Arnsberg. Wegen Servicekräfte-Mangel steht Christian Danne vor der Schließung seines Gasthofes für „Tischgäste“. Hoffnung auf spontane Bewerbungen bleibt.

Servicekräfte in der Gastronomie sind (nicht nur) im Sauerland im Verlauf der Coronakrise „Mangelware“ geworden. Besonders schwer von personellen Engpässen betroffen ist aktuell der Gasthof Danne – die Folge: ab November wird das Traditionslokal im Schatten des Klosters Oelinghausen zunächst keine Gäste mehr im Haus bewirten, kehrt stattdessen zum Abholverkauf zurück.

Wirtschaftlichkeit zählt

Ob Trennwände zwischen den Tischen herausgenommen werden, ob die Tische weiter im großen Abstand stehen – all das dürfen Gastronomen seit 1. Oktober wieder selbst bestimmen.Diese Entscheidungen unterliegen aber letztendlich auch betriebswirtschaftlichen Aspekten – weil alle Gastronomen nun schauen müssen, was überhaupt personell und materiell zu stemmen ist. Viele Gastronomiebetriebe haben große Probleme, sofort wieder „volles Programm“ zu fahren.

„Den haben wir während der Lockdowns bereits mit Erfolg betrieben“, erklärt Christian Danne im Gespräch mit dieser Zeitung. Trotzdem ist der Restaurantchef natürlich alles andere als glücklich mit der sich anbahnenden Situation. Doch wie konnte es eigentlich dazu kommen?

Seit Juni wieder geöffnet

Eine Weihnachtskrippe im Fenster versüßte den Gästen während des Lockdowns 2020/21 das Warten beim Abholen bestellter Speisen.
Eine Weihnachtskrippe im Fenster versüßte den Gästen während des Lockdowns 2020/21 das Warten beim Abholen bestellter Speisen. © WP | Privat

„Seit Anfang Juni dieses Jahres haben wir wieder für unsere Gäste geöffnet“, blickt Danne zurück, „alles lief prima – wir konnten die Regelungen wie Abstand, etc. gut umsetzen; und die Leute haben uns förmlich die Bude eingerannt...“ Für sein eingespieltes Team kein Problem, so der Gastronom weiter: Den gesamten Sommer über lief alles rund, zwei Köche und zwei Hilfskräfte in der Küche, die Ehefrau mit zwei Mitarbeiterinnen im Service – so ließ es sich gut arbeiten. Doch dieses Team ist nun „gesprengt“.

Beide Service-Mitarbeiterinnen haben nun aus privaten Gründen gekündigt – und Ersatz ist, trotz intensiver Suche, nicht in Sicht… Dabei hat der seit über 100 Jahren bestehende Gasthof als Arbeitgeber einiges zu bieten: Als Restaurant-/Hotelfachmann/-frau in Voll- oder Teilzeit arbeite man bei Danne „in einem familiären herzlichen Betriebsklima, mit guten Konditionen und Spielraum für neue Ideen“, heißt es in einer Stellenanzeige. „Wir bieten ein familiäres, wertschätzendes Arbeitsumfeld, übertarifliche Bezahlung, haben feste Ruhetage – Weihnachten, Silvester und Neujahr ist frei“, ergänzt der Chef. „Es gibt außerdem keine Teildienste oder Nachtschichten; wer Interesse hat, könnte sofort loslegen“, so Christian Danne weiter.

Ende Oktober zunächst Schluss

Aber Bewerbungen gibt es (bisher) keine, so dass im November und Dezember bis auf Weiteres nur Abholverkauf geplant ist. „Am Wochenende 29./30./31. Oktober öffnen wir letztmalig, eventuell auch noch am Feiertag 1. November, dann ist erstmal Schluss“ sagt der Gastronom. Für bereits gebuchte Weihnachtsfeiern wird es eine Lösung geben, eventuell einen Bringservice – es sei denn, jemand bewirbt sich spontan. Mit zwei „Neuen“ wäre das „Abholgespenst“ verscheucht. „Während der Lockdowns war dieses Angebot ja für die gesamte Branche alternativlos; doch jetzt haben Restaurantbesucher natürlich wieder mehr Möglichkeiten“, ist dem Gastwirt die veränderte Konkurrenzsituation durchaus bewusst.

Um so besser, wenn sich doch noch jemand findet; Kontakt/Bewerbung bitte per E-Mail an: info@gasthof-danne.de

Mit großen Personalsorgen hat die gesamte Branche seit vielen Monaten zu kämpfen:

Bereits im Verlauf des Jahres 2020 hat das Hotel- und Gastronomiegewerbe im Hochsauerland­kreis etwa 1000 Köche, Servicekräfte und Hotelangestellte verloren. Das hat die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) Südwestfalen unter Berufung auf die jüngsten Zahlen der Arbeitsagentur Ende August 2021 veröffentlicht.

Auch in Arnsberg, Neheim und Sundern fehle es an Mitarbeitern in der Branche, bestätigte Hans-Dietmar Wosberg, Präsidiumsmitglied der Dehoga NRW und selbst Gastronom, erst vor wenigen Wochen im Gespräch mit dieser Zeitung.

„Uns fehlen 450-Euro-Kräfte und Fachkräfte“, sagte er stellvertretend für die gesamte Branche. Ein großes Problem sei es, die Fachkräfte und Aushilfen wieder zurückzuholen, die bereits alternative Festanstellungen, zum Beispiel in der Industrie, gefunden haben.