Brilon. Der Musiksommer 2021 fällt wegen Corona ins Wasser. Aber es gibt kulturelle Lichtstreifen am derzeit düsteren Pandemie-Himmel. Das ist geplant:
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Petrus vom Kump hat verdammt ruhige Abende vor sich. Denn es wird auch 2021 keinen Briloner Musiksommer und kein Straßentheater geben. „Das ist schon jetzt absehbar. Wie sollen wir in der derzeitigen, ungewissen Situation Konzerte auf unserem Marktplatz planen, wo eine Kontaktverfolgung unmöglich ist und wo mit tausenden Menschen zu rechnen wäre“, sagt Thomas Mester, Leiter des Briloner Kulturbüros. Aber es gibt einen Hoffnungsschimmer. Im Juli sind zwei Wochen am Stück „Kultursommer“ geplant. Und zwar auf dem Pausenhof-Gelände der Heinrich-Lübke Schule. Nach der erfolgreichen Premiere im September vergangenen Jahres bei „Prima-Brilon-Open-Air“ ist das eine machbare Option – und es wäre endlich etwas, auf das man sich bei all diesen dusteren Pandemie-Perspektiven schon mal freuen könnte.
Seit Ende Oktober Funkstille
Denn kulturell ging in den vergangenen Monaten nichts: „Unsere 25. Jubiläums-Jazznacht im Oktober war die letzte Veranstaltung, die wir noch vor 350 Zuschauern gemacht haben. Danach wurde alles abgesagt“, so Mester: Keine Weihnachtsgala mit Pe Werner, keine Zeitreise mit Gitarrenlegende Carl Carlton, kein Weihnachtsoratorium und kein einziges Konzert von Musikvereinen oder Chören. Nichts. Weil die Verträge mit den Künstlern in den meisten Fällen vor der Pandemie geschlossen wurden, gelten die Absagen als höhere Gewalt und die Stadt war damit finanziell aus der Pflicht. Um die Künstler aber nicht im Regen stehen zu lassen, wurden gleich Folge-Verträge geschlossen. Carlton soll nun am 27. November, Pe Werner am 18. Dezember kommen und das Weihnachtsoratorium ist so ein Fall, bei dem sich die zuständigen Ministerin vermutlich kaum Gedanken machen, dass die Devise „Kultur ist möglich!“ nicht auf Knopfdruck funktioniert. Denn Chorproben sind immer noch untersagt. Und so ein Oratorium zaubert man nicht mal eben aus der Hutschachtel.
Viel Arbeit, wenig Resultate
Alle Kulturveranstalter – ob städtisch oder in Vereinsstruktur - haben in diesen schwierigen Zeiten trotz aller Absagen viel zu tun gehabt. „Alte Verträge mussten storniert, neue aufgesetzt werden. Da, wo Veranstaltungen zum Beispiel durch das Kultursekretariat gefördert wurden, mussten neue Mittel beantragt und bewilligte zurückgebucht werden. Jede Menge Arbeit und kein sichtbares Resultat“, ist Thomas Mester frustriert und auch besorgt. Er kennt die Branche aus drei Blickwinkeln: als städtischer Kulturveranstalter, als aktiver Musiker und als Inhaber einer Agentur, die selbst Künstler vermittelt. „Denen geht es richtig schlecht. Die Stimmung ist auf einem Nullpunkt. Nicht jeder Kulturschaffende kann man eben umswitchen und eine andere Arbeit machen. Da herrscht wirklich Existenz-Not.“
Es bleibt die Ungewissheit
Und dann diese ständige Ungewissheit: Das Briloner Kulturprogramm in gedruckter Form hat es im vergangenen Jahr gar nicht erst gegeben. Diesmal soll es im Juli herauskommen. „Im Grunde genommen sind es sehr viele Verschiebungen – Termine, die im letzten Jahr ins Wasser fielen, und die wir jetzt nachholen. Deswegen haben wir auch die Kleinkunsttage, die 2020 erstmal im Bahnhof Brilon-Wald stattfinden sollten, für 2021 gestrichen.“ Neu ist hingegen der „Kultursommer“ ab 23. Juli. „Das wird ein Mix aus Musik, Theater und Kabaret; da sind wir mit Kulibri und dem Besucherring im Gespräch sind. Ich sehe sehr gute Chancen, dass wir das mit dem Kultursommer hinbekommen“, sagt Mester. Zeitlich passt der Rahmen z.B. in die Abschluss-Tour der Berliner Artistenschule, die mit ihrer Absolventen-Show dabei wäre. Ein Open-Air-Theater wäre denkbar und gern möchte Mester auch heimischen Bands und Künstlern ein Forum bieten. Gesetzt ist bereits die Irish-Folk-Formation „The Stokes“.
Fest geplant ist außerdem die Jazznacht im Herbst. Wer kommt, steht noch nicht fest. „Wir hatten mit einer größeren Formation geplant; aber Abstandsregeln gelten nicht nur im Publikum, sondern auch auf der Bühne und das grenzt die Möglichkeiten bei Indoor-Veranstaltungen sehr ein“.
Outdoor als Chance
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Open-Air sieht das etwas anders aus. Der Schulhof gibt den Kulturmachern die Möglichkeit, flexibel zu reagieren. „Wir könne Ein- und Ausgänge kontrollieren und kommen damit schon mal der Auflage der Nachverfolgbarkeit nach. Je nachdem, wie bis dahin die Einschränkungen und Abstandsregeln aussehen, können wir zwischen 250 und 1000 Leute auf dem Platz lassen.“ Kostenfrei gibt es das Open-Air-Vergnügen diesmal nicht. „Wir werden pro Person einen kleinen Betrag von vermutlich fünf Euro erheben. Denn ein Besuch wird nur nach Voranmeldung möglich sein. Und wir möchten nicht, dass sich fünf Leute anmelden, bei unbeständigem Wetter aber zu Hause bleiben, während andere, die gern gekommen wären, leer ausgehen.“
Ab wann wieder Normalität?
Ob und wann in der Kulturszene wieder so etwas wie Normalität einkehrt, kann Thomas Mester auch nur mutmaßen. „Wenn die Besucherzahlen gedeckelt bleiben, wird es sich mancher Veranstalter, der ganz bewusst auf kleinen Bühnen unterwegs ist, zweimal überlegen, ob er den Schlüssel zum Veranstaltungssaal überhaupt rumdreht. Das rechnet sich finanziell nicht. Da haben wir es als Kommune mit einem Kulturauftrag schon etwas einfacher.“ Das erklärt auch, warum das Kerzenkonzert für den 7. Mai mit „Sjaella“ in der Briloner Nikolaikirche noch immer fest im Programm steht und nicht abgesagt wurde. „Das ist so ein Zeichen, wo wir als Stadt Farbe bekennen müssen.“ Da kann Petrus nur nicken...