Arnsberg. In einer Diskussionsrunde hat sich Arnsbergs Bürgermeister Bittner zur Corona-Lage geäußert. Wo er die Trennlinie bei Regelverstößen zieht.

Ein Lockdown folgt dem nächsten, das Leben in vielen Teilen auf die eignen vier Wände beschränkt und die Sorge um die eigene Gesundheit: Mehr als ein Jahr Corona-Pandemie liegt hinter den Menschen in Arnsberg. Und was der „richtige Weg“ in dieser Situation sei, darüber sei sich die Stadtgesellschaft nicht mehr einig, meint der Arnsberger Bürgermeister Ralf Paul Bittner. Wie schaffen wir es, dass wir die „gute Laune“ in der aktuellen Zeit nicht verlieren?

„Das schwierige ist, die Balance zu halten“, sagt Bittner im Livestream-Format dieser Redaktion am Montagabend. „Denn Grenzen dürfen nicht überschritten werden.“ Doch auch die Akzeptanz und das Verständnis anderer Meinungen seien für ihn wichtig, so Bittner weiter. Der Streit sei bereits in der Mitte der Gesellschaft angekommen, so der Bürgermeister.

Corona-Kontrollen in Arnsberg: Regelverstöße melden?

Ein anschauliches Beispiel liefert ein Teilnehmer des Livestreams selbst: Er beobachte, dass sein Nachbar gegen die Kontaktbeschränkungen verstoße. Er wundert sich, warum da nicht stärker kontrolliert werde? „Dieser Bereich polarisiert am stärksten“, so Bittner. „Für die einen sind es zu viele Kontrollen und zu viel Staat, und die anderen wünschen sich, dass konsequenter kontrolliert werde.“ Ob der Nachbar den Regelverstoß melde, sei eine „Gewissensfrage und individuelle Entscheidung“, meint Bittner.

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Doch bei schwierigen Verstößen, bei denen Gefahren entstehen könnten, könne man die Polizei oder das Ordnungsamt informieren. „Wir wollen keine Rambo-Mentalität, aber wir wollen auch unseren Auftrag als Verwaltung wahrnehmen“, sagt Bittner. Wichtig sei die Trennschärfe: „Wo sanktioniere ich und wo belasse ich es bei einer Ermahnung?“. Zu beachten sei dabei aber auch, dass die Situation für die Mitarbeiter des Ordnungsamtes „sehr belastend“ sei, sagt der Bürgermeister. „Offene Anfeindungen steckt nicht jeder einfach so weg.“ Hier überlege die Stadt derzeit, wie sie die Kolleginnen und Kollegen auffangen könne.

Entlastet werden sollen im Sommer auch die Familien und laut Bürgermeister Bittner auch besonders die Frauen in der Betreuungssituation. Homeschooling und geschlossene Kitas bedeute vor allem für Frauen mehr Arbeit im Alltag, merkt eine Teilnehmerin an. Sobald es geht, soll es für Kinder im Sommer wieder eine Ferienbetreuung geben, sagt Bittner. „Wenn es die Chance gibt, wollen wir sie ergreifen.“ Die Situation in den Schulen könne Bittner momentan nicht groß verändern, weil ihm die Zuständigkeit fehle. Einfluss hätte Bittner jedoch bei dem Kauf von Luftfilteranlagen für Schulen nehmen können.

Weil es wegen der bestehenden Lüftungsmöglichkeiten aber keine Fördermittel gegeben hätte, laut Bittner die volle Zustimmung in den Schulen fehlte und er mit der Stadt Arnsberg im Hochsauerlandkreis mit einer Entscheidung nicht vorpreschen wollte, wurden für die Schulen keine Filteranlagen besorgt.

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Dass nicht jede Entscheidung von allen Menschen mitgetragen werde, versteht Bittner. „Ich würde mir wünschen, dass wir uns nicht verurteilen“, sagt er. Ziel der Stadtverwaltung sei es, näher an die Menschen heranzukommen und die Entscheidungen noch besser zu kommunizieren. Ihm sei bewusst, dass die Nerven vieler Bürgerinnen und Bürger strapaziert seien: „Leider müssen wir das derzeit ertragen, aber ich glaube, dass Arnsberg das ertragen kann.“