Müschede. Die Freizeitaktivität „Geocaching“ wird im Sauerland immer beliebter. Das hat ein Arnsberger auf der Suche nach den Geheimverstecken erlebt.
Viele lachende Smileys tauchen plötzlich auf dem Smartphone-Bildschirm von Jürgen Hesse auf, als er die App des Anbieters „Geocaching“ öffnet.
Das Netzwerk verbindet Menschen auf eine der größten Schatzsuche weltweit – und Jürgen Hesse, so verdeutlichen es die die gelben Punkte mit einem lachenden Gesicht auf seinem Smartphone, hat im Sauerland schon viele Schätze gefunden. Das Prinzip ist einfach: Wer ein Versteck entdeckt, bekommt dafür einen Smiley.
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„Die Natur ist unser Spielplatz“, beschreibt der 55 Jahre alte Mann aus Müschede die „moderne Schnitzeljagd“ im 21. Jahrhundert. Konkret bedeutet das: Auf der ganzen Welt errichten Menschen Geheimverstecke in der Natur und tragen die Koordinaten anschließend auf der Internetplattform geocaching.com ein, damit andere Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit einem GPS-Empfänger wie einem Smartphone oder Navigationsgerät danach suchen können.
Mehr als drei Millionen „Caches“ gibt es heute weltweit. In der Regel sind es kleine Röhrchen mit einem Zettel, dem sogenannten Logbuch, auf dem sich die Schatzsucher ihren Erfolg dokumentieren können. Bei anderen muss man beispielsweise ein Rätsel lösen oder mehre Verstecke hintereinander finden.
Geocaching im Sauerland erlebt einen Hype in der Corona-Pandemie
„Dieses ‚Boah-Erlebnis‘, dieser Moment, wenn man das Versteck gefunden hat, der ist toll“, sagt Jürgen Hesse über sein faszinierendes Hobby. Angefangen hat alles bei ihm vor etwas mehr als zehn Jahren. Um nach einem Bänderriss wieder in Bewegung zu kommen, läuft er regelmäßig mehrere Kilometer aus Müschede nach Herdringen. „Doch wenn man immer die gleiche Route läuft, wird es schnell langweilig und man wird faul“, so Jürgen Hesse.
Über Berichte in der Zeitung und im Fernsehen wird er auf die Freizeitmöglichkeit „Geocaching“ aufmerksam – und Jürgen Hesse wird schnell zum Schatzsucher. „Ich war schon immer ein großer Rätsel-Fan.“ Seitdem ist er mit seinem Navigationsgerät unterwegs. „Es ist ein schönes Hobby für Menschen, die neugierig sind“, betont der 55-Jährige. So nutzt er „Geocaching“ auch um Urlaub, um Orte zu finden, die er sonst nie besucht hätte. „Die ‘Caches’ stehen in keinem Reiseführer“, sagt Jürgen Hesse.
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Doch durch das „Geocaching“ habe er seine Heimat noch mal neu kennengelernt – und auch anderen „Geocachern“ möchte Orte abseits der üblichen Tourismus-Attraktionen im Sauerland zeigen. Auf einer Strecke von rund acht Kilometern unter anderem durch das Gebiet des „Kurfürstlichen Thiergarten Arnsberg“ hat Jürgen Hesse mehrere Verstecke eingerichtet. Eines davon liegt in der Nähe des Tempelbergs oberhalb der Kapune.
Dort soll der Kölner Kurfürsten Maximilian Heinrich von Bayern seinen Jagdsitz eingerichtet haben, wie Jürgen Hesse vermutet. Durch Hinweise des ehemaligen Revierförsters Wolfram Blanke ist er auf diesen Ort gestoßen. „Den kennen selbst viele heimische Arnsberger nicht“, sagt Jürgen Hesse. Zwei bis drei Mal im Jahr überprüft und wartet er die Geheimverstecke auf seiner Route.
Auf was Sie beim Geocaching im Sauerland achten müssen
Denn auf ein reibungsloses Vergnügen bei der Schatzsuche legt der Anbieter „Geocaching“ viel Wert. Wer wie Jürgen Hesse ein Versteck einrichten möchte, muss auf das Einverständnis eines Gutachters („Reviewer“) warten, der die Stelle auf mögliche Gefahren überprüft. „Es gibt Regeln, die man beachten sollte“, so Jürgen Hesse.
Unter Umständen kann es auch mal vorkommen, dass die „Geocacher“ mit Förstern oder Waldbauern in Konflikt geraten, weil sie ein Versteck auf privatem Gelände eingerichtet haben. Um diese Missverständnisse auszuräumen, treffen sich alle Parteien regelmäßig auf verschiedenen „Geocaching-Events“ in Deutschland.
Denn vom Miteinander lebt das Netzwerk der zahlreichen Schatzsucher. „Mir gefällt, dass sich so viele Menschen etwas Kreatives für andere Leute einfallen lassen und dafür noch nicht mal Geld verlangen. Ein Hobby ohne Gegenleistung gibt es heute nur noch selten“, sagt Jürgen Hesse. Bei einem Geheimversteck musste er sich zum Beispiel einige Meter von einer stillgelegten Zugbrücke abseilen, um an einen „Cache“ zu gelangen, der unter den Schienen befestigt war. Doch das sollte man bitte nicht nachmachen, warnt der erfahrene „Geocacher“.