Brilon. Brilon weist die prozentual am stärksten steigende touristische Entwicklung Hochsauerland auf. Mehrere attraktive Projekte sind in der Pipeline.
Corona zum Trotz: In diesem Jahr wächst die Beherbergungsbranche vonBrilon um rund 350 Betten. Das sind - ohne den Übernachtungs-Platzhirsch am Kurpark - mehr Betten, als alle Hotels und Gasthöfe im Stadtgebiet gemeinsam vorhalten. Und etwa die gleiche Anzahl steckt noch in der Projekt-Pipeline. Zwischen 2010 und 2019 hat sich die Zahl der Übernachtungen in der Stadt des Waldes fast verfünffacht.
Damit, so Tourismus-Chef Rüdiger Strenger, sei Brilon der „wachstumsstärkste Tourismusort des Sauerlandes“. Bei Interpretation der Zahlen müsse berücksichtigt werden, dass heute sowohl das Reichsbund-Heim wie auch die Suchtklinik Brilon-Wald mit jeweils bis zu 50.000 institutionalisierten Übernachtungen nicht mehr in die Gästezahlen einfließen.
„Waldbahnhof-Hotel“ und Kahle Hohl Themen im Rat
Der Rat Brilon befasst sich Mittwoch, 30. Juni, in der Schützenhalle Brilon mit der für den Bau des neuen „Waldbahnhof-Hotels“ erforderlichen Bauleitplanung.Das außergewöhnliche, mit drei integrierten Waggons konzipierte Projekt ist mit 13 Millionen Euro kalkuliert.Das Projekt ist um 17.30 Uhr zunächst Gegenstand einer nichtöffentlichen Sitzung, gegen 18 Uhr geht es öffentlich weiter.Darin geht es u.a. um kommunale Zuschüsse für private Photovoltaikanlagen in Höhe von 500 Euro, die Aufhebung der Bauleitplanung für das am Kahlen Hohl nicht weiter verfolgte Feriendorf Gut Petershagen und den Antrag der acht Ratsmitglieder von BBL, Grünen, FDP und Linke, auf dieser Fläche ein Naturschutzgebiet auszuweisen.
Klar, an Krösus Winterberg mit seinen rund 1,2 Millionen Übernachtungen kommt Brilon nicht heran. 374.095 Besucher steuerten das Dach des Landes an . Dagegen nehmen sich die 46.461 Gäste mit ihren 154.896 Übernachtungen in Brilon geradezu bescheiden aus.
Allerdings erfasst die Tourismus-Statistik nur Betriebe ab zehn Betten. Darüber hinaus, so Rüdiger Strenger, gebe es stadtweit rund 750 privat angebotene Betten in kleinen Ferienwohnungen, die nicht in die Statistik einfließen. Insgesamt dürfte Brilon - Stand heute - für rund 280.000 Übernachtungen und einen touristischen Umsatz von rund 28 Millionen Euro gut sein. Perspektivisch seien rund 400.000 Übernachtungen möglich.
Ferienwohnungen statt roter Laterne
2020 habe Brilon corona-bedingt nur etwa zehn Prozent gegenüber 2019 verloren. Dabei ist nicht berücksichtigt, dass 2019 die für rund 15.000 Übernachtungen gute Jugendherberge wegen Modernisierungsarbeiten geschlossen war und das Buiterling-Hotel in der Bahnhofstraße noch nicht eröffnet hatte.
In allernächster Zeit solldas Hotel und die Gastronomie im Bahnhof Brilon-Wald an den Start gehen. 52 Betten wird es dort geben, etwa gleich viel sind es knapp anderthalb Kilometer weiter in Richtung Willingen. Dort erwacht das „Schlosshotel“ nach längerem Leerstand zu neuem Leben.
Und auch am entgegengesetzten Ende von Brilon-Wald tut sich was: Das ehemalige „Jagdhaus Schellhorn“, an dem rund 20 Jahre die rote Laterne hing, wird von seinen neuen Eigentümern mit einer Handvoll Ferienwohnungen ausgestattet.
Neue Ferienwohnungs-Anlagen entstehen auf zwei Bauernhof-Projekten in Nehden - für Kinder ist u.a. eine Spielscheune vorgesehen - und auch am Derkerstein in Brilon, in Nähe des Skilifts, wird eine ehemalige Gaststätte zu einer Ferienwohnungsanlage mit etwa 30 Betten umgebaut.
Zerstörte Wald- und Wanderwege schnellstens instand setzen
Gruppenwohnungen bietet demnächst auch der Eigentümer des Gasthofs Plett in Messinghausen an, und in der Strackestraße in Brilon ist der Umbau des ehemaligen Gasthofs Bärenfänger zu einem Boarding-House spruchreif. Der Briloner Unternehmer Ferdi Nolte (Fa. BMS) hat das Objekt erworben. Darin werden elf Appartements eingerichtet, die für kürzere und längere geschäftliche Aufenthalte in Brilon gedacht und entsprechen digital ausgestattet sind. Und nach dem Scheitern des Feriendorfs Gut Petershagen nehmen die Initiatoren am Haidknückel mit dem - so der Projektname - Gut Pferdeberg einen neuen Anlauf mit ähnlichem Konzept.
Impulsgeber für die guten Zahlen – laut Rüdiger Strenger werden vor allem autonome Urlaubsformen wie Ferienwohnungen und der Campingplatz stark gebucht - ist das Wander- und Bike-Angebot. Brilon sei eines der „Top-Outdoor-Zentren des Sauerlandes“. Dessen Sicherstellung und Ausbau sei Grundvoraussetzung für den touristischen Erfolg. Deshalb müsse die schnellstmögliche Instandsetzung der durch die Abfuhr des Borkenkäferholzes zerstörten Wanderwege höchste Priorität erhalten.