Olsberg.. 1933 ernannte der Rat der damaligen Gemeinde Olsberg Prinz August-Wilhelm von Preußen, genannt „Auwi“, zum Ehrenbürger.

Jetzt wendet sich ein Autor und Herausgeber von Büchern über das Sauerland an die Stadt. Sie soll dies revidieren, fordert Joachim A. Nierhoff.

Kommt nach der Diskussion um Maria Kahle aus dem vergangenen Jahr nun eine weitere Debatte um ein Stück brauner Vergangenheit in Olsberg aufs Tapet? Es geht um Prinz August Wilhelm von Preußen (1887 - 1949), den einzigen Ehrenbürger der Stadt. Am 25. Oktober 1933 war der vierte Sohn von Kaiser Wilhelm II. zum Ehrenbürger der Stadt ernannt worden.

Da war der Hohenzollern-Spross, NSDAP-Mitglied mit der ehrenhalber verliehenen Nr. 24, längst als Standartenführer in der SA „als Zuschauermagnet, als Agitator und natürlich als Werbeträger in Sachen Seriosität“ (Quelle: Wikipedia) aktiv in den Aufbau des Hitler-Regimes eingebunden.

Joachim A. Nierhoff (65), Geschichtslehrer aus Drolshagen im Kreis Olpe und Autor sowie Herausgeber einer Handvoll heimatgeschichtlicher Bücher (u.a. „Historische Morde im Sauerland“, „Weihnachten im Sauerland“), wendet sich in einem Offenen Brief mit der Aufforderung an den Rat, dem Prinzen die Ehrenbürgerschaft abzuerkennen. Gestern Mittag leitete der sein Anliegen per Mail auch der Redaktion zu.

„Unappetitliches Relikt“

Bei seinen Recherchen zu einem neuen Bildband über den Hochsauerlandkreis sei ihm bei der Bearbeitung der Stadt Olsberg das „unappetitliche Relikt brauner Tage unangenehm aufgefallen“. Der - so Nierhoff in dem Offenen Brief - „Steigbügelhalter Hitlers“ sei als „Zugpferd bei Massenkundgebungen der NSDAP“ aufgetreten und habe die Nazis bei seinen „noch abwägenden stockkonservativen Hochadelskollegen hoffähig“ gemacht.

Zwar wurde „Auwi“, wie er genannt wurde, 1942 politisch kaltgestellt, doch selbst nach 1945 habe er sich, so Nierhoff, „völlig uneinsichtig in der Bewertung des Nationalsozialismus gezeigt“.

Bürgermeister Wolfgang Fischer ist die Rolle des Hohenzollern-Prinzens im Dritten Reich bekannt. Im Zusammenhang mit der von ihm vor Jahresfrist angestoßenen Debatte um die Umbenennung der Maria-Kahle-Straße sei sie ihm klar geworden. Umgehend habe er erste Nachforschungen in den Archiven veranlasst. Denn: Einziger Hinweis auf die Verleihung der Ehrenbürgerschaft ist der auch im Wikipedia-Eintrag vorhandene Verweis auf das 1965 erschienene Buch „Olsberg gestern und heute“ von Josef Roggenkamp. Herausgeber: die damalige Gemeinde Olsberg.

Bisher, so Fischer auf Anfrage der WP, habe man nichts gefunden: Weder über die Verleihung der Ehrenbürgerschaft noch darüber, ob dem Prinzen nicht vielleicht schon nach dem Krieg die Ehrenbürgerschaft wieder entzogen worden sein könnte. Fischer: „Das müssen wir sauber recherchieren.“

Stadt recherchiert bereits

Keinen Zweifel ließ Fischer daran, dass eine etwaige Ehrenbürgerschaft „posthum entzogen“ würde.

Der Rat hatte im vergangenen Sommer im Fall Maria Kahle (1891 - 1975) Vergangenheitsbewältigung betrieben und die der Schriftstellerin gewidmete Straße umgenannt sowie den Gedenkstein auf dem Friedhof entfernt. Bereits in den 20-er Jahren hatte die Olsbergerin sich der völkischen Idee hingegeben und national sowie international Propaganda betrieben.

Nach dem Krieg hatte sich Maria Kahle als Heimatliteratin einen Namen gemacht. Ungeachtet der Bewertung ihres Werkes stand ein Vorwurf im Raum: Dass sie sich nie öffentlich zu ihrem Eintreten für die nationalsozialistische Idee geäußert und sich davon distanziert habe.