Marsberg/Diemelsee. Abschied am Diemelsee: Die MS Muffert verlässt nach 40 Jahren das Sauerland und beginnt ein neues Kapitel in Polen.
Die Szenen, die sich am Dienstagvormittag am Diemelseeufer abgespielt haben, sind denkwürdig - und auch ein wenig traurig. Das Fahrgastschiff MS Muffert, das rund 40 Jahre lang auf dem Diemelsee seine Runden gedreht und ganze Generationen von Fahrgästen befördert hat, wandert nun in neue Hände und verlässt das Sauerland. Stefan Koch, dem nun ehemaligen Besitzer der MS Muffert, ist der Abschied schwergefallen.
„Am Ende war es die einzig logische Entscheidung“, erklärt der ehemalige Kapitän der MS Muffert. Doch sie sei nicht leicht gewesen: In diesem Sommer hätte Stefan Koch seine 20. Saison auf dem Schiff gefeiert. Viele Erinnerungen hängen daran, viele schöne Momente hat er auf diesem Schiff erlebt. Seitdem er vor knapp sechs Monaten angekündigt hatte, die Personenschifffahrt auf dem Diemelsee wegen einer Änderung der EU-Richtlinien nicht mehr weiterführen zu können, lag die MS Muffert an ihrem Anleger am Helminghäuser Seeufer, direkt neben dem Bootsverleih von Stefan Koch. Einen ganzen Sommer lang. Doch irgendwann sei der Punkt da gewesen, an dem er eine Entscheidung treffen musste, erzählt Stefan Koch: „Das war ein Punkt, an dem ich sagen musste: Es kann so nicht weitergehen.“ Das Schiff weiter am Seeufer liegenzulassen, sei keine Option gewesen: aus rechtlichen Gründen, aber auch aus rationalen. „Der Zustand eines Fahrgastschiffs verbessert sich nicht, wenn es nicht genutzt und gepflegt wird.“
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MS Muffert wird wieder in Betrieb gehen
Deshalb war auch sein wichtigstes Anliegen, jemanden zu finden, der das Schiff weiter nutzt. „Die MS Muffert soll erhalten bleiben. Ich wünsche mir, dass sie anderswo als Fahrgastschiff betrieben wird.“ Mit dem neuen Besitzer, einem polnischen Personenschifffahrtsbetreiber mit Flotten auf der Weichsel und der Oder und einer eigenen Werft in der Nähe von Krakau, stünden die Chancen für die MS Muffert in Zukunft sehr gut, glaubt Stefan Koch. Sie werde dort zunächst für ein paar Anpassungen in die Werft gebracht und danach vermutlich zeitnah in Betrieb gehen. Für welchen Betrag er das Schiff letztendlich verkauft hat, möchte er nicht sagen. Klar ist jedoch: Um Profit ging es bei dem Verkauf nicht. „Man muss bei so etwas realistisch sein. Da steht die emotionale Wertigkeit des Schiffs einer Kalkulation gegenüber, die für den neuen Besitzer wirtschaftlich sein und große Kostenpunkte wie Transport und Instandsetzung abdecken können muss.“
„„Das war ein komisches Gefühl, als ob ich gar nicht richtig dabei gewesen wär. Zum ersten Mal hatte ich nicht mehr in der Hand, was mit dem Schiff passiert.“
Dass er das Schiff verkauft hat, ist nun schon ein paar Wochen her. Verladen und abtransportiert wurde es jedoch erst am vergangenen Dienstag, am 10. September. Eine große Aktion, die aufwendig und kostspielig gewesen sei. „Ich hatte anfangs ein wenig Bedenken“, erklärt Stefan Koch. Die ganze Organisation und die Kosten für den Schwertransport, der vollständig über den Landweg abgewickelt werden sollte, hätte der neuen Schiffseigner getragen. Um das Schiff auf den Anhänger zu setzen, musste es zunächst mit einem Geschirr aus Gurten von einem großen Kran aus dem Wasser gehoben werden. Seine Gefühle bei dem Anblick der MS Muffert, als sie an dem Kran hing, könne er gar nicht richtig beschreiben, erzählt der ehemalige Kapitän: „Das war ein komisches Gefühl, als ob ich gar nicht richtig dabei gewesen wär. Zum ersten Mal hatte ich nicht mehr in der Hand, was mit dem Schiff passiert.“ Doch alles sei gut gelaufen, das Schiff sei ordentlich verladen worden und am späten Abend des Tages auf die weite Reise nach Polen gegangen, wo es zwei Tage später eingetroffen sei.
Keine Zukunft für Personenschifffahrt auf dem Diemelsee
Dass die MS Muffert nun eine Zukunft hat und weiter als Fahrgastschiff seine Runden drehen kann, sei ein Trost für ihn, erklärt Stefan Koch: „Ich bin froh, dass sie erhalten bleibt. Besser so, als dass sie nur am Ufer liegt und unter der Nichtnutzung leidet.“ Auf diese Weise könne das Schiff weiterhin eine touristische Bereicherung sein und viele Besucher kommen und gehen sehen. Für die Zukunft der Personenschifffahrt auf dem Diemelsee sieht Stefan Koch jedoch schwarz. Dass ein anderer Betreiber mit einem anderen Schiff die Lücke auf dem Diemelsee füllen könne, hält er für unrealistisch: „Ich halte es mehr oder weniger für aussichtslos, dass eine Personenschifffahrt auf so einem kleinen See auf Dauer wirtschaftlich betrieben werden kann.“ Somit sei es für ihn auch nicht denkbar, dass es in Zukunft einen Ersatz für die MS Muffert auf dem Diemelsee geben werde.
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Für Stefan Koch selbst geht es am Diemelsee jedoch weiter: Er wolle seinen Bootsverleih von Tret- und Motorbooten am Diemelsee fortführen. Hier blickt er auch auf eine sehr zufriedenstellende Saison zurück: „Obwohl die Saison aufgrund der Wetterbedingungen kürzer war, hat sie alle meine Erwartungen übertroffen.“ In diesem Sommer hatte er seinen Bootsverleih nicht nur an der Helminghäuser Uferseite, sondern auch an dem Anleger am Seeufer in Heringhausen angeboten. Das habe nicht zuletzt dank des beherzten Engagements seiner Mitarbeiter sehr gut funktioniert, erklärt er. Und darauf wolle er auch im nächsten Jahr den Fokus legen: „Ich möchte versuchen, beide Standorte aufrechtzuerhalten. Das steht in Zukunft an erster Stelle.“