Hochsauerlandkreis. Die Kassenärztliche Vereinigung in Westfalen-Lippe unterstützt Kritik an der Impf-Priorisierung: Ärzte sollen nicht vergessen werden.

Winterberg/Hochsauerlandkreis. Die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) pocht in einem aktuellen Informationsblatt weiterhin auf die festgelegte Priorisierung bei den Corona-Impfungen. Ein Arzt aus Winterberg hatte zuvor Kritik an der fehlenden Impfung von niedergelassenen Ärzten, insbesondere jener, die in den Alten- und Pflegeheimen impfen, geäußert. Das Ansteckungsrisiko für die Menschen sei zu groß. 

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"Obwohl ich mich mit einer Mitarbeiterin für das Impfzentrum in Olsberg und den Einsatz im Rahmen der Mobilen Impfteams gemeldet hatte, sind und werden wir vorerst nicht geimpft", sagt Dr. Rikardo Mihalić, Facharzt für Allgemeinmedizin. Er versteht nicht, wieso die Impfteams noch nicht geimpft wurden. "Wer das beschlossen hat, oder uns schlicht vergaß, gefährdet die Senioren in den Heimen, welche wir ja eigentlich durch die Impfungen schützen sollen. Die Impfteams funktionieren ja ungeimpft - unter Umständen - als Vektoren, da wir genau diese hoch gefährdeten Patienten aufsuchen, während sie noch keinen Schutz haben." Er will nicht darüber nachdenken, welche Auswirkungen eine Infektion innerhalb des Teams haben könnte.

KVWL betont Unterstützung im Info-Schreiben

Die KVWL betont in einem neuerlichen Informationsschreiben auf ihrer Website, das auch an die niedergelassenen Ärzte geht: "Der Zugang zu Impfungen gegen COVID-19 ist – insbesondere in dieser ersten Phase mit noch geringen Mengen an Impfstoff – detailliert durch staatliche Vorgaben in der Coronavirus-Impfverordnung des Bundesgesundheitsministeriums und einem Impferlass des Landesgesundheitsministeriums NRW geregelt. Bundes- und Landesregierung folgen damit den ethisch begründeten Empfehlungen des Ethikrates und der STIKO." Niedergelassene Ärztinnen und Ärzte hätten demnach zurzeit noch keinen Anspruch auf eine Impfung, "auch nicht bei nachvollziehbarer Argumentation einer persönlich exponierten Situation." Ausnahmen dürften wohl bei Ärzten im Dienst des Impfzentrums gemacht werden - auch in den mobilen Teams. 

Vorgaben des Landes bedauert

Die KVWL bedauere diese Vorgaben des Landes. "Wir setzen uns weiter vehement für primäre und schnellstmögliche Impfungen auch für Ärztinnen und Ärzte sowie des
Praxispersonals ein." Nur geschütztes Personal in Praxen könne sich weiterhin extensiv um die Versorgung der Patienten kümmern, ohne selbst dem hohen Risiko der Ansteckung ausgesetzt zu sein. "Es gibt keine Begründung, die seit Monaten hart arbeitenden Menschen in den Arztpraxen geringer zu priorisieren als die Kollegen an Krankenhäusern und die ambulante Pflege!" Die KVWL sei jedoch an diese geltenden Vorgaben gebunden und könne keine sofortigen Impfungen – auch nicht bei
entsprechenden Begründungen – befürworten oder organisieren.

Höchste Priorität

Geimpft würden jetzt ausschließlich Menschen in der höchsten Priorität: Personen älter als 80 Jahre, Pflegeheimbewohner und Pflegepersonal sowie Personal in Krankenhäusern insbesondere auf Intensivstationen, in Notaufnahmen und in der Onkologie. Voraussichtlich würden die Impfungen für diese Personengruppen im März abgeschlossen.