Arnsberg. Arnsberger Friseure beurteilen aus der „Bundesnotbremse“ resultierende Auflagen durchaus zwiespältig – setzen sie aber professionell um.

„Du hast die Haare schön“ hat Tim Toupet schon im Jahr 2004 geträllert... Doch dass gepflegtes Haupthaar nicht jedem über alles geht, davon können heimische Friseure derzeit ein Lied singen: Die Regel „Besuch beim Figaro nur mit negativem Corona-Test“ sorgt nicht überall für Begeisterung bei der Arnsberger Kundschaft...

„Das Telefon hat seitdem weniger oft geklingelt“, berichtet Werner Reuther mit Blick auf die aus der sogenannten „Bundesnotbremse“ resultierende Auflage „ohne Test kein Haarschnitt“ (dort, wo die Sieben-Tages-Inzidenz über 100 liegt). Im Hochsauerlandkreis nähert sich der Wert derzeit leider mehr der 200er als der 100er-Marke, so dass Reuther, Obermeister der Friseur-Innung Arnsberg, davon ausgeht, seine Kundschaft in den nächsten Wochen stets nach einem aktuellen, negativen Testergebnis fragen zu müssen, bevor er Kamm, Schere und Co. ansetzen darf...

Bundesnotbremse sorgt für Veränderungen beim Friseurbesuch: Was jetzt gilt

Regelungen für Friseure, die in Landkreisen oder kreisfreien Städten arbeiten, in der die 7-Tage-Inzidenz den Wert 100 überschreitet (das ist momentan in allen fünf Kreisen Südwestfalens – Soest, MK, HSK, Olpe und Siegen-Wittgenstein – der Fall): Testpflicht Kunde:ja (kein Selbsttest vor Ort). Auch Geimpfte und Genesene benötigen einen negativen Test (Schnelltest oder bestätigter Selbsttest vom zertifizierten Arbeitgeber). Dieser darf maximal 24 Stunden alt sein. Die Testpflicht bei Friseurdienstleistungen gilt unabhängig vom Alter, also auch für Kinder. Testpflicht Friseur selbst:nein, Ausnahme: nur wenn Maske abgenommen wird, dann nach CoronaschVO alle 48 Stunden testen. Erweiterte Testangebotspflicht: Arbeitgeber, auch Friseure, sind nun verpflichtet, ihren Angestellten zweimal wöchentlich einen Test anzubieten. Dieser läuft beim Angestellten auf freiwilliger Basis und muss nach wie vor nicht zwingend durchgeführt werden.Maskenpflicht: Ja, es muss eine FFP2-Maske oder Vergleichbares getragen werden, Ausnahmen: Kinder, die das 6. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, Personen, die ärztlich bescheinigt aufgrund einer gesundheitlichen Beeinträchtigung, einer ärztlich bescheinigten chronischen Erkrankung oder einer Behinderung keine Atemschutzmaske tragen können und gehörlose und schwerhörige Menschen, Personen, die mit diesen kommunizieren sowie ihre Begleitpersonen.Weitere Info: https://www.hwk-swf.de/artikel/bundes-notbremse-bringt-wichtige-aenderungen-38,0,673.html

„Ich halte das nicht unbedingt für nötig“, sagt der Herdringer, und schiebt gleich hinterher, das sei nur seine persönliche Meinung. Diese lässt sich aber durchaus fundiert begründen, denn schon bisher, so der Obermeister, seien er und seine Kollegen stets mit höchsten Hygieneschutzmaßnahmen ihrem Handwerk nachgegangen – und hätten die Krise so bestmöglich gemeistert.

Friseurmeister Werner Reuther aus Herdringen ist auch Obermeister der Friseur-Innung Arnsberg.
Friseurmeister Werner Reuther aus Herdringen ist auch Obermeister der Friseur-Innung Arnsberg. © Unbekannt | Martin Schwarz

Nun also erstmal nur mit Test – für den Inhaber des Salons „Friseur Duo Reuther“ organisatorisch kein Problem, schon bei der telefonischen Terminvergabe wird an Test- und FFP2-Masken-Pflicht erinnert, die Kontrolle bedeutet keinen Zeitverlust – schließlich genügt ein kurzer Blick auf das Testergebnis: „Negativ, Datum und Uhrzeit...“ Und der Kunde bestätigt diese Angaben durch seine Unterschrift auf dem obligatorischen Anmeldezettel.

Für seine Kollegen wünscht sich der Innungsmeister vor allem eine Höherstufung in der Impfpriorisierung: „Schließlich arbeiten wir sehr nah am Menschen“, so Reuther; der den Arnsbergern außerdem versichert: „Wir bleiben geöffnet!“

Luftreiniger

Ein wenig zwiespältig beurteilt auch Britta Hansknecht die neue Testpflicht, denn Fakt ist, so die Friseurmeisterin aus „Alt“-Arnsberg: „Termine werden verhaltener gebucht.“ Trotzdem mache es Sinn, denn so werde der Haarschnitt für beide Seiten noch sicherer. Der Kunde ist getestet, sie und ihre Mitarbeiterinnen lassen sich ebenfalls testen, regelmäßig zwei Mal in der Woche. In ihrem Salon am Alten Markt setzt sie außerdem auf zusätzliche Sicherheit – mit Einsatz der Luca-App und zwei dort platzierten Luftreinigern. Vor allem Stammkunden wissen das zu schätzen und sorgen dafür, das Britta Hansknecht und ihr Team genug Arbeit haben – noch, denn: „Der Ansturm wie in der Woche nach der Wiedereröffnung ist vorbei, es ist schon weniger geworden“, beobachtet die Friseurin. Wie ihr Kollege aus Herdringen, macht auch sie sich schon Gedanken darüber, zumindest mittelfristig erneut auf das Instrument Kurzarbeit zurückzugreifen. Aber noch ist es nicht soweit: „Wenn sie in den Spiegel gucken und sich nicht mehr sehen können, werden sie schon kommen, zumal es in Arnsberg ja genügend Testzentren gibt“, meint Britta Hansknecht augenzwinkernd mit Blick auf ihre Kundschaft. Und Tim Toupet kann weiterhin schmettern: „Du hast die Haare schön...“