Winterberg. Mit dem Pferdeschlitten durch Winterberg: Ein ungewöhnliches Angebot von Ralph Schmitz-Engemann verspricht ein außergewöhnliches Schneeerlebnis
Schnee wirbelt auf, während die Hufe der Pferde auf den gefrorenen Boden schlagen. Die Kufen des Schlittens gleiten problemlos über die weiße Schneedecke – es ist fast wie ein kleines Wintermärchen. Ein solches Erlebnis auf einem Pferdeschlitten kann man aktuell in Winterberg buchen.
Ralph Schmitz-Engemann (57) führt seit 2005 die Pferdefuhrhalterei in Winterberg, den Einheimischen auch bekannt als Tenne-Reitstall. „Als mein Onkel verstarb, habe ich mich entschlossen, den Betrieb zu übernehmen. Die meisten meinen, ich habe es geerbt, aber ich habe hier jede Schraube bezahlt“, sagt er. Er habe einfach eine Affinität zu den Tieren gehabt, und diese Liebe zu den Tieren wird schnell deutlich, wenn man sich mit ihm unterhält.

Ein Zuhause für treue Begleiter
Die Pferde, die Schmitz-Engemann für Kutsch- und Schlittenfahrten einsetzt, dürfen bis ins hohe Alter auf dem Hof bleiben. „Die sind immerhin treue Begleiter gewesen und bleiben hier, solange es geht.“ Je nach Alter und Leistung werden sie behutsam eingesetzt. Irgendwann übernehmen sie nur noch leichte Aufgaben oder genießen ihren Lebensabend als Gesellschaftstiere auf dem Hof.
Naturerlebnis statt Straßenverkehr
Früher war der Betrieb vor allem für Tenneveranstaltungen bekannt. Heute ist das Angebot deutlich vielfältiger und auch für andere Gäste geöffnet. Neben Kutsch- und Schlittenfahrten für Firmen, Familien, Urlauber und Junggesellenabschiede stehen Barbecue- und Grillveranstaltungen auf dem Programm. „Situationsbedingt werden dann Getränke aufgeladen“, sagt Schmitz-Engemann mit einem zwinkerndem Lachen.
Die Fahrten finden ausschließlich in der Natur statt – auch aus Rücksicht auf die Tiere. Das Verkehrsaufkommen in Winterberg ist einfach zu hoch. Dazu sei das Verhalten der Autofahrer oft auch noch schwierig. „Die Leute haben nicht mehr das Gespür für die Tiere.“ Doch der Verzicht auf Routen durch die Stadt schadet dem Geschäft nicht, im Gegenteil: Die Kunden wünschen sich ohnehin eher ein Erlebnis in der schönen Landschaft und der Stille der Natur.
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Im Winter freuen sich die Leute besonders auf die Schlittenfahrten, und die Wetterbedingungen sind dieses Jahr ideal. „Erst einmal muss genügend Schnee da sein, dann muss er auch noch sintern, heißt sich verdichten. Ein bis zwei Tage Frost braucht es auch. Wenn alles klappt, dann fährt man quasi auf einem Wasserfilm.“ Solche optimalen Bedingungen sind selten: Im Vorjahr gab es nur drei Wochen tragfähigen Schnee.
Sicherheit hat oberste Priorität
Schmitz-Engemann legt großen Wert auf Sicherheit – sowohl für die Gäste als auch für die Tiere. Strecken werden präpariert, und Sicherheitsausstiege stehen zur Verfügung. „Es gibt Leute, die haben nicht die Empathie, die wissen nicht, wie man mit den Tieren umgehen soll.“ Einmal sei ein Skifahrer unvermittelt aus dem Wald gekommen und laut schreiend direkt an den Pferden vorbeigefahren. Solche Vorfälle zeigen, wie wichtig sichere Ausweichmöglichkeiten sind.
Auch die Fahrer müssen wissen, was ihre Tiere können. Fahrer und Tier bestimmen im Zusammenspiel, erklärt der Experte: „Jemand, der das Tier nicht kennt, den kannst du nicht draufsetzen. Wir kennen unsere Tiere. Das ist ganz wichtig.“ Sowohl der Charakter der Pferde als auch ihre Rollen im Gespann müssen harmonieren – es geht nicht nur um die Optik. Pferde zu führen sei keine leichte Aufgabe. „Es ist wahrscheinlich leichter, besoffen ein Auto zu fahren, als Pferde zu lenken. Die verzeihen keinen Kontrollverlust.“

Geschichten, die in Erinnerung bleiben
In den 20 Jahren hat Schmitz-Engemann viele Geschichten erlebt. Doch Privates bleibt privat: „Was auf der Kutsche besprochen wird, bleibt auf der Kutsche.“ Trotzdem erinnert er sich gerne an besondere Momente, wie Heiratsanträge während der Fahrten. „Für den Fall, dass es mal nicht klappt, habe ich für den traurigen Antragsteller immer eine Notfall-Flasche Schnaps unter dem Kutschbock“, fügt er lachend hinzu.
Auch spontane Hilfsaktionen kommen vor. Einmal wurde einer erschöpften Langläuferin geholfen. Ein anderes Mal brachte er zwei Wanderer, die sich verlaufen hatten, sogar noch zum Bahnhof. Immer mal wieder wird so gestrandeten Menschen ausgeholfen. Besonders eindrucksvoll war jedoch ein Einsatz für die Rettungsdienste: „Einer mit gebrochenem Bein lag auf der Langlaufloipe, da kam der Krankenwagen nicht hin. Also haben wir ihn mit dem Schlitten geholt.“
Leidenschaft für Pferdeschlitten
Die Liebe zu Schlittenfahrten begleitet Schmitz-Engemann seit seiner Kindheit. Er war gerade einmal fünf Jahre alt, als er eine Fahrt mit dem Pferdeschlitten erlebte, die ihm noch heute in Erinnerung bleibt. „Da habe ich, glaube ich, schon die Leidenschaft für Schlitten entdeckt.“ Es war ein Winter mit hüfthohem Schnee, und der Schlitten blieb plötzlich mitten im Tiefschnee hängen. Die Pferde mussten abgespannt und der Schlitten von Hand herausgezogen werden. Für andere mag das nach einem stressigen Erlebnis klingen, für Schmitz-Engemann jedoch ist es eine schöne Erinnerung.
Wer eine Fahrt buchen möchte, kann dies auf der Webseite der Pferdefuhrhalterei Winterberg tun. Aber man sollte sich beeilen: Unter der Woche gibt es noch freie Plätze, aber an den Wochenenden herrscht Hochbetrieb. „Da könnte ich doppelt so viele Pferde haben, aber das ist ja nicht Ziel der Sache.“