Hallenberg. Die Altstadt-Satzung schützt den historischen Ortskern Hallenbergs. Jetzt kommt die Satzung auf den Prüfstand. Das sagt der Bürgermeister dazu.

 Enrico Eppner, Bürgermeister der Stadt Hallenberg.
 Enrico Eppner, Bürgermeister der Stadt Hallenberg. © Unbekannt | WP-Archiv

Auf einer Briefmarke verewigt zu sein, ist für eine kleine Stadt wie Hallenberg schon etwas ganz Besonders. Die 1995 herausgegebene Briefmarke zeigt, wofür die Nuhnestadt auch über die Region hinaus bekannt ist: Die einheitlichen historischen Fassaden und Gebäude. Dieses Bild zu erhalten, ist ein Anliegen der Altstadtsatzung. Die soll jetzt modernisiert werden. Wir haben mit Bürgermeister Enrico Eppner über die Pläne gesprochen.

Warum ist es für die Stadt Hallenberg überhaupt wichtig, eine Gestaltungssatzung zu haben, die auf ein einheitliches historisches Stadtbild setzt?

Enrico Eppner: Wir können auf unseren Altstadtkern, den wir zum Glück noch haben, wirklich stolz sein. Als Stadt ist uns unser historischer Ortskern sehr wichtig. Wir profilieren uns nach außen über die Schwarz-weiß-Fassaden, die einheitlichen anthrazitfarbenen Dacheindeckungen und Fenster, die nicht in allen möglichen Farben bunt gestrichen werden dürfen. Dass wir dieses einheitliche Bild haben, ist auch ein Verdienst der Altstadtsatzung, die wir seit 1987 haben. 2002 ist sie zuletzt überarbeitet worden. Das ist jetzt fast 20 Jahre her. Deshalb ist eine Novellierung jetzt einfach mal wieder notwendig. Denn auch als Stadt müssen wir zeitgemäß agieren. Wichtig ist es uns aber, das Ganze sanft anzupacken.

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Historischer Kern als prägendes Merkmal

Wie schafft die Stadt dabei die Abwägung zwischen historischem Bestandsschutz und Modernisierung – zwischen Bewahren und Platz machen für neue Gestaltungsideen und Veränderungen?

Wir stehen als Stadt ganz klar zu unserem historischen Ortskern und wollen ihn auch weiter als prägendes Merkmal unserer Stadt erhalten. Das ist uns ganz wichtig; auch deshalb, weil wir 2007 in den Arbeitskreis Historische Ortskerne aufgenommen worden sind, nachdem der Versuch 1990 fehlgeschlagen war. Damit stehen uns Fördermittel aus den Städtebauförderprogrammen bevorzugt zur Verfügung. Gleichzeitig wollen wir aber auch kein Freilichtmuseum sein, sondern auch echtes Leben im Stadtkern ermöglichen. Es müssen am Ende auch noch Leute vor den schönen Fassaden sitzen und zusammen eine Tasse Kaffee trinken. Das heißt, die überarbeitete Fassung muss rechtlich abgesichert sein, soll aber auch bürgerfreundlich und praktikabel sein. Wir möchten, dass es für Menschen attraktiv ist, im Zentrum zu wohnen und, dass dort auch Handel, Dienstleistungen und Tourismus einen guten Standort haben.

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Satzung modernisieren

Was sind Knackpunkte? Wo gibt es Änderungsbedarf?

Es sind viele kleine Dinge, die immer wieder für Unverständnis oder Unmut sorgen. Immer wieder stellen auch Bürger/innen Änderungsanträge. Da muss dann in jedem Einzelfall abgewogen und entschieden werden. Die Hürden sind hoch und auch der damit verbundene Aufwand. Deshalb würden wir das Verfahren gerne von vorneherein vereinfachen. Satellitenschüsseln zum Beispiel sind durch die bisherige Satzung verboten. Früher waren sie allerdings auch sehr groß und optisch sehr auffällig. Heute gibt es kleine, unauffällige Geräte, die man an Stellen, wo man sie gar nicht sieht, erlauben könnte. Auch bei den Themen Solarthermie und Dachphotovoltaik hat sich enorm viel getan. Es gibt eine Vielfalt von Angeboten und die Technik ist 20 Jahre weiter. Ich denke, trotz Denkmalschutz sind zum Beispiel Solar-Module möglich. Wir müssen uns da informieren, mit den Details beschäftigen und gemeinsam mit den Bürgern einen vernünftigen Mittelweg finden.

