Hochsauerlandkreis. Im Sauerland wächst der Widerstand. Waldbesitzer fühlen sich in ihren Eigentumsrechten bedroht und kämpfen gegen die neuen Regelungen.
Der deutsche Wald ist nicht nur ein wertvolles Ökosystem, sondern auch ein kulturelles Erbe und wirtschaftlicher Faktor. Die Frage „Wem gehört der Wald?“ hat daher in Deutschland seit jeher eine besondere Bedeutung. Diese Debatte hat in den letzten Monaten erheblich an Schärfe gewonnen, insbesondere seitdem ein Entwurf für ein neues Bundeswaldgesetz vorliegt, der derzeit in der politischen Abstimmung steht. Der Gesetzentwurf soll den Wald besser schützen, doch die Meinungen über den richtigen Weg gehen weit auseinander.
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Um die Situation vor Ort besser zu verstehen und die unterschiedlichen Positionen kennenzulernen, besuchte der grüne Staatssekretär Dr. Niklas Gesenhues kürzlich den Briloner Stadtwald. Dort traf er sich mit lokalen Politikern, Vertretern des Forstamts und Waldeigentümern, um über die Herausforderungen und Erwartungen an das neue Gesetz zu sprechen.
Naturschützer fordern striktere Regelungen
Naturschützer sehen im aktuellen Gesetzentwurf einige positive Ansätze, wie der Naturschutzbund Deutschland (NABU) betont. Die geplanten Maßnahmen stellen den Erhalt des Waldes und seiner ökologischen Funktionen in den Vordergrund. Dennoch übt der NABU scharfe Kritik an den Vorschlägen: „Rechtliche Schlupflöcher schwächen die neuen Vorschriften erheblich ab“, erklärt ein Sprecher. Besonders problematisch sei, dass weiterhin Kahlschläge und Bodenverdichtung nicht effektiv verhindert würden. Der NABU fordert eine umfassende Überarbeitung des Gesetzes und verweist auf eigene Vorschläge, die bereits im Herbst 2023 gemeinsam mit anderen Umweltorganisationen präsentiert wurden.
Waldbesitzer wehren sich gegen den „politischen Regulierungseifer“
Auf der anderen Seite stehen die Waldbesitzer, die den Gesetzesentwurf vehement ablehnen. Für sie bedeutet das Gesetz vor allem eins: Eingriffe in ihre Eigentumsrechte. Max von Elverfeldt, Bundesvorsitzender der Familienbetriebe Land & Forst, warnt vor einem „politischen Regulierungseifer“, der den Wald durch „mehr Verbote, mehr Vorschriften, weniger Vernunft“ beeinträchtigen würde. Die Waldbesitzer plädieren stattdessen für pragmatische Lösungen, die auf ihre Expertise setzen und ihre bisherigen Leistungen anerkennen.
Auch die AGDW – Die Waldeigentümer, die rund zwei Millionen Waldbesitzer in Deutschland vertritt, sieht den Gesetzentwurf kritisch. AGDW-Präsident Prof. Dr. Andreas Bitter betont, dass das bestehende Bundeswaldgesetz eine bewährte Grundlage für die Waldbewirtschaftung sei. „Wir brauchen Flexibilität und Freiraum, um den Herausforderungen des Klimawandels gerecht zu werden“, so Bitter. Die Interessenvertretungen der Waldbesitzer kritisieren zudem einige Regelungen als verfassungsrechtlich bedenklich und befürchten, dass der dringend erforderliche Waldumbau eher behindert wird.
„Es fühlt sich an wie eine Enteignung“
Frank Stemmer, ein kleiner Waldbauer aus Olsberg, bringt die Sorgen vieler Waldbesitzer auf den Punkt: „Ich habe ungefähr zehn Hektar Wald“, sagt Stemmer im Gespräch mit der Westfalenpost. „Es wird immer nur über uns gesprochen, nie mit uns.“ Er fühlt sich von der Politik übergangen und spricht von einem Gefühl der Entmündigung: „Das fühlt sich ein bisschen an wie eine Enteignung.“ Für Stemmer und viele seiner Berufskollegen greifen die neuen Vorgaben zu stark in ihre Eigentumsrechte ein. Er zieht einen Vergleich: „Stellen Sie sich vor, der Staat würde plötzlich vorschreiben, was in den Gärten von Einfamilienhäusern gepflanzt werden darf – das würde doch jeder als unzulässigen Eingriff in das Privateigentum empfinden.“
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Diese Ängste verdeutlichen, wie tiefgreifend die Meinungsverschiedenheiten über die Zukunft des Waldes sind. Während Naturschützer vor allem die ökologische Funktion des Waldes unter dem Eindruck des Klimawandels betonen, sehen Waldbesitzer den Wald auch weiterhin als wichtige Ressource für den Rohstoff Holz.
Wie geht es weiter?
Der Entwurf für das neue Bundeswaldgesetz befindet sich noch in der politischen Abstimmung, doch die Fronten scheinen verhärtet. Während Naturschützer auf striktere Regelungen drängen, wehren sich die Waldbesitzer gegen die aus ihrer Sicht zu weitreichenden Eingriffe in ihre Rechte. Wie die endgültige Fassung des Gesetzes aussehen wird, bleibt abzuwarten.
Für die Waldbesitzer steht jedoch fest: Sie wollen weiterhin eine wichtige Rolle bei der Gestaltung und Pflege der deutschen Wälder spielen. Mit der Kampagne „Finger weg vom Bundeswaldgesetz!“ mobilisieren sie mittlerweile auch in den sozialen Netzwerken und setzen auf die Unterstützung der Bevölkerung.
Der deutsche Wald bleibt ein umkämpftes Terrain – sowohl in ökologischer als auch in politischer Hinsicht. Die Frage „Wem gehört der Wald?“ wird auch in den kommenden Monaten ein zentrales Thema in der politischen und öffentlichen Debatte bleiben.