Brilon. Die Pandemie macht die Vorbereitungen im Krankenhaus in Brilon obsolet. Als Corona aus Tirol nach Brilon kommt, wird das Lager schnell zu klein.

Ein wenig verloren sieht Thomas Pape schon aus in diesem Raum. Und doch war dieser Raum, das Lager im Krankenhaus von Brilon, zu Hochzeiten der Corona-Pandemie schlichtweg zu klein geworden. Jetzt, da die Lage deutlich entspannter ist, arbeitet er gemeinsam mit seinen Kollegen so langsam auf, was die vergangenen 18 Monate falsch lief. Wobei Thomas Pape so ein Wort nie benutzen würde. Der Pflegedienstleiter im Briloner Krankenhaus nennt das, was in der Pandemie hätte besser laufen können, lieber Verbesserungspotenzial. Und das scheint es zu geben.

Dabei war das Briloner Maria-Hilf-Krankenhaus eigentlich ganz gut auf eine Pandemie vorbereitet. „Pläne für Pandemien haben wir bereits 2006“, sagt Pape. Doch diese Pläne konnten nur skizzieren, wie es bei einer Seuche wie Corona, die sich weltweit in wenigen Wochen verbreitete, wirklich zugeht.

Bilder aus Italien geben Eindruck

Es ist der 9. März als Thomas Pape, gerade von einer hartnäckigen Virus-Grippe erholt, das erste Mal wieder auf die Arbeit kommt. Gleich am ersten Tag fällt ihm erneut eine Virus-Erkrankung vor die Füße, dieses Mal aber eine, die nicht nur sein Leben für kurze Zeit einschränken wird. „Wir wussten damals nicht, was auf uns zukommt“, sagt er heute. Mit Ansicht der Bilder von überfüllten Krankenhäusern in Italien, wird die Situation greifbarer, weit entfernt ist sie aber immer noch.

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Erst als sich eine Züschener Reisegruppe aus Ischgl im Briloner Krankenhaus vorstellig macht, ist das Coronavirus auch bei Pape und seinen Kollegen angekommen. „Ich ziehe immer noch meinen Hut davor, wie clever diese Menschen damals waren“, sagt Pape. Die Touristen hatten sich nach den massenhaften Infektionen in dem österreichischen Skigebiet selbst kohortiert und direkt in Quarantäne im Briloner Krankenhaus begeben.

Das Zehnfache wird benötigt

Thomas Pape spricht als Pflegedirektor des Krankenhauses in Brilon über die Folgen und Lehren der Corona-Pandemie.
Thomas Pape spricht als Pflegedirektor des Krankenhauses in Brilon über die Folgen und Lehren der Corona-Pandemie. © Fabian Vogel | Fabian Vogel

Damals ist noch nicht absehbar, wie viele Menschen sich noch infizieren, wie viele sogar sterben werden. In jedem Fall bestückt war das Pandemielager am Krankenhaus, alle Materialien die später benötigt wurden, waren vor Ort. „Nur eben nicht in der Stückzahl“, sagt Pape. 2000 Masken habe es damals auf Lager gegeben, zukünftig würde er eher 20.000 Masken auf Lager haben wollen. Der Ausbau des Pandemielagers ist eine der Lehren, die der Pflegedirektor aus der Pandemie gezogen hat.

Denn auch in Zukunft sollen die Masken weiterhin zum Alltag im Krankenhaus gehören. „Bei der Pflege am Patienten, gerade in der Grippesaison, kann ich mir das gut vorstellen“, sagt Thomas Pape. Doch die Masken müssen dann auch erst einmal vorhanden sein – denn während der Pandemie war dies nicht immer der Fall. Teilweise wurde mit Excel-Tabellen gearbeitet, um genau zu ermitteln wie viele Masken benötigt wurden. „Da mussten wir auch mal kreativ werden“, so Pape.

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Ähnlich kreativ mussten sie bei der Beschaffung neuer Masken sein. Die bekannten Lieferanten konnten ihre zugesagten Schutzmaterialien nicht mehr liefern. „Da kam dann auch einfach irgendwann die Ansage, dass wir nicht wichtig genug für den Lieferanten sind“, erinnert sich Pape. Ob und wie das Krankenhaus in Zukunft noch mit solchen Lieferanten zusammenarbeitet, ist höchst fraglich. „Wir werden in Zukunft genau schauen, auf wen wir uns verlassen können und wo die bestellte Ware herkommt“, so Pape. Es gelte sich laut dem Pflegedienstdirektor vom ostasiatischen Produzentenmarkt zu lösen und wieder mehr vor Ort zu produzieren.

Geld ist nicht alles

Mehr in Deutschland produzierte FFP2-Masken fordert Pape.
Mehr in Deutschland produzierte FFP2-Masken fordert Pape. © Fabian Vogel | Fabian Vogel

Doch als das Material wird nur benötigt, wenn es auch Menschen gibt, die sich um die Patienten kümmern. Der Pflegeberuf hat in der Pandemie einen größeren Stellenwert bekommen, die gesellschaftliche Aufmerksamkeit ist seitdem gewachsen. Doch weiterhin bleiben Stellen, die dringend besetzt werden müssten, unbesetzt. Dabei gehe es nicht allein um eine bessere Bezahlung wie Pape findet. „Mehr Geld ist nur eine Lösung. Wir müssen aber auch bessere Rahmenbedingungen schaffen, damit der Job attraktiv bleibt“, sagt er.

In der Pandemie wurde er nicht unbedingt attraktiver. „Das Gefühl, mehr Arbeit denn je zu haben und diese nicht schaffen zu können, fühlt sich an wie in einem Hamsterrad“, sagt Pape. Eine Situation, die nicht jeder Pfleger oder Pflegerin mehr mitmachen möchte - und gerade in der Pandemie den Beruf verlässt. Dazu kommen die erheblichen Einschränkungen aus der Pandemie selbst. Keine Treffen mit Freunden und Bekannten, keine Events und keine Partys. Es fehlt an Ausgleich für die gerade in Krisenzeiten besonders belastende Arbeit in der Pflege. „Was die Menschen in diesem Bereich geleistet haben, ist einzigartig“, sagt Thomas Pape.

Damit offene Stellen in Zukunft wieder besetzt werden können, müssen laut dem Pflegedirektor eben auch andere Faktoren als das Geld bedacht werden. Zudem müsse es auch immer jemanden geben, der diese Mehrkosten bezahlt. „Wenn jeder bereit ist, mehr zu zahlen, dann können wir Pfleger und Pflegerinnen auch besser entlohnen“, sagt er. Ob das allerdings auch politisch gewollt ist, stehe auf einem anderen Blatt.