Brilon. Die elektronische Patientenakte (ePA) wird 2025 in Deutschland eingeführt. Dr. Frank Wagener aus Brilon weiß, was Ärzte und Patienten erwartet.

Doppelbehandlungen, nicht weitergereichte Informationen und Stress – so sehen manche Erfahrungen im deutschen Gesundheitssystem aus. Im Zuge der Digitalisierung soll sich dies ändern, auch im Sauerland.

Für eine bessere Übersicht

Am 15. Januar 2025 wurde die elektronische Patientenakte (ePA) allen gesetzlich Versicherten in Deutschland zur Verfügung gestellt. Als zentrales Element des am 14. Dezember 2023 verabschiedeten Digital-Gesetzes soll sie die Nutzung und den Austausch von Gesundheitsdaten fördern sowie die medizinische Versorgung erleichtern.

Elektronische Patientenakte: Das Ende Zettelwirtschaft
Lesegeraet fuer die Elektronische Patientenakte (ePA) beim Hausarzt. © epd | Tim Wegner

Laut Angaben des Gesundheitsministeriums NRW enthält die ePA zum Start eine digitale Medikationsliste, die eng mit dem E-Rezept verknüpft ist. Diese Kombination soll helfen, ungewollte Wechselwirkungen von Arzneimitteln frühzeitig zu erkennen und zu vermeiden. Darüber hinaus soll die ePA Ärzte im Behandlungsprozess unterstützen, indem sie den Zugriff auf relevante Gesundheitsdaten erleichtert. Ab Sommer 2025 werden weitere Funktionen ergänzt, wie ein digital gestützter Medikationsprozess und der elektronische Medikationsplan.

Meilenstein der Digitalisierung

Die Einführung der ePA erfolgt schrittweise. Während der Rollout am 15. Januar 2025 bundesweit gestartet ist, beginnt zeitgleich eine Testphase in den Modellregionen Hamburg und Umland, Franken sowie Teilen von Nordrhein-Westfalen. Nach erfolgreicher Erprobung soll die ePA flächendeckend in Praxen, Krankenhäusern und Apotheken genutzt werden. Gesetzlich Versicherte erhalten die ePA automatisch, können der Einrichtung jedoch widersprechen.

Die ePA wird als Meilenstein der Digitalisierung im Gesundheitswesen betrachtet, mit dem Ziel, die Effizienz und Sicherheit der medizinischen Versorgung deutlich zu verbessern.

Lesen Sie auch:

Bessere Kommunikation

Doch was bedeutet diese Neuerung konkret für Ärzte und Patienten? Dr. Frank Wagener, Facharzt für Innere Medizin am Medizinischen Versorgungszentrum in Brilon, gibt Einblicke darauf, welche Chancen und Herausforderungen die ePA mit sich bringt und wie sie den Versorgungsalltag im Sauerland verändern könnte.

Dr. Wagener blickt der E-Akte zuversichtlich entgegen. „Ich habe mir die Software-Schnittstelle schon angeschaut, wie es sich auf dem Endanwender-Level anfühlt, wissen wir allerdings noch nicht.“ Jedoch sei klar, was man bezüglich der Funktionalität erwarten könne.

„Ich erhoffe mir persönlich große Vorteile in der Patientenversorgung“, so der Facharzt. Mit der E-Akte könnten Doppeluntersuchungen verhindert und die zwischenärztliche Kommunikation verbessert werden. „Ein paar Mal gab es die Situation, dass kein Arztbrief angekommen ist“, führt er aus. Mit der E-Akte könnten solche Probleme der Vergangenheit angehören.

Anfängliche Schwierigkeiten

Dr. Wagener zieht den Vergleich zu den eingeführten E-Rezepten und E-Krankschreibungen. Bei der ePA seien ebenso möglicherweise anfängliche technische Probleme zu erwarten. „Überlastung von Netzen, Systemabstürze und Software-Anpassungen. In der Übergangsphase sind wir auf Kummer eingestellt.“

Jedoch habe man auch bei den E-Krankschreibungen und E-Rezepten gesehen, dass mit der Zeit Stabilität erreicht werde. Letztendlich werden die Vorteile überwiegen, meint Wagener: „Im Grunde genommen ist die ePA alternativlos. Es muss gemacht werden, da kommen wir nicht drumherum. Die aktuelle Kommunikation ist auf dem Niveau des 20. Jahrhunderts, das können wir uns auf Dauer nicht mehr leisten.“

Aktuell werde damit gerechnet, dass die Einführung im Sommer 2025 kommen wird. Momentan ist die ePA noch in der Erprobungsphase. „Wir hoffen optimistisch, dass es dann ohne Verzögerungen kommt“, so der Mediziner.