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Bürger mit einbeziehen

Wie sollen die Bürger in diesen Prozess mit einbezogen werden?

Der Bauausschuss hat beschlossen, zunächst einen Arbeitskreis zu gründen, der mit Mitgliedern aus Politik und Verwaltung besetzt sein soll. Ganz wichtig ist es uns, die Öffentlichkeit zu beteiligen, die Anwohner mit ins Boot zu holen. Denn das geht nicht über die Köpfe der Bürgerinnen und Bürger hinweg. Wir werden ermitteln, wo Handlungsbedarf ist, müssen uns aber auch mit dem LWL abstimmen. Eine rechtliche Einschätzung durch einen Fachrechtsanwalt liegt uns inzwischen vor. Auf dieser Basis wollen wir die Satzung von Grund auf neu aufstellen, sie zukunftsfit machen. Wir wollen offen darüber diskutieren, wie wir das Regelwerk künftig aufstellen. Das funktioniert nur mit Maß und Mitte.

Arbeitsgemeinschaft Historische Stadtkerne

Es sind insgesamt 56 Gemeinden, die sich zur Arbeitsgemeinschaft Historische Stadtkerne in NRW mit 37 Mitgliedsstädten und zur Arbeitsgemeinschaft Historische Ortskerne in NRW mit 19 Städten zusammengeschlossen haben. Unter der Schirmherrschaft des Landes NRW haben sich diese Städte selbst auferlegten Verpflichtungen unterworfen, ihr kulturelles Erbe sorgsam zu erhalten und behutsam zu entwickeln.Die Arbeitsgemeinschaft Historische Stadtkerne besteht bereits seit November 1987. Die Stadt Hallenberg ist mit ihrem historischen Stadtkern seit dem Jahr 2007 Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft Historische Ortskerne.

Austausch mit anderen Kommunen

Es wird sicherlich gar nicht so einfach, da einen gangbaren Mittelweg zu finden oder?

Es ist ein schmaler Grat, auf dem wir uns da bewegen, aber man kann ihn beschreiten. Die Problematik, die sich hier in unserem historischen Ortskern stellt, haben viele andere Städte auch. Wir müssen nicht das Rad neu erfinden, sondern können auch Synergien nutzen, uns mit anderen Kommunen austauschen. Allerdings gibt es sicher keine einheitliche Musterlösung für alle Städte. Ziel muss es sein, eine bürgerfreundliche Gestaltungssatzung zu erarbeiten, die für uns passt, ohne die Altstadt auf den Kopf zu stellen. Denn wir wollen uns ja auch in 50 Jahren noch an unserem schönen städtebaulichen Erscheinungsbild erfreuen.

Ziel: Attraktive Stadt

Wie hat sich die Hallenberger Kernstadt aus Ihrer Sicht in den vergangenen Jahren entwickelt?

Es wird noch investiert in der Altstadt. Das freut uns und es ist uns wichtig, dass das nicht an Kleinigkeiten scheitert. Wir erleben hier eine sehr positive Welle. Mehrere leerstehende Gebäude wurden in den vergangenen Jahren liebevoll restauriert und wieder zum Leben erweckt. Das sind Leute, die sich in unsere Altstadt verliebt haben. Wir haben hier junge Familien, die sich bewusst dafür entschieden haben, das Alte zu erhalten. Deshalb ist es wichtig, dass die Kernstadt attraktiv ist. Wir brauchen Wohnraum und wir brauchen Einzelhandel im Ort, der allerdings leider weniger geworden ist. Vor diesem Hintergrund brauchen wir eine zukunftsfähige Gestaltungssatzung, die die Interessen von Denkmalschutz, Bürgern und Bürgerinnen, Tourismus, Gastronomie und Einzelhandel verbindet.

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