Medebach. Von Familientouren bis Expertenrouten – Medebach bietet Radspaß für alle Altersklassen und Fähigkeiten. Doch für die Planer gibt es auch große Herausforderungen

Der Medebacher Tourismuschef Michael Aufmhof erklärt, wie wichtig der Radtourismus für seine Stadt ist und womit der Ort bei den Touristen punkten kann. Doch um die Infrastruktur zu erweitern und zu verbessern, stoßen die Planer auch auf große Herausforderungen.

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Wie hat sich der Radtourismus in Medebach in den vergangenen Jahren entwickelt und welche Bedeutung hat er für die Region Medebach?

Michael Aufmhof: Der Radtourismus ist ein wichtiger Baustein im gesamttouristischen Angebot der Ferienregion Medebach und gewinnt weiter an Bedeutung. Gezielte Investitionen wurden in diesem Bereich vorgenommen, jedoch geht die Entwicklung aus unterschiedlichsten Gründen im ländlichen Bereich leider nur schleppend voran.

Welche speziellen Angebote und Infrastrukturen gibt es in Medebach, um Fahrradtouristen anzuziehen und ihnen ein optimales Erlebnis zu bieten?

Der Ausbau der Fahrradinfrastruktur ist ein laufender Prozess. Mit unseren ausgewiesenen sechs M-Radwegen mit Längen zwischen sieben und 68 km haben wir schöne touristische Rundtouren im Stadtgebiet. Hinzu kommen die Strecken der Bike Arena Sauerland, das Knotenpunktsystem des Landes mit den überregionalen Wegen, sowie Verbindungswege zwischen der Kernstadt und den Ortschaften. Ebenso sind wir in der Arbeitsgemeinschaft der GeoRadroute Ruhr-Eder vertreten. Wir hoffen, dass im nächsten Jahr der Radweg zwischen Küstelberg und der Ruhrquelle/Winterberg umgesetzt werden kann und auch die Planungen für einen Verbindungsradweg zwischen Medelon und Hesborn weiter nach Hallenberg abgeschlossen werden können. Hier handelt es sich jeweils um gemeinsame Baumaßnahmen mit dem Hochsauerlandkreis. Mittelfristig soll zudem ein kreisstraßenbegleitender Radweg zwischen Medebach – Glindfeld – Medelon im Zuge der Straßenerneuerung gebaut werden. Im vergangenen Jahr konnten wir u.a. mit Kooperation und aus Eigenmitteln einen Fuß- und Radweg im Hasenkammertal errichten, sodass wir hier zum einen eine sichere Anbindung an den AVENTURA-SpielBerg, aber auch eine gute Erschließung der Hasenkammer erreicht haben. Weitere Wege und Lückenschlüsse sind punktuell in Planung.

Michael Aufmhof ist der Tourismuschef in Medebach

„Der bürokratische Aufwand bei der Planung und Finanzierung beziehungsweise der Beantragung von Fördermitteln ist extrem hoch. “

Michael Aufmhof

Im Center Parcs Hochsauerland wird eine große Auswahl an Fahrrädern zum Verleih angeboten. In Kooperation mit einem örtlichen Anbieter, ist es ebenfalls möglich, über die Touristik-Gesellschaft E-Bikes auszuleihen. Um der stetig wachsenden Nutzung von E-Bikes gerecht zu werden, wurden und werden noch an fünf Standorten neue moderne Fahrradabstellanlagen mit Ladefunktion errichtet.

Vom Beginn der Osterferien bis zum Ende der Herbstferien werden wöchentlich geführte Mountainbike-Touren angeboten. Der lokale Tourguide der Touristik kennt sich bestens in der Ferienregion Medebach aus und zeigt den Gästen die schönsten Trails und Wege. Dabei werden die Strecken werden an die körperliche und fahrtechnischen Voraussetzungen der Teilnehmer angepasst, sodass jede Menge Fahrspaß mit der Familie oder Gruppe vorprogrammiert ist! Ob eine gemütliche Runde mit den Kindern oder eine sportliche „Expertentour“, alles ist möglich! Die ganz persönliche MedeBike Tour kann telefonisch unter 02982 9218610 oder per Mail bei der Touristik gebucht werden.

Welche Zielgruppen sprechen Sie mit Ihren Radtourismus-Angeboten an und welche Marketingstrategien setzen Sie ein, um diese zu erreichen?

