Arnsberg. Falschmeldungen sorgen für Impf-Vorurteile bei Schwangeren. Dr. Norbert Peters, Chefarzt für Frauenheilkunde, möchte dem entgegenwirken.

Noch immer zögern Schwangere oder Mütter in der Stillzeit vor einer Schutzimpfung gegen das Coronavirus. Die Sorge vor möglichen Nebenwirkungen bei sich selbst und potenziell bei dem Baby sei unbegründet, sagt Dr. Norbert Peters, Chefarzt der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Klinikum Hochsauerland, in einem Statement für diese Redaktion und warnt: Das Zögern könne sogar gefährlich werden.

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Etwa 45 Schwangere, die sich seit Beginn der Pandemie mit dem Coronavirus infiziert haben, wurden bislang im Klinikum Hochsauerland betreut, wie Dr. Norbert Peters auf Nachfrage bestätigt. „Alle ungeimpft, weil zu dem Zeitpunkt noch keine Zulassung für Schwangere und Stillende vorlag“, erklärt er. Das Glück: Schwer erkrankt sei niemand.

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Doch der Chefarzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe appelliert an die Schwangeren: Aufgrund eines erhöhtes Risiko für schwere Verläufe bei einer Coronainfektion gelten sie „grundsätzlich als Hochrisikogruppe“ und könnten „ungünstige Schwangerschaftsergebnisse“ dadurch erleiden. Eine Erkrankung in der Schwangerschaft könne eine ernsthafte Gefahr für Mutter und Kind darstellen.

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Falschmeldungen im Internet sorgen für Ängste bei Schwangeren und Stillenden um das Baby. Die Vorurteile gegenüber Fehlgeburten nach einer Corona-Impfung oder einer Unfruchtbarkeit sind laut Experten wie Dr. Norbert Peters, Chefarzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Klinikum Hochsauerland unbegründet.Die Ständige Impfkommission (Stiko) hat im Herbst „neu verfügbare Daten zum Risiko von schweren Covid-19-Verläufen in der Schwangerschaft sowie zur Effektivität und Sicherheit der Impfung bei Schwangeren und Stillenden systemisch aufgearbeitet“, heißt es in einer Mitteilung – und die Empfehlung für eine Corona-Impfung geändertWeitere Informationen zu dem Thema gibt es im Internet unter anderem auf den Internetseiten der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (dggg.de), dem Berufsverband der Frauenärzte (bvf.de) und dem Portal der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung(infektionsschutz.de).

Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) wurden gemäß Infektionsschutzgesetz bundesweit an die 10.000 Fälle von SARS-CoV-2-positiven Schwangerschaften gemeldet, darunter zahlreiche intensivpflichtige Patientinnen sowie mehrere Fälle mit tödlichem Ausgang. Eine Coronainfektion führe bei Schwangeren im Vergleich zu Nicht-Schwangeren sechsmal häufiger zu einer intensivmedizinischen Betreuung. Das Frühgeburtsrisiko ist laut Dr. Norbert Peters bei Covid-19 positiv getesteten Frauen fast doppelt so hoch wie bei gesunden Schwangeren. Doch durch Falschmeldungen auf verschiedenen Internetportalen ist die Angst der Schwangeren und Stillenden um das Baby weiterhin groß. Vorurteile, dass eine Corona-Impfung zu einer Fehlgeburt führe oder unfruchtbar mache, sind laut Dr. Norbert Peters unbegründet.

Dr. Norbert Peters vom Klinikum Hochsauerland.
Dr. Norbert Peters vom Klinikum Hochsauerland. © Unbekannt | studiorama photography | fotostudio arnsberg

Die Impfrate steigern

Um diese Risiken für Schwangere und Stillende zu reduzieren, empfiehlt der Chefarzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe den Frauen eine Coronaschutzimpfung. Er bezieht sich dabei auch auf aktuelle Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe. „Deutschlandweit machen noch viel zu wenige Frauen vom flächendeckenden Impfangebot Gebrauch“, heißt es dort.

Seit Mitte September empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) die Corona-Schutzimpfung auch ab der 13. Schwangerschaftswoche, während der Stillzeit und für Frauen im gebärfähigen Alter, besonders mit Kinderwunsch. Empfohlen werden die Impfstoffe der Hersteller Biontech sowie Moderna. Für Menschen unter 30 Jahren soll laut Stiko vorsorglich nur Impfdosen von Biontech verwendet werden. Eine Booster-Impfung wird ebenfalls empfohlen.

Dr. Norbert Peters vom Klinikum Hochsauerland unterstützt diesen Aufruf. „Gerade erleben wir eine neue Dimensionen der Pandemie mit rasant steigenden Infektionszahlen“, schreibt er in einer Mitteilung an die Redaktion und erläutert weiter, „die unzureichende Durchimpfung der Bevölkerung ist dafür sicher ein bedeutender Faktor“. Sein Appell an die Bevölkerung: „Eine unendliche Geschichte mit immer neuen Wellen können wir nur mit einer exzellenten Impfrate verhindern“.