Hochsauerlandkreis. Ein Arzt aus Winterberg kritisiert fehlenden Corona-Impfstoff für Mobile Ärzteteams. Der HSK-Landrat und Politiker reagieren auf das Chaos:
Das Chaos rund um die Corona-Impfungen scheint nicht abreißen zu wollen. Erst kürzlich kritisiert ein Arzt aus Winterberg, dass er und seine Mitarbeiterin nicht geimpft seien - obwohl sie in den Mobilen Impfteams in Pflegeheimen unterwegs sind. HSK-Landrat Dr. Karl Schneider greift das Thema ebenfalls auf und betont, dass er sich um eine schnelle Aufklärung kümmern wolle.
„Damit die Ärzte der mobilen Impfteams nicht weiterhin ein großes Ansteckungsrisiko für die Bewohner in Pflegeeinrichtungen darstellen, werde ich mich an unsere heimischen Bundestagsabgeordneten wenden, um eine schnelle Aufklärung und Lösung zu erreichen.“ Das kündigt Landrat Schneider jetzt an.
Mediziner aus Winterberg äußert Kritik
Dr. Rikardo Mihalić ist Allgemeinmediziner in Winterberg. Er äußert vor kurzem Kritik an der fehlenden Impfung der Ärzte in den Mobilen Teams im Hochsauerlandkreis. „Obwohl ich mich mit einer Mitarbeiterin für das Impfzentrum in Olsberg und den Einsatz im Rahmen der Mobilen Impfteams gemeldet hatte, sind und werden wir vorerst nicht geimpft.“ Und weiter mahnt er an: „Wer das beschlossen hat, oder uns schlicht vergaß, gefährdet die Senioren in den Heimen, welche wir ja eigentlich durch die Impfungen schützen sollen. Die Impfteams funktionieren ja ungeimpft - unter Umständen - als Vektoren, da wir genau diese hoch gefährdeten Patienten aufsuchen, während sie noch keinen Schutz haben.“
KVWL bedauert das Vorgehen
Es dauert nicht lang, da äußert sich auch die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) und drückt ihr Bedauern darüber aus, dass niedergelassene Ärzte noch keine Impfung bekommen hätten: „Der Zugang zu Impfungen gegen COVID-19 ist – insbesondere in dieser ersten Phase mit noch geringen Mengen an Impfstoff – detailliert durch staatliche Vorgaben in der Coronavirus-Impfverordnung des Bundesgesundheitsministeriums und einem Impferlass des Landesgesundheitsministeriums NRW geregelt. Bundes- und Landesregierung folgen damit den ethisch begründeten Empfehlungen des Ethikrates und der STIKO.“ Niedergelassene Ärztinnen und Ärzte hätten demnach zurzeit noch keinen Anspruch auf eine Impfung, „auch nicht bei nachvollziehbarer Argumentation einer persönlich exponierten Situation.“
Dirk Wiese mahnt Umsetzung der Empfehlung an
Dirk Wiese, SPD-Bundestagsabgeordnete und Fraktionsvize im Bundestag, sucht das Gespräch nach Rikardo Mihalić’ Kritik an den fehlenden Impfungen in den Impfteams. Er habe den Artikel in der WESTFALENPOST gelesen und sei überrascht gewesen, wieso der Winterberger Arzt noch keine Impfung erhalten habe. „Eigentlich ist in der Impfverordnung klar geregelt, dass Ärzte, die aktuell gerade die Impfungen durchführen, erste Priorität haben“, sagt er. In der Impfverordnung heißt es, dass gerade medizinische Einrichtungen mit einem sehr hohen Expositionsrisiko „mit höchster Priorität“ eine Schutzimpfung erhalten sollen. Das betreffe auch die Mitarbeiter in den Impfzentren.
Dirk Wiese räumt ein, dass der Ablauf der Impfungen derzeit nicht reibungslos sei. Es sei allerdings unerlässlich, dass sich die Mitarbeiter in den Mobilen Impfteams impfen lassen könnten. Warum Rikardo Mihalić noch keine Impfung erhalten hat, kann er sich nicht erklären. „Es muss jetzt geschaut werden, dass das vor Ort bei uns im Hochsauerkreis auch umgesetzt wird, da dies ansonsten einen vermeidbaren Risikofaktor für alle Beteiligten darstellt.“
Patrick Sensburg: Lösung sei größere Menge Impfstoff
Patrick Sensburg, CDU-Bundestagsabgeordneter, wendet sich in einem Brief an den Landrat und verweist ebenfalls auf die Priorisierung durch die Ständige Impfkommission (STIKO) und des Robert-Koch-Instituts: „Dies sind – und das möchte ich noch einmal ausdrücklich betonen – die Empfehlungen von fachlich-versierten Medizinerinnen und Medizinern, die einem Gremium angehören, dessen Expertise auch international höchste Anerkennung erfährt. Ich persönlich denke daher, dass wir als politisch Verantwortliche gut damit beraten sind, dieser Expertise zu folgen. Dies ist auch die einhellige Meinung der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag.“ Der Schlüssel sei letztlich eine größere Menge an Impfstoff, der dann auch besser verteilt werden könne. „Ich persönlich hoffe sehr, dass der Hochlauf der Produktion schon in den kommenden Tagen und Wochen spürbare Fortschritte mit sich bringt.“