Unsere Hauptzielgruppe in Medebach ist nach wie vor die Familie mit Kindern, aber auch ambitionierte Bikefahrer nutzen das Angebot in Medebach und in der näheren Umgebung, wie Winterberg, Willingen sowie die Green Trails bei Korbach. Neben eigenem individuellen und zielgruppenorientierten (Online-) Marketing über Anzeigen und Advertorials, sind wir als Teil der Sauerland-Radwelt auch über die Kooperationen unter dem Dach des Sauerlandtourismus präsent: Es wird klassische Printwerbung in Fachzeitschriften geschaltet, für den Online-Bereich werden Blogger auf die Touren geschickt oder wir sind gemeinsam auf Radmessen vertreten, wie zuletzt in der Dortmunder Fußgängerzone. Ebenso nehmen wir z.B. jährlich an den Westfälischen Hansetagen mit einem Stand teil. Hier findet das Thema Radfahren im Hochsauerland eine große Bedeutung bei den Besuchern.

Welche Herausforderungen sehen Sie im Bereich Radtourismus und wie planen Sie, diesen zu begegnen?

Der bürokratische Aufwand bei der Planung und Finanzierung beziehungsweise der Beantragung von Fördermitteln ist extrem hoch. Wenn man den Ausbau auch im ländlichen Raum zügiger voranbringen möchte, müssen weitere Gelder, aber insbesondere weitere Kapazitäten für die Planungen und bauliche Umsetzung geschaffen werden. Hinzu kommen leider immer wieder die Herausforderungen der Flächenverfügbarkeiten. Insbesondere wenn es um private Flächen geht, ist eine Verkaufsbereitschaft nicht immer gegeben. Zudem haben wir aufgrund der vielen Naturschutzflächen im gesamten Stadtgebiet auch hier mit entsprechenden Herausforderungen bei einer baulichen Umsetzung zu tun.

Welche Pläne und Projekte gibt es, um den Radtourismus in Medebach weiter auszubauen und zu fördern?

Seit einiger Zeit stehen vier HSK-Kommunen, sowie angrenzende Kommunen aus dem Kreis Siegerland-Wittgenstein mit unseren Kollegen aus Waldeck-Frankenberg in Gesprächen, um Teil der Gebietskulisse der „Green Trails – Europas größtes Mountainbike Trail Projekt“ zu werden. Nachdem bereits Gespräche zu einer möglichen Förderung im Ministerium und den weiteren übergeordneten Behörden stattgefunden haben, muss man feststellen, dass wir auf NRW-Seite noch große Herausforderungen zu stemmen haben und es nur gemeinsam und im Einverständnis mit vielen Stakeholdern und den Fördergebern und Umweltbehörden funktionieren wird.

Wie wird das Thema Nachhaltigkeit im Radtourismus in Medebach berücksichtigt und welche Maßnahmen werden ergriffen, um umweltfreundliche Tourismuspraktiken zu fördern?

Laut dem ADFC fahren 40 Prozent der Radtouristen nach ihrem Urlaub mehr Rad im Alltag, somit trägt der Radtourismus nachhaltig zur Veränderung im Mobilitätsverhalten ein. Investitionen, die in unsere Radinfrastruktur fließen, kommen also Alltagsradlern vor Ort und Gästen gleichermaßen zugute. Das leicht zugängliche Mietradangebot des Center Parcs bewirkt, dass Gäste die Umgebung mit dem Rad entdecken und das Auto stehen lassen, bestenfalls sogar schon mit der Bahn anreisen.

Gibt es Kooperationen mit anderen Regionen oder Städten, um den Radtourismus gemeinsam zu fördern, und welche Vorteile ergeben sich daraus?

Wie bereits erwähnt, arbeiten wir gemeinsam an der Erweiterung der Green Trails. Auch im Arbeitskreis der GeoRadroute Ruhr-Eder, die auf 215 Kilometern die Gipfelregionen des Hochsauerlandes und das Waldecker Land inkl. Edersee verbindet, stehen wir in ständigen Kontakt mit den Nachbarkommunen.

Wie sammeln Sie Feedback von den Fahrradtouristen und wie fließt dieses in die Weiterentwicklung der Angebote ein?

Wir sind jederzeit offen für konstruktive Feedbacks und erhalten diese auch regelmäßig durch unsere Gäste in der Tourist-Information oder durch unsere Gastgeber. Zudem bitten wir unsere Bürgerinnen und Bürger sowie Gäste auch an Befragungen, wie dem ADFC-Test teilzunehmen.