Hochsauerlandkreis. Ein Schützenfest ohne König: Erst kürzlich geschehen in Referinghausen. Wie andere Schützenvereine mit dem Thema umgehen.

Die Schützenfeste im Sauerland laufen in vollem Gange: Viele Dörfer haben ihre neuen Majestäten schon ermittelt; bei anderen steht das Hochfest noch an. Doch es wird nicht einfacher einen König zu finden: Oftmals sind die Schießplätze unter der Vogelstange dünn besetzt. Lange Pausen bis der Adler endlich fällt. In Referinghausen wurde der Vogel nach langen Wartezeiten schließlich von der Stange genommen: Das Dorf im Stadtgebiet Medebach ist das erste der Region, das im kommenden Jahr ohne Majestät feiert. Doch was passiert dann eigentlich? Wir haben bei den Schützenvereinen nachgefragt.

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Das Dorf Beringhausen bei Marsberg wird am kommenden Wochenende sein Hochfest feiern: Vom 26. - 29. Juli steht das Schützenfest zum 175. Jubiläum an. Dominik Fahle, erster Brudermeister des Vereins, blickt optimistisch auf das Vogelschießen am Montag. „Das Problem, keinen König zu finden, hatten wir bisher nicht. Bis zuletzt standen immer mindestens zwei Anwärter unter der Stange“, verrät er. Die Sorge vor Schießpausen sei außerdem unberechtigt - da möchte er die Schützen beruhigen: „Schießpausen von 15-20 Minuten sind völlig normal, das haben wir immer gehabt und so geht es jedem Verein!“

Kein Hofstaat und geringe Bierpreise

Trotzdem merkt auch Dominik Fahle, dass es immer schwieriger wird, einen König zu finden: Er erinnert sich an Zeiten, wo dutzende Anwärter sich förmlich um die Königswürde duelliert haben. „Wir haben vor kurzem extra das Schussgeld erhöht - sozusagen als Finanzspritze. Dadurch soll das Schießen lukrativer werden“, sagt er. Die Königswürde könne sich heutzutage schließlich nicht mehr jeder leisten.

Dass Beringhausen in den vergangenen Jahren immer noch genug Anwärter hatte, führt er auf einen bestimmten Grund zurück: „Wir haben bei uns im Dorf keinen Hofstaat - nur das Königspaar und das Vizekönigspaar für die Jugend. Das erleichtert die Kosten natürlich extrem und das Fest wird für den König günstiger“, so der erste Brudermeister. Außerdem versuchen er und sein Schützenvorstand, die Bierpreise immer so gering wie möglich zu halten.

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Königswürde bleibt ein Ehrenamt

Der Vorstand müsse solche Lücken laut Dominik Fahle jedoch nicht abdecken: „Man kann niemanden zwingen, König zu werden. Das wäre nicht sinnvoll und die Königswürde ist schließlich immer noch ein Ehrenamt“, erklärt er. „Referinghausen hat da wirklich eine gute Lösung gefunden, trotzdem als ‘Heimatabend‘ weiterzufeiern und einfach das Beste daraus zu machen!“ Das würde der erste Brudermeister sich genau so abschauen, falls in Beringhausen eines Tages auch mal der Fall eintritt, dass sich keine Majestät findet.

Trotzdem möchte er jeden Schützenbruder ermutigen, einmal die Königswürde zu übernehmen: „Ich finde da sollte man generell den Druck rausnehmen. Das Schützenfest muss nicht immer groß und pompös sein; auch der Königstisch nicht. Das steht nirgendwo geschrieben. Als Königspaar darf man selbst entscheiden, was man aus dem Fest macht und man darf geben, was man möchte!“

Gute Hoffnungen für Rösenbeck

Am zweiten August-Wochenende feiern die Rösenbecker ihr Schützenfest. Auch Oberst Frank Schlüter hat in den vergangenen Jahren noch nicht erlebt, dass Leere unter der Vogelstange herrschte wie in Referinghausen. „Das Vogelschießen verläuft natürlich jedes Jahr anders, deshalb können wir so ein Szenario nicht ausschließen. Sicher sein kann man sich nie. Aber im Moment sieht es bei uns gut aus - wir hatten immer mindestens drei Bewerber, die bis zum Schluss geschossen haben“, verrät er.

Den finanziellen Aspekt sieht Frank Schlüter nicht als alleinigen Grund, warum generell weniger Leute im Sauerland um die Königswürde buhlen. Es seien außerdem die vielen Verpflichtungen: „Als Majestäten stehen natürlich viele verbindliche Termine im Königsjahr auf dem Plan. Außerdem müssen diejenigen die Werte und Traditionen des Vereins vertreten. Ich habe das Gefühl, dass viele Leute ihre Freizeit lieber selbst gestalten und ihre Freiheiten haben wollen.“

Schießen attraktiv für junge Leute

Ein Pluspunkt für Rösenbeck sei, dass es auch hier keinen Hofstaat gibt. „Bei uns gibt es viele Sparclubs mit bis zu 25 Leuten. So ein Hofstaat ist zwar schön für das Auge, aber in so einem kleinen Dorf wie unserem wären die Leute sehr oft dran und hätten vielleicht irgendwann keine Lust mehr“, sagt Frank Schlüter. Einen weiteren Vorteil sieht er darin, dass der Schützenverein keinen Jungkönig ausschießt: Dadurch sei das große Schießen für die jungen Leute attraktiver.

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Auch der aktuelle König sei gerade mal Anfang 20 und wollte im letzten Jahr am Schützenfest-Montag eigentlich nur einen einzigen Schuss abgeben, als der Vogel überraschend fiel. „Bei uns im Dorf wetten die Schützenbrüder auch viel hin und her - das schaukelt sich dann hoch und irgendwer macht es am Ende. So bleibt es natürlich spannend und macht auch mehr Spaß“, so der Oberst.