zum Beispiel wird es sich kleinräumig bemerkbar machen“, sagt Dieter Hammerschmidt, Leiter des städtischen Fachdienstes Umwelt und Ressourcen, im Gespräch mit dieser Redaktion. „Vor allem am Südhang wird sich der Boden künftig stärker aufheizen.“
Gründächer in Arnsberg als Maßnahme gegen die Klimafolgen
Im besiedelten Stadtgebiet profitiere man von dem hohen Anteil an Laub- und Mischwäldern, die beständiger gegen Trockenheit sind. Mit solchen Baumarten sollen die Kahlflächen im großräumigen Stadtgebiet künftig wieder aufgeforstet werden. Doch das braucht Zeit – und bis dahin sind Alternativen für die kurzfristige Klimafolgenanpassung nötig.
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Eine davon könnte für den städtischen Klimaschutzexperten Sebastian Witte mehr Begrünung von Häusern sein. „Früher wurden Gründächer häufig auch aus optischen Gründen angebracht, heute liegen die weiteren Vorteile vermehrt auf der Hand“, sagt er. Konkret bedeutet das: Im Sommer schütze das Grün auf dem Dach oder an der Hausfassade vor Hitze in den Räumen, im Winter unterstütze die Begrünung als zusätzliche Wärmedämmung, so Witte. Ökologisch diene sie als mögliche Niststelle für Vögel oder auch als Futterquelle für Insekten.
In einem Arnsberger Wohngebiet werden Gründächer für Neubauten vorgeschrieben
In Arnsberg geht es auch schon an die Umsetzung solcher Maßnahmen: In dem geplanten Gebäudekomplex in Moosfelde werden Gründächer bereits in dem Bebauungsplan der Stadt verpflichtend für die Neubauten vorgeschrieben. Und auch heimische Unternehmen stehen nach Angaben von Sebastian Witte bereits in Kontakt mit der Stadt, um eine mögliche Begrünung an ihren Fabrikhallen auszutesten.
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Mit Blick auf die Folgen des Klimawandels erfüllt die städtische Begrünung laut Sebastian Witte auch noch eine andere Funktion: „Sie hält Wasser zurück. Je mehr Gründächer es gibt, desto weniger stark fällt ein mögliches Hochwasser aus.“ Denn Starkregenereignisse wie in diesem Sommer können künftig häufiger auftreten.
Der Wald in Arnsberg hat auch eine Schutzfunktion für die Bevölkerung
Von den Schutzfunktionen des Waldes weiß auch Stadtförsterin Petra Trompeter zu berichten. Die zeigten sich konkret auch auf der „Waldretter“-Anpflanzungsfläche in Bruchhausen. Seitdem dort die Fichtenbestände abgestorben sind und die Fläche geräumt wurde, klagen Anwohner Hang abwärts immer wieder mal bei Starkregenereignissen über Wasser im Keller. „Der Boden kann das Wasser hier ohne Bäume nicht mehr halten“, so die Försterin.
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Auch der Lärmschutz-Effekt des Waldes zwischen Autobahn und Siedlung sei nicht mehr gegeben, wenn die Bäume gefallen sind, erklärt Trompeter im Gespräch mit dieser Redaktion.
In der Arnsberger Kommunalpolitik beschäftigt sich unter anderem der Klimaschutzausschuss mit dem Thema der Wiederaufforstung. Wichtig seien dabei alle Maßnahmen, die Wasser aufnehmen und binden. Unter dem Motto „Schwammstadt“ sollen Entsieglungen vorangetrieben und wasserspeichernde Inseln geschaffen werden.
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Verena Verspohl (Bündnis 90 / Grüne), Vorsitzende des Klimaschutzausschusses, könnte sich in Neheim „Tiny Wälder“ – kleine Flächen mit schnell wachsenden Bäumen – vorstellen, die Biodiversität und Wasserspeicherung in der Innenstadt ermöglichen. Es müsse künftig auf jeder Fläche geschaut werden, was hier im Sinne des Mikroklimas und seinen Auswirkungen auf Lebensqualität in der Stadt und auf das Makroklima möglich sei.