Brilon. Eine Studie der Bertelsmann-Stiftung zeigt, wie der demografische Wandel sich bis 2040 entwickelt. Die Stadt Brilon muss nun reagieren.

Der demografische Wandel macht auch vor Brilon nicht halt. Das zeigt auch der aktuelle Wegweiser Kommune der Bertelsmann-Stiftung: Demnach wird die Bevölkerungszahl weiter schrumpfen und das Durchschnittsalter der Einwohner weiter steigen. Die Stadt Brilon hat die Thematik auf dem Schirm und sieht sich für die Zukunft gut aufgestellt.

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Kommune mit moderater Alterung und Schrumpfung

Die Bertelsmann-Stiftung hat für ihre Untersuchung 3.000 Kommunen mit mehr als 5.000 Einwohner/innen unter die Lupe genommen und sie in elf Demografie-Typen eingeteilt. Brilon gehört in die Kategorie 3 und gehört damit zu den stabilen ländlichen, kleineren und mittleren Gemeinden mit moderater Alterung und Schrumpfung. Merkmal dieser Städte: „Sie weisen eine unterdurchschnittliche Bevölkerungsentwicklung bei einem leicht überdurchschnittlichen Anteil der über 80-Jährigen auf.“ Konkret heißt das: Diese Gemeinden verlieren Einwohner/innen und gleichzeitig steigt das Durchschnittsalter.

In Blick in die Bertelsmann-Zahlen für Brilon: 2022 lebten 25.511 Menschen in der Stadt des Waldes. Blickt man in die Prognose, dann werden es 2040 voraussichtlich nur noch 23.600 Einwohner sein. Das ist ein Abwärts-Trend, der schon seit einigen Jahren anhält. 2016 lebten beispielsweise in Brilon noch 25.611 Menschen. Von 2011 bis 2022 ist die Bevölkerung um 0,7 Prozent geschrumpft. Und die Prognose sieht nicht gut aus: Sie geht für die Zeit von 2020 bis 2040 insgesamt von einem Minus von 6,8 Prozent aus.

Mehr Sterbefälle als Geburten

Stellt man Geburten und Sterbefälle im Jahr 2022 gegenüber, zeigt sich allein durch diese natürliche Bevölkerungsentwicklung ein Defizit: Auf 1.000 Einwohner kamen statistisch 9,1 Geburten bei 12,8 Sterbefällen. Ein weiterer Indikator für die Bevölkerungsentwicklung sind auch die Zu- und Fortzüge. Da kann Brilon für 2022 unterm Strich allerdings einen positiven Wanderungs-Saldo verbuchen: Pro 1.000 Einwohner sind 49 Menschen zugezogen und 44,2 weggezogen. Positiv ist auch der Blick ins Jahr 2040. Die Studie jedenfalls prognostiziert, dass dann unterm Strich 2,6 Personen auf je 1.000 Personen der Bestandsbevölkerung mehr zu- als wegziehen.

Durchschnittsalter steigt

Blickt man auf das Alter zeigt sich, dass das Durchschnittsalter wohl weiter steigen wird. Von 45,8 Jahren im Jahr 2022 auf 48,3 Jahre im Jahr 2040. Folgt man der Prognose, wird der Anteil der Menschen über 65 Jahren bis 2040 deutlich zunehmen. So wird der Anteil der 65-Jährigen an der Gesamtbevölkerung voraussichtlich von 23,4 Prozent auf 31,6 Prozent im Jahr 2040 steigen. Der Anteil der über 80-Jährigen wird von 7,8 Prozent (2020) auf 10,8 Prozent wachsen.

Handlungsempfehlungen

Die Bertelsmann-Stiftung hat angesichts der demografischen Herausforderung auch Handlungsempfehlungen für die Kommunen entwickelt. Für die Kommunen des Typs 3, zu denen Brilon gehört, heißt es dort in Bezug auf die Altersentwicklung: „Langfristig stellt die zukünftig wachsende Zahl älterer Menschen die Gemeinden vor die Aufgabe, ihre Infrastrukturangebote zur Sicherung der Daseinsvorsorge und zur Unterstützung einer selbstständigen Lebensführung bis ins hohe Alter auszubauen.“ Diese Herausforderung hat die Stadt Brilon nach eigenen Angaben im Blick und erklärt, dass man dieser Problematik beispielsweise im Bereich der medizinischen Versorgung unter anderem mit einer Weiterentwicklung des Krankenhausstandortes und der Initiative „Komm aufs Land. Arzt“ entgegenwirke.

„„Es gilt langfristig zu planen und kurzfristig zu handeln.““

Stadt Brilon
zum Demografischen Wandel

Wichtig sei es auch, so die Empfehlung der Studie, junge Arbeitskräfte und Familien an die Kommune zu binden bzw. als Wohnort attraktiv zu gestalten. Auch das hat die Stadt Brilon offenbar auf dem Schirm: Zur Sicherung des notwendigen Fachpersonals unserer Firmen, Betriebe und Einrichtungen liegt ein besonderer Fokus darauf, gerade jungen Familien einen attraktiven Lebens- und Arbeitsstandort zu bauen. Investitionen in Bildung, Gesundheit, Kulturangebote, Freizeit und Tourismus werden exakt deswegen besonders vorangetrieben.“

Grundlage für Zukunftsentscheidungen

Die Stadt macht deutlich auf Anfrage der WP deutlich, dass der Demografische Wandel ein Thema ist, das Grundlage für strategische Zukunfts-Entscheidungen sei. Dabei sei es wichtig, „handelnde Akteure sowie die betroffene Bevölkerung einzubeziehen, um die Stadt Brilon durch Austausch und Kooperation zielgruppenorientiert für die Herausforderungen der Zukunft aufzustellen.“ Grundlage dafür seien eigene Prognosen mit einem deutlich höheren Detailgrad und einem präzisen Monitoring der Bevölkerungsentwicklung. Grundsätzlich sei bei Zukunftsprognosen ein Problem, dass lediglich mit Wahrscheinlichkeiten gearbeitet werden könne.

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Schwierige Prognosen

Als Beispiel nennt die Stadt das Wohnbaulandkonzept. Es prognostiziert ausgehend vom Basisjahr 2018 eine Bevölkerungszahl-Entwicklung, die zwischen minus 1,5 und plus 2,5 Prozent für das Jahr 2035 liege. Dabei sei die aktuelle Entwicklung der Geflüchteten hierbei noch nicht berücksichtigt. Neben der Einwohnerzahl entwickele sich auch die Zusammensetzung der Bevölkerung mit spezifischen Bedürfnissen. Daher sei es wichtig, den Handlungsbedarf in vielen Bereichen im Blick zu haben: Mobilität, medizinische Versorgung, Bildung, die Versorgung mit Gütern und Dienstleistungen, den Wohnungsmarkt, Freizeit- und Erholungsangebote und soziale Teilhabe. Die Stadt fasst die Herausforderung so zusammen: „Es gilt langfristig zu planen und kurzfristig zu handeln.“