An Rhein und Ruhr. Frauen begeistern sich mehr und mehr für die Jagd, heißt es. Der mitgliederstärkste Landesjagdverband hat nun erstmals eine Präsidentin.
Frauen sind in der Jägerschaft in der Minderheit, ihr Anteil nimmt aber seit Jahren stetig zu. Mit Nicole Heitzig, einer 48-jährigen Richterin aus Brilon im Hochsauerlandkreis, hat der 65.000 Mitglieder starke Landesjagdverband Nordrhein-Westfalen (LJV) nun erstmals eine Präsidentin.
Heitzig wurde auf einer Online-Mitgliederversammlung mit 95% der Stimmen von 1400 Teilnehmern gewählt, teilte der LJV am Sonntag (14. März 2021) mit. Heitzig führt die Kreisjägerschaft im Hochsauerland ist beruflich als Amtsrichterin in Paderborn tätig. Sie löst Ralph Müller-Schallenberg ab, der nach neun Jahren an der Spitze des LJV nicht mehr kandidiert hatte.
Ein Drittel Frauen bei Jungjäger-Lehrgängen
„Ich möchte um mehr Verständnis für Jagd und Jäger in der Öffentlichkeit werben“, erkläre die neue LJV-Präsidentin.. Dazu gehöre eine starke Vertretung gegenüber „politischen Strömungen, die die Jagd immer mehr in den Bereich des Wildtiermanagements drängen oder als andere Extremposition ganz abschaffen wollen“., so Heitzig weiter. Als weitere wichtige Themen nannte sie Jagdethik und Waidgerechtigkeit.
Der Frauenanteil im Landesjagdverband hat sich seit dem Jahr 2000 auf jetzt etwa 12% verdoppelt (Anteil bundesweit heute: etwa 7%, aber ebenfalls steigend). Er wird aber weiter zunehmen, in Jungjäger-Lehrgängen stellen Frauen den Angaben zufolge bereits gut ein Drittel der Teilnehmer. NRW ist der bundesweit erste Landesjagdverband mit einer Präsidentin - und dabei auch der mitgliederstärkste.
Müller-Schallenberg zum Ehrenpräsidenten gewählt
Amtsvorgänger Ralph Müller-Schallenberg wurde zum Ehrenpräsidenten des LJV gewählt. Er hatte den Protest gegen das Jagdgesetz der früheren rot-grünen Landesregierung, der am 18. März 2015 in einer Großdemo mit 15.000 Teilnehmern vor dem Landtag in Düsseldorf gipfelte. Die aktuelle schwarz-gelbe Landesregierung hat wesentliche Teile des Gesetzes wieder zurückgenommen.
Müller-Schallenberg (ebenfalls Jurist aber Anwalt) bleibt Vizepräsident des Deutschen Jagdverbandes. „Die Mitglieder des Landesjagdverbandes haben heute Geschichte geschrieben“, sagte Müller-Schallenberg - und meinte damit allerdings die Einführung einer LJV-Jagdbeitrages von 45 Euro jährlich. Er ersetzt die 2019 wegen verfassungsrechtlicher Bedenken in NRW eingestellte Jagdabgabe, die ebenfalls 45 Euro betragen hatte.
Jagdbeitrag ersetzt die weggefallene Jagdabgabe
Das Konzept für den Jagdbeitrag war auf der neuneinhalbstündigen (!) Online-Sitzung gebilligt worden. Mit dem Geld sollen Gemeinschaftsaufgaben wie der Unterhalt von Schießständen bestritten werden. Eine Finanzierung war nach dem Wegfall der Jagdabgabe dringend nötig.