Winterberg. Die große Kirmes fällt aus, doch auf dem Marktplatz gibt`s Kirmesflair im Kleinformat. Schausteller Dirk Wagner erzählt, wie es der Branche geht.
Der Duft von gebrannten Mandeln, Crêpes und Pommes zieht über den Winterberger Marktplatz. Das Kinderkarussell dreht seine Runden, Kinder fahren winkend vorbei. Klar, richtig Kirmes fühlt sich anders an. Aber es ist zumindest ein kleiner Ersatz für die fehlende große Kirmes. Wir haben mit dem Hagener Schausteller Dirk Wagner gesprochen, der seit 36 Jahren mit der Winterberger Kirmes verbunden ist.
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Lange Familien-Tradition
In den ersten Jahren war er auf der Kirmesmeile mit einem Fischstand vertreten. Seit einigen Jahren ist er mit seinem Kinderkarussell vor Ort. „Wir kommen sehr gerne nach Winterberg. Man kennt uns hier“, erzählt der 56-Jährige. Am Wochenende habe ihn ein 82-jähriger Mann nach seinem Schwiegervater gefragt, den er noch aus seiner Schulzeit kannte und der später dann auch ein Kinderkarussell hatte. „Wir sind eine traditionsreiche Schausteller-Familie in der sechsten Generation“, berichtet Dirk Wagner. Auch die Familie seiner Frau kommt aus der Branche. Und ihre Tochter setzt die Familientradition fort. Sie betreibt einen China-Imbiss, ist allerdings diesmal in Winterberg nicht mit von der Partie. Das hat familiäre Gründe: „Sie hat gerade meinen zweiten Enkel zur Welt gebracht“, freut sich Opa Dirk Wagner.
Bis zum 22. August täglich geöffnet
Nachdem die Winterberger Kirmes im letzten Jahr aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt werden musste, hat sich das für die Kirmes verantwortliche Ordnungsamt der Stadt Winterberg für dieses Jahr ein kleines Ersatzevent überlegt. Und so gibt es noch bis 22. August etwas Kirmesflair auf dem Winterberger Marktplatz. Das Kinderkarussell und die vier Buden haben täglich von 11 bis 21 Uhr geöffnet.
Fester Termin im Jahreskalender
Die Winterberger Kirmes ist für seine Familie ein fester Termin im Jahreskalender. „Vorher sind wir immer auf der Cranger Kirmes. Dann kommen wir aus dem tiefsten Ruhrgebiet ins Sauerland. Das ist eine andere Welt“, schmunzelt der 56-Jährige. Er ist Schausteller mit Leib und Seele und Vorsitzender der Hagener Schaustellervereinigung, der 90 Betriebe angehören. Und so hat er nicht nur selbst erfahren, welche drastischen Folgen die Corona-Pandemie für das Schausteller-Gewerbe hat, sondern weiß auch von vielen Kollegen, die sehr harte eineinhalb Jahre hinter sich haben: „2019 war noch ein sehr gutes Jahr, aber nach dem Weihnachtsmarkt in Hagen ging es quasi von 100 auf Null. Keine Branche hat es so getroffen wie uns.“ Deshalb ist er dankbar über die staatliche Hilfen, mit denen sich viele Schausteller in dieser schweren Zeit über Wasser gehalten haben. Er selbst hat zumindest noch ein zweites Standbein, das jedoch zuerst unter Corona, dann unter dem diesjährigen Sommerwetter gelitten hat. Denn: Dirk Wagener ist Inhaber einer Eisdiele in Hagen.
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Kleines Ersatz-Event
Für ihn ist es inzwischen selbstverständlich geworden, sich schnell an die jeweils geltenden Hygiene- und Abstandsvorgaben anzupassen. Und gemeinsam mit anderen Schaustellern hat er nach Möglichkeiten gesucht, trotz der Pandemie noch arbeiten zu können. Und so ist er froh, dass zumindest einige Pop-Up-Kirmes-Veranstaltungen auf abgesperrtem Gelände möglich waren. Für Winterberg habe sich dann die Möglichkeit zu diesem kleinen Ersatz-Event ergeben. „Das ist natürlich kein Ersatz für eine Volksfest-Veranstaltung, aber wir sind froh, dass wir überhaupt Geld verdienen können. Wir sind mit dem Wochenende sehr zufrieden“, zieht Dirk Wagner eine erste Zwischenbilanz.
Blick in die Zukunft
In die Zukunft blickt er - wie viele in seiner Branche - mit gemischten Gefühlen: „Grundsätzlich bin ich ein positiver Mensch, aber es gibt auch viel Unsicherheit, weil man nicht weiß, wie es weitergeht. In den vergangenen zehn Jahren hat sich für uns viel verändert und es ist vieles schwieriger geworden.“ Sorgen bereitet ihm zum Beispiel auch der zunehmende Personalmangel. „Wir hoffen, dass wir bald wieder zur Normalität zurückkehren können“, wünscht sich Dirk Wagener. Und bis dahin freut er sich, dass er „endlich wieder Kinderaugen zum Leuchten bringen kann“. Allerdings: Wer in seinem „Kindertraum mitfahren möchte, muss eine Maske tragen.
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