Siedlinghausen. Seit einem Jahr ist im Club „Grube“ in Winterberg-Siedlinghausen die Zeit stehen geblieben. Ein faszinierender Blick hinter die Kulissen.

Nach der Abschieds-Party, bei der es die Fans nochmal richtig krachen ließen, ist es in der ehemaligen „Musik- und Kulturfabrik Grube“ in Siedlinghausen still geworden: Nach 30 Jahren bewegter Musik- und Partygeschichte ist der Kult-Club im Januar 2023 in einen Dornröschenschlaf gefallen. Jetzt wird ein Käufer gesucht, der die frühere Eventstätte wachküssen und zu neuem Leben wecken möchte. Wir haben einen Blick hinter die Kulissen geworfen und zeigen Euch, wie es heute dort aussieht.

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Zeitreise in die Vergangenheit

Die beiden Brüder Ulrich und Michael Pretzsch, die die „Grube“ in den 80er Jahren gekauft und zur Disco umgebaut haben, lehnen an einer der Bars und man bekommt den Eindruck, als müsse nur mal schnell die Putzfrau den Staub von den Gläsern und Flaschen wischen und schon könnte der Betrieb wieder starten. Alles ist hier weitgehend noch so wie bei der Schließung vor über einem Jahr. Der Lounge-Bereich ist in rosa-orangefarbenes Licht getaucht. Ein paar Schnaps-Pinnekes stehen auf dem Bar-Tresen, die alte Getränke-Karte liegt daneben und an der Bistro-Theke zeigt die handgeschriebene Tafel, was die Pizza damals gekostet hat: Salami-Pizza klein 7 Euro, groß 9 Euro. Nostalgie pur – auch wegen der alten Kompressor-Anlage, die hier noch an den früheren Schieferabbau erinnert. Die Uhr ist irgendwann um viertel vor acht stehen geblieben – so wie alles hier.

Die Musik- und Kulturfabrik Grube ist seit Januar 2023 geschlossen.
Die Musik- und Kulturfabrik Grube ist seit Januar 2023 geschlossen. © Jutta Klute-Zerbs | Jutta Klute-Zerbs
Die Musik- und Kulturfabrik Grube in Siedlinghausen ist seit über einem Jahr geschlossen. Ulrich (links) und Michael Pretzsch geben Einblick in die geschlossene Location.
Die Musik- und Kulturfabrik Grube in Siedlinghausen ist seit über einem Jahr geschlossen. Ulrich (links) und Michael Pretzsch geben Einblick in die geschlossene Location. © Jutta Klute-Zerbs | Jutta Klute-Zerbs

Nostalgie pur

Im Eingang hängen noch das Kassenschild und der Hinweis: „Jacken und Rucksäcke müssen an der Garderobe abgegeben werden. In der großen Halle, wo früher die Besucher die Nächte bis zum nächsten Morgen durchgefeiert haben, sind die Stühle hochgestellt. Die Bühne ist leergefegt, die großen Fotos lassen auch heute noch einen Hauch der alten Zeit aufkommen. Unverkennbar auch die große Theke mit Erinnerung an die Schiefer-Fabrik-Vergangenheit und die große Spiegelwand gegenüber. Auf dem Tresen liegen einige Fotos aus dieser Zeit. Auch hier stehen noch die Gläser im Regal, bezogen mit einer Staubschicht. Ein Schild zeigt, wo’s früher zur Raucher-Ecke ging und an die Wand daneben haben sich ein paar Fans verewigt.

Die Musik- und Kulturfabrik Grube in Siedlinghausen ist seit über einem Jahr geschlossen. Blick in die Location.
Die Musik- und Kulturfabrik Grube in Siedlinghausen ist seit über einem Jahr geschlossen. Blick in die Location. © Jutta Klute-Zerbs | Jutta Klute-Zerbs
Die Musik- und Kulturfabrik Grube in Siedlinghausen ist seit über einem Jahr geschlossen. Blick in die Location.
Die Musik- und Kulturfabrik Grube in Siedlinghausen ist seit über einem Jahr geschlossen. Blick in die Location. © Jutta Klute-Zerbs | Jutta Klute-Zerbs

Makler wirbt mit TikTok-Video

Insgesamt verfügt die Location über fast 1000 Quadratmeter Eventfläche mit zwei Dancefloors, Bistro-, Foyer- und Kassenbereich, sanitären Anlagen und Personal- und Lagerräumen. Außerdem gibt es im Dachgeschoss zwei vermietete Wohnungen, die einen eigenen Zugang über eine Außentreppe haben. Zum Gelände gehören auch drei Mehrfamilienhäuser, die zum Teil vermietet sind sowie Wiesen- und Waldflächen. All‘ das möchten Ulrich und Michael Pretzsch verkaufen. Die Vermarktung hat der Arnsberger Makler AF-Immobilien übernommen. Mit einem witzigen Video wirbt das Unternehmen auf TikTok und auf Instagram für den Verkauf. Als Kaufsumme werden 1.190.000 Euro angegeben.

