Marberg. Zwei Monate ist Marsbergs neue Citymanagerin in Amt und verkündet schon einen Erfolg: In der Innenstadt gibt es kaum noch Leerstände. Was neu ist

Gerade mal seit zwei Monaten ist sie die neue Citymanagerin von Marsberg. Aber Anja Daoudi hat die Ärmel schon längst hochgekrempelt. „Es passiert ganz viel“, erklärt die resolute brünette Frau und meint die verschiedenen Projekte, die sie für Marsberg geplant hat.

Dass die Innenstadt sich weiterentwickelt und eine Zukunft bekommt, ist für die 56-Jährige eine Herzensangelegenheit: „Und dabei komme ich selber gar nicht aus Marsberg.“ Erfurt, Berlin, Münsterland, Kölnischer Raum - an vielen Orten hat Anja Daoudi in ihrem Leben schon Station gemacht. Seit knapp 10 Jahren nennt sie den östlichen Sauerlandzipfel der Gemeinde Diemelsee ihre Heimat: „Ich bin der Liebe wegen herzogen.“ Nach langjähriger Berufserfahrung als Managerin im Hotel-und Tourismusbereich hatte sie Lust auf eine neue Herausforderung. Da kam die Stellenausschreibung für das Citymanagement der Stadt Marsberg sehr gelegen: „Ich habe nicht lange überlegt, diese Herausforderung wollte ich annehmen.“

Anja Daoudi ist die neue Citymanagerin von Marsberg.
Anja Daoudi ist die neue Citymanagerin von Marsberg. © privat | Anja Daoudi

Drei Leerstände weniger in Marsberg

Einen neuen Erfolg des Citymanagements der vergangenen Monate gab sie gleich bei ihrem Amtsantritt im Stadtrat bekannt: „In der Innenstadt gibt es erfreulicherweise drei Leerstände weniger.“ Zu den Ladenflächen, die neu vermietet werden konnten, zählt zum Bespiel der ehemalige Standort der Westfalenpostredaktion in Marsberg in der Bahnhofstraße. Hier entsteht ein neues Praxisangebot: Die Logopädin Angelina Stuhldreier hat die Räumlichkeiten renoviert und wird ihre neue Praxis zum kommenden August eröffnen. Außerdem gebe es bald ein neues Kosmetik-Studio in der Nähe des Kirchplatzes, das voraussichtlich im Herbst eröffnen werde. Und am südlichen Ende der Innenstadt sei es gelungen, einen Imbissbetrieb fest anzusiedeln. „Das sind Schritte in die richtige Richtung“, findet Anja Daoudi. Für die restlichen Leerstände in der Innenstadt bemühe sich die Stadt weiterhin um Lösungen. Dazu zählen beispielsweise die Ladenlokale auf der Bahnhofstraße, die früher eine Filiale der Bäckerei „Jäger“ und das Seniorencafé beherbergt hatten. Und auch die Ladenfläche auf der Hauptstraße, wo sich zuletzt das Dekorationsgeschäft „Glücksgefühle“ befand, werde wieder frei. Aber Anja Daoudi ist optimistisch: „Wir bleiben am Ball!“

Auch für die weitere Entwicklung der Innenstadt hat die Citymanagerin viele Ideen. Nachdem zuletzt die großen Blumenkästen vor dem Rathaus und in der Nähe der Sparkasse installiert wurden, beschäftigt sich Anja Daoudi voller Elan mit den Entwürfen für die Neugestaltung des alten Marktplatzes: Der alte stillgelegte Brunnen müsse weg, die Skulptur dort werde ebenfalls zurück in die Hände des Künstlers wandern. „Stattdessen soll dort mehr mit Pflanzen und Grünflächen gearbeitet werden“, erklärt Anja Daoudi. Sie stelle sich zum Beispiel eine Art „Grüne Oase“ vor, in der man sich hinsetzen und zwischendurch ausruhen könne. Auch von einem Trinkwasserbrunnen dort träumt Anja Daoudi. „In der ganzen Hauptstraße gibt es kaum Möglichkeiten, sich schnell mal etwas zu trinken zu besorgen.“ Und auch ansonsten ist die Liste der Baustellen lang, die Citymanagerin anpacken will. Dazu gehöre z.B. die Entwicklung der wirtschaftlichen und touristischen Infrastruktur im Stadtkern, der Gastronomieangebote, von Orten wie dem Burghofcenter: „Da ist noch sehr viel Entwicklungsbedarf und Gestaltungsspielraum.“

Projekte werden von langer Hand geplant

Neue Projekte würden jedoch nicht über das Knie gebrochen und bedürfen meist langwieriger Planung: „Alles braucht immer eine gewisse Zeit“, erklärt Anja Daoudi. Zeit zum Beispiel, um sich in die jeweiligen Felder einzuarbeiten, Fördergelder zu beantragen, Konzepte zu erarbeiten, Entscheidungsketten in den kommunalen Gremien zu durchlaufen. Auch die Budgetierung bestimme darüber, ob und wann Projekte umgesetzt werden können, denn die Stadt Marsberg müsse 30 Prozent der Fördermittel für die Innenstadtentwicklung selbst tragen. Und die Jahreszeit spiele bei vielen Projekten eine Rolle: „Neue Spielgeräte für den Kirchplatz, neue Sitzgelegenheiten - so etwas installiert man nicht im Herbst oder im Winter, wo alles dem Wetter ausgesetzt ist und wegen der Temperaturen noch gar nicht genutzt werden kann.“ Stattdessen müsse manches bis zum Frühling warten. Doch schon für das kommende Frühjahr stünden viele Neuerungen in der Pipeline, verrät Anja Daoudi: „Wenn sich alles so umsetzen lässt, wird im nächsten Jahr viel passieren.“

Bei all den Ideen, die Anja Daoudi für Marsberg hat, bleibe die Identifikation der Bürger mit ihrer Stadt der wichtigste Maßstab: „Ich finde es wichtig, dass wir Konzepte entwickeln, bei denen wir sagen: ‚Das ist Marsberg.‘ Nichts, wo die Marsberger nicht dahinterstehen.“ Deshalb möchte sie sich auch das Feedback verschiedener Altersgruppen zu neuen Ideen einholen und in Zukunft Gesprächsrunden initiieren, um die Perspektiven und Bedürfnisse von Gruppen wie z.B. Senioren, jüngeren Stadtbewohnern und Eltern aus Marsberg in die Konzepte einfließen zu lassen. „Die Menschen, die in den nächsten Jahren und Jahrzehnten in Marsberg leben, müssen sich damit identifizieren können.“

Und noch ein weiteres Anliegen brennt Anja Daoudi mit Blick auf Marsberg auf der Seele: „Ich wünsche mir, dass die Marsberger und auch Besucher ein bisschen achtsamer mit ihrer Stadt umgehen.“ Ein wenig Rücksichtnahme aufeinander, keinen Müll auf die Straße zu schmeißen, sorgsam mit öffentlichen Flächen und Mobiliar umzugehen. „Da kann man sich sonst noch so sehr darum bemühen, die Stadt schöner zu machen, wenn vor den Blumenkästen 20 Zigarettenkippen liegen.“ Dass ihre Stadt lebenswert sei, liege am Ende in der Verantwortung der Menschen, die in ihr leben.