Hochsauerlandkreis. Ein Pilz aus Ostasien bedroht Salamander im Hochsauerland. Experten warnen vor dem tödlichen Hautpilz Bsal. Bürger sollen Verdachtsfälle melden.

Ein Pilz bedroht die einheimischen Salamander im Sauerland - und droht sogar, sie auszulöschen. Werner Schubert von der Biologischen Statiom im Hochsauerlandkreis erklärt gegenüber der WP: „Diesen Pilz hat es hier früher nicht gegeben, aber er hat dafür gesorgt, dass die Feuersalamander in den Niederlanden ausgestorben sind, dort gibt es sie nur noch im Zoo.“ Es handelt sich bei dem Pilz um einen aus Ostasien stammenden Erreger „Batra­choch­y­trium sala­man­dri­vor­ans“, kurz Bsal. Er wurde nach Europa verschleppt und sorgt ab 2008 für Massensterbeereignisse - wie eben in den Niederlanden. Mittlerweile ist der Erreger im Hochsauerlandkreis festgestellt worden.

Biologische Station im Sauerland warnt vor tödlichem Pilz

Die Biologische Station warnt in einer ausführlichen Mitteilung auf ihrer Website vor dem Pilz: „Der Hautpilz befällt neben Feuersalamandern auch unsere heimischen Molcharten.“ Er verursacht Hautläsionen („Löcher“) oder Geschwulste und endet für befallene Tiere in der Regel tödlich, so dass der Hautpilz auch als „Salamanderpest“ oder „Salamanderfresser“ bekannt wurde. Wichtig: „Der Erreger ist für den Menschen ungefährlich, kann aber durch diesen übertragen oder verbreitet werden. Die Übertragung kann zum Beispiel durch Eintrag von kontaminierter Erde über Schuhprofile in Gewässer erfolgen.“

Hattingen
Die Feuersalamander sind akut bedroht. © Artenschutz Ruhrgebiet e.V. | Martin Maschka

Hygieneregeln müssen auch durch Spaziergänger eingehalten werden

In der Mitteilung heißt es weiter: „Wegen des erheb­li­chen Bedro­hungs­po­ten­ti­als ist es drin­gend gebo­ten, die Aus­brei­tung von Bsal möglichst zu brem­sen. Wer sich in Lebens­räu­men von Amphi­bien (v. a. Feucht­ge­biete und Wald­bä­che) auf­hält, sollte drin­gend die seit Februar 2021 ver­pflich­ten­den Hygie­ne­re­geln des Lan­des NRW ein­hal­ten.“ Werner Schubert macht allerdings wenig Hoffnung auf eine Eindämmung: „Der Erreger ist nun hier und wir sollen nun feststellen, in welchen Fließgewässern er schon verbreitet ist. Maßnahmen gegen die Ausbreitung sind leider kaum möglich. Es ist zu befürchten, dass der Hochsauerlandkreis zu einem Verbreitungsschwerpunkt wird.“ Er sagt: „Die Art wird selten - oder stirbt aus.“

Worauf nun zu achten ist:

Dennoch können einige Vorsichtsmaßnahmen, auch für Spaziergänger, beachtet werden. Toten Salamander oder Molche sollten auf keinen Fall berührt werden, auch nicht mit dem Schuhwerk. Spaziergänger sollten ausschließlich Wege nutzen und weder die Land- (insbesondere Laubwälder) noch die Wasserlebensräume (insbesondere Bäche und Tümpel) der Tiere betreten. Hunde sollten in Amphibienlebensräumen angeleint werden. Schuhsohlen, Wanderstöcke oder Reifenprofile sollten vor Ort mit einer Bürste gründlich von Erde befreit werden, „halten Sie dabei ausreichend Abstand zu Gewässern (keine Reinigung im Wasser!)„, heißt es dazu. Anschließend kann ein Desinfektionsspray aus der Sprühflasche mit 70-prozentigem Alkohol, mindestens zwei Minuten Einwirkzeit, genutzt werden.

Dringlicher Aufruf an die Sauerländerinnen und Sauerländer

In der Mitteilung der Biologischen Station steht zudem ein dringlicher Aufruf: „Beim Auffinden von toten Feu­er­sa­la­man­dern oder Mol­chen sowie von Exemplaren mit auf­fäl­li­gen Haut­ver­än­de­run­gen bit­ten wir Sie, dies schnellst­mög­lich zu mel­den. Schicken Sie wenn möglich Fotos der Funde mit Umge­bung, vom gan­zen Tier und von ggf. erkenn­ba­ren Haut­ver­än­de­run­gen unter Angabe von Fundort und -datum.“ Diesen Appell unterstreicht Werner Schubert noch: „Es wäre gut, Funde solcher Salamander zu melden. Dann können wir kommen und feststellen, ob es sich um den Pilz handelt, das hilft bei der Bewertung der Verbreitung des Pilzes.“

Lesen Sie auch:

Erreger ist nicht mehr zu stoppen

Den Erreger wieder zu verdrängen ist nicht möglich. Dass sich der Pilz hier ausbreitet ist ein Problem, das oft durch den Transport von exotischen Tieren aus den Ausland entsteht. „Der weltweite Verkehr heutzutage hat das Problem verstärkt.Unbedachtes Aussetzen von Tieren kann schnell lebensgefährlich werden.“ Schubert erinnert an den Edelkrebs, der ausgestorben ist, weil der amerikanische Krebs in den deutschen Gewässern einen Erreger verbreitet hat, dem der Edelkrebs nicht gewachsen war. Gleiches ist für den Feuersalamander zu befürchten. Werner Schubert gibt aber die Hoffnung nicht auf: „Viele Feuersalamander leben in Fledermausstollen und kommen mit den befallenen Gewässern nicht in Berührung. Vielleicht können wir so die Tiere wieder ansiedeln.“

Meldungen gehen an:

Zuständig für Meldungen im HSK ist die Untere Naturschutzbehörde (friederike.adams@hochsauerlandkreis.de) oder in der Biologischen Station Sophie Martini (s.martini@biostation-hsk.de, 02961/9891301). Sie führt im Auftrag des LANUV auch gezielte Beprobungen von Lurchen in Risikogebieten durch, um das Wissen über die Verbreitung des Hautpilzes im Kreis zu verbessern.

Mehr WP Brilon