Brilon/Kiew. Die Stadt Brilon unterstützt seit Jahren das Ohmatdyt-Kinderkrankenhaus, das jetzt im Krieg zerstört wurde. Victoria Liese will helfen
Ein ohrenbetäubende Knall erschüttert Kiew. Ein russischer Marschflugkörper hat am 8. Juli das Kinderkrankenhaus getroffen. Was folgt, ist eine Szenerie des Grauens und der Zerstörung, die kaum in Worte zu fassen ist.
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Hunderte von Helfern, darunter Ärzte, Rettungskräfte und freiwillige Helfer, arbeiten fieberhaft. Ihr Atem ist schwer, ihre Gesichter von Staub und Schweiß gezeichnet. Sie graben mit bloßen Händen durch die Trümmer, suchen nach Überlebenden, versuchen verzweifelt, Leben zu retten.
Schockierende Bilder und erschütternde Realität
Auf der Straße vor dem Ohmatdyt-Kinderkrankenhaus sitzen Kinder, die von den Rettungskräften aus den Trümmern gezogen wurden. Einige von ihnen sind an Infusionsgeräte angeschlossen, die provisorisch auf dem Bürgersteig platziert wurden. Es sind erschreckende Bilder, die aktuell aus Kiew um die Welt gehen. Victoria Liese aus Brilon ist gerade in einem Hotel in Polen an der Grenze zur Ukraine, als sie den Anruf der Westfalenpost entgegennimmt. Sie ist auf dem Weg nach Kiew, wo vor wenigen Tagen eine russische Bombe in ein Kinderkrankenhaus einschlug, welches aus Brilon schon seit 2014 in verschiedener Weise unterstützt wird. In der ukrainischen Hauptstadt wurden nach Angaben der Militärverwaltung mindestens 27 Menschen getötet, darunter vier Kinder und 82 weitere verletzt. In den Industriestädten Krywyj Rih und Dnipro im Süden der Ukraine wurden mindestens 11 Tote und 59 Verletzte gemeldet. 600 kranke Kinder und Jugendliche mussten evakuiert werden.
Freunde hätten ihr deswegen von der Reise abgeraten: „Aber ich arbeite bereits seit 10 Jahren mit der Kinderklinik zusammen“, erzählt Liese. Zusammen mit der Apothekerin Astrid Fitzner von der St. Engelbert Apotheke ist die Brilonerin schon seit längerem in der Ukrainehilfe engagiert: „Wir haben viele Medikamente geliefert“, so Liese. Dieses Mal hat sie aber nicht nur Medikamente im Gepäck, sondern auch Rollstühle und Kinderkleidung: „Es ist schrecklich. Viele Männer kommen versehrt aus dem Krieg wieder und sind dann auf einen Rollstuhl angewiesen“, berichtet Liese.
Dankbarkeit und Unterstützung aus Brilon
Die Kinderkleidung, die von einer Bürener Unternehmerin gespendet wurde, sind daher auch vor allem für die Kinder vorgesehen, deren Väter gerade an der Front die Ukraine gegen den Angriff von Russland verteidigen müssten. „Wir sind sehr dankbar für die Spenden, die uns in den letzten Jahren erreicht haben“, sagt Liese. Auch die Stadt Brilon unterstützt die Ukraine seit Beginn des Krieges, zum Beispiel mit einem Hilfefonds. Bürgermeister Dr. Christof Bartsch ist den Helfern daher auch sehr dankbar: „Ich bekomme immer wieder Bilder von glücklichen Kindern aus dem Krankenhaus in der Ukraine zugeschickt, denen wir aus Brilon helfen konnten“, erzählt der Bürgermeister. Der Angriff habe auch ihn erschüttert, so Bartsch.
Ukraine-Hilfefonds der Stadt Brilon
Die Stadt Brilon setzt ihr Engagement für die Ukraine-Hilfe fort und ruft weiterhin zu Spenden auf. Um die wichtige Unterstützung aufrechtzuerhalten, wurde ein spezielles Spendenkonto eingerichtet. Bürge, die einen Beitrag leisten möchten, können ihre Spenden an die Stadtkasse Brilon überweisen. Die Bankverbindung lautet:
Sparkasse Hochsauerland IBAN: DE04 4165 1770 0000 0023 37
Bei der Überweisung ist es wichtig, den Verwendungszweck „Spende Brilon hilft der Ukraine“ anzugeben. Für eine reibungslose Verarbeitung und die Ausstellung von Spendenbescheinigungen bei Beträgen ab 300 Euro sollten Spenderinnen und Spender zusätzlich ihren vollständigen Namen und ihre Adresse im Verwendungszweck vermerken.
Es wird darauf hingewiesen, dass auch Spenden unter 300 Euro steuerlich geltend gemacht werden können, auch ohne eine gesonderte Bescheinigung.
Wiederaufbaupläne und finanzielle Hilfe
Der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj hat den Wiederaufbau des bei einem russischen Raketenangriff schwer beschädigten Kinderkrankenhauses in Kiew angekündigt. 100 Millionen Hrywnja (umgerechnet 2,3 Millionen Euro) seien für die Unterstützung des Krankenhauses bereits angewiesen worden, weitere 300 Millionen Hrywnja würden folgen, sagte Selenskyj. Er dankte allen privaten Spendern, die die Klinik unterstützt haben, und versprach allen Familien Hilfe, deren Angehörige bei der Attacke getötet oder verletzt wurden.
In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag wird Victoria Liese von Polen direkt nach Kiew reisen. Sie ist allein unterwegs, wird aber von zwei Ukrainern unterstützt. Der russische Angriff hat auch bei ihr Spuren hinterlassen: „Ich habe wirklich Angst.“ Ihr Hotel in Kiew liegt direkt im Zentrum, welches regelmäßig unter russischem Beschuss steht. „Direkt unter dem Hotel gibt es aber eine U-Bahn“, so Liese. Diese Schächte werden aktuell als provisorische Bunkeranlagen zum Schutz vor russischen Angriffen genutzt. Es liegt direkt am symbolträchtigen Maidan, wo in den Jahren 2013 und 2014 protestiert wurde. Kurz danach fiel Putin auf der Krim ein.
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Victoria Liese bleibt trotz der Gefahr und der Unsicherheit optimistisch. „Ohne Hoffnung würde ich nicht hinfahren“, sagt die mutige Frau, die selbst aus der Ukraine stammt. (mitdpa)