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Die Musik- und Kulturfabrik Grube in Siedlinghausen ist seit über einem Jahr geschlossen. Das Foto zeigt den früheren Bistro- und Küchenbereich.
Die Musik- und Kulturfabrik Grube in Siedlinghausen ist seit über einem Jahr geschlossen. Das Foto zeigt den früheren Bistro- und Küchenbereich. © Jutta Klute-Zerbs | Jutta Klute-Zerbs
Die Musik- und Kulturfabrik Grube in Siedlinghausen ist seit über einem Jahr geschlossen. Blick in die Location.
Die Musik- und Kulturfabrik Grube in Siedlinghausen ist seit über einem Jahr geschlossen. Blick in die Location. © Jutta Klute-Zerbs | Jutta Klute-Zerbs

Vom Rock zur Techno-Musik

Für die beiden Brüder hängen sehr viele schöne Erinnerungen an der „Grube“. Michael Pretzsch (69) erzählt, dass er ursprünglich aus einer ganz anderen Branche gekommen ist. Trotzdem wagte er mit dem Kauf der alten Schieferfabrik, die außerhalb des Ortskerns liegt, damals einen Neuanfang. Nach zweieinhalb Jahren Umbau war es dann soweit: Im Oktober 1991 wurde die Musik- und Kulturfabrik eröffnet. „Unser Ziel war es damals, eine Disco aufzumachen. Wir sind dann teilweise mit ein paar Konzerten gestartet und die Leute haben uns direkt die Hütte eingelaufen.“ Begonnen hat damals alles mit der guten alten Rockmusik. Als erste Band stand damals „Pink Turns Blue“ auf der Bühne. Es folgten unzählige Bands, darunter auch bekannte Namen wie die Brings, Element of Crime, Lucilectric, The Hooters, Illegal 2001, The Bates und viele andere.

Als dann in den 90er Jahren überall im Umkreis Disco aufmachten, gab es einen musikalischen Wandel, zunächst zur Dark-Wave-Szene. Ab 1995 ging es dann mit Techno-Partys weiter. Vor allem in der Goa-Szene wird die „Grube“ zur Party-Location für Gäste aus ganz Deutschland und darüber hinaus – nicht zuletzt, weil viele bekannte Szene-DJ’s hier auflegten. Mit einer 14-stündigen Non-Stop-Party hatte sich die legendäre „Grube“ in Siedlinghausen im Januar 2023 nach fast 30 Jahren verabschiedet.

Die Musik- und Kulturfabrik Grube in Siedlinghausen ist seit über einem Jahr geschlossen. Blick in den Eingangsbereich.
Die Musik- und Kulturfabrik Grube in Siedlinghausen ist seit über einem Jahr geschlossen. Blick in den Eingangsbereich. © Jutta Klute-Zerbs | Jutta Klute-Zerbs

Viele wollen wissen, wie es weitergeht

„Viele Leute erzählen uns, wie viele schöne Erinnerungen sie an die Zeit hier haben. Deshalb hoffen wir natürlich, dass sich jemand findet, der hier wieder Leben reinbringen möchte. Für Kleinkunst, Konzerte, Partys ist das hier ideal und in einer überschaubaren Größenordnung“, findet Michael Pretzsch. Sein Bruder Ulrich ergänzt: „Viele fragen, ob es hier bald weitergeht. Es gab auch schon einige Interessenten, aber zum Verkauf ist es bisher noch nicht gekommen. Vielleicht findet sich ja jemand, der den gleichen Mut aufbringt, wie wir damals.“

Die Musik- und Kulturfabrik Grube in Siedlinghausen ist seit über einem Jahr geschlossen. Michael Pretzsch zeigt einige alte Fotos, die noch die alte Schieferfabrik zeigen.
Die Musik- und Kulturfabrik Grube in Siedlinghausen ist seit über einem Jahr geschlossen. Michael Pretzsch zeigt einige alte Fotos, die noch die alte Schieferfabrik zeigen. © Jutta Klute-Zerbs | Jutta Klute-Zerbs