Hochsauerland. Für Besuche in Kliniken oder im Seniorenheim kosten Bürgertests drei Euro. Doch was kostet ein Test sonst? Was im Regel-Wirrwarr wirklich gilt:
Die neuen Regelungen für Bürgertests haben am ersten Tag für Verwirrung, mitunter für Chaos gesorgt. Und ausbaden müssen es die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in den Testzentren vor Ort.
„Viele Kolleginnen und Kollegen fühlen sich überfordert. Es geht dabei vornehmlich um die Berechtigungen für kostenlose Tests. Da sind die Regularien einfach nicht eindeutig und die Kassenärztlichen Vereinigungen haben inzwischen angedroht, die Bürgertests künftig nicht mehr abzurechnen und auszuzahlen“, sagt der kaufmännische Leiter der Firma Mobile Health Care Logistics GmbH, Uwe Wolff. Seine Firma betreibt u.a. das Testzentrum im Center Parcs Medebach und Zentren an mehreren Orten bundesweit. Für die ersten Tage habe man inzwischen beschlossen, die Testungen wie gehabt vorzunehmen und auf Zuzahlungen und Nachweise ganz zu verzichten. Kommende Woche wolle man mit den KVs in Diskussion treten, wie es weitergehen könne. So jedenfalls nicht.
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„Dass die Bundesländer, Kommunen, Pflege- und Gesundheitseinrichtungen, Testzentren und nicht zuletzt die Bürgerinnen und Bürger bis einen Tag vor dem Auslaufen der Testregelungen keine finale Klarheit darüber hatten, wie es mit den Testungen weitergeht, ist ärgerlich“, hatte NRW-Gesundheitsminister Laumann gesagt und den schwarzen Peter an den Bund weitergeschoben. Und in der Tat scheint die Auslegung der neuen Richtlinien „Auslegungssache“ zu sein. Auf weitere Anfragen verweist die Pressestelle zuständigkeitshalber an das Bundesministerium.
Preisgestaltung für die Testung im Ermessen des Betreibers
Kurios, aber nachvollziehbar: Die verwirrenden Regeln aus Berlin und/oder Düsseldorf sorgen auch dafür, dass die Tests in verschiedenen Testzentren auch unterschiedlich teuer sein können. Uwe Wolff: Wenn jemand komme, der keinen Anspruch auf kostenlose Tests habe, liege die Preisgestaltung für die Testung im Ermessen des Betreibers, der ja irgendwie so kalkulieren müsse, dass es wirtschaftlich sei. So kann es dazu kommen, dass ein Testzentrum 10 Euro nimmt, während ein anderes 12,50 Euro verlangt.
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Entspannt und ohne Hektik versuchen unterdessen Honshang Rezai und seine Frau Shohreh Nateghi im Testzentrum an der Briloner Schützenhalle vorzugehen. Sie haben Handzettel ausliegen, auf denen das Test-Reglement gut verständlich nachzulesen ist. „In den ersten Tagen weisen wir freundlich darauf hin, dass zum Beispiel jemand, der einen Angehörigen im Seniorenheim besuchen möchte, eigentlich einen Nachweis braucht, um von den drei Euro Zuzahlung befreit zu werden. Da sind wir anfangs nicht so streng und glauben den Leuten. Viele Menschen kennen wir, die waren schon häufiger hier. Wir unterstellen ihnen, dass sie ehrlich sind.“ Aber aus Abrechnungsgründen werde man langfristig entsprechende Nachweise brauchen. „Schwieriger wird es, wenn Menschen mit Symptomen kommen. Die schicken wir zum Arzt und weil der in der Regel nicht testet, kommen sie wieder zu uns zurück“, so das Ehepaar. Daher steht auch draußen vor dem Eingang ein großes Schild: „Mit Symptomen, Verdacht oder zum Freitesten kein Zutritt – nur mit Termin.“ Gerade jetzt in der Schützenfest-Zeit habe die Zahl der positiv Getesteten weiter zugenommen.
Unter folgendem Link hat die Bundesregierung die „Spielregeln“ für die Bürgertestungen veröffentlicht und gibt Antworten auf die wichtigsten Fragen. https://www.bundesgesundheitsministerium.de/coronavirus/nationale-teststrategie/faq-covid-19-tests.html . Dort werden die FAQs zu den „neuen Bürgertests“ noch einmal zusammengefasst.
Das NRW-Gesundheitsministerium hat die Corona-Schutzverordnung und die Testverordnung - inhaltlich unverändert - bis zum 28. Juli verlängert.