Brilon. Das wird eine spannende Reise ins Gestern und Heute: Ausstellungen, Theater, Konzerte und Gedenkfeiern erinnern an 1700 Jahre jüdisches Leben.

Mit Gedenkfeiern, Ausstellungen, Theater und Konzerten wird auch Brilon bis Ende November an „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ erinnert. An der Aktion „MENTSH – jüdisches Leben in Deutschland sicht- und erlebbar machen“ beteiligen sich „Brilon Kultour“, die Heinrich-Lübke-Schule, das Jugendparlament, die evangelische und katholische Kirchengemeinde, das Haus Hövener, die Stadtbibliothek und das Stadtarchiv, der Männerchor, und die Servicestelle für Antidiskriminierung.

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Bei der Vorstellung des Programms im Bürgerzentrum betonte Bürgermeister Dr. Christof Bartsch, diese bundesweiten Veranstaltungen sollten dazu dienen, dass sich solche Gräuel und Verbrechen, wie im „Dritten Reich“ geschehen, nicht wiederholen. Auch in der heutigen Zeit seien antisemitische Aktivitäten, die auch in NRW immer noch an der Tagesordnung seien, ein Angriff auf die Menschenwürde und die Demokratie. Dr. Bartsch: „Auch wer den Holocaust leugnet, ist in die Gesellschaft nicht integriert.“

Ausstellung mit Porträts

„Jüdische Gesichter in Brilon – Menschen wie wir!“ So lautet der Titel einer Ausstellung, die vom 30. September bis 30. November in den Fenstern des Bürgerzentrums zu sehen ist. Bereits vor 400 Jahren haben sich die ersten jüdischen Bürger in Brilon angesiedelt, so Bürgermeister Dr. Bartsch. Sie waren als Händler, Handwerker und Kaufleute nicht nur in Brilon, sondern besonders in Alme, Madfeld und Messinghausen Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens, heißt es in einer Vorschau mit 19 Porträts, die stellvertretend für die über 300 Mitglieder der jüdischen Landgemeinde zu sehen sind.

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Dr. Frauke Brauer von Brilon Kultour, die sich gemeinsam mit Thomas Mester für die Organisation der Gedenkwochen verantwortlich zeichnet, teilte mit, dass man im Vorfeld viele Leute angesprochen habe, um ein umfangreiches Programm auf die Beine zu stellen. Und auch die Bereitschaft bei Verbänden, Vereinen, Institutionen und Privatpersonen sei groß gewesen. Und Bürgermeister Dr. Bartsch fügte hinzu, es gelte ohnehin schon jetzt, Zeugen der Zeugen zu finden, da die Zeugen von damals mittlerweile mehr als rar seien.

Raus aus den Schubladen, rein in die Köpfe

Den Auftakt bildete am Donnerstag im Bürgerzentrum eine Lesung mit Frank Schablewski unter dem Titel: „Raus aus den Schubladen – rein in die Köpfe“, die sich mit dem verdeutschten Jiddischen in Schrift und auch Bild befasste.

Aus der Historie

Niederlassung der ersten Juden im Raum Brilon vor rund 400 Jahren.Orte: Brilon, Alme, Madfeld und Messinghausen. Die jüdische Gemeinde Brilon unterhielt von 1808 bis 1927 eine Synagoge in der Marktstraße.1931 Einweihung einer neuen Synagoge an der Kreuziger Mauer, die 1938 in der Reichspogromnacht zerstört wurde. Zu Beginn der 1930er-Jahre wohnten 22 jüdische Familien in Brilon, nach 1945 keine einzige mehr.

Carsten Schlömer sieht im Haus Hövener einen zentralen Punkt der Gedenkwochen. Gerade hier werde bei einer Ausstellung deutlich, wo in Brilon jüdisches Leben stattgefunden habe. Auch wurde in den letzten Jahren alles vom Briloner Heimatbund „Semper Iden“ unternommen, um die Geschichte der Juden in Brilon und seinen Dörfern der Nachwelt zu erhalten.

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Zudem biete man im Gedenkjahr eine Fahrt zur Steinwache in Dortmund, Themenführungen durch die Stadt sowie eine Radtour zu den Gedenkstätten in Madfeld und Alme an. Mehr als ein Dutzend Veranstaltungen, darunter zahlreiche Ausstellungen, erinnern ebenso an das Judentum in Brilon wie der „Weg des Gedenkens“, am 9. November, dem Tag der Reichs-Pogromnacht.

Bereits zwei Tage zuvor lädt der Männerchor von 1868 zu einem Konzert gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit sowie Solidarität und Brüderlichkeit in die evangelische Stadtkirche ein.

Weitere Infos zu den Veranstaltungen in Brilon zu „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ gibt es unter www.brilon-kultur